In der Szene werden sie Publicists genannt, die Publicity-Manager der Stars, die genaue Vorstellungen von einem Shooting haben. Das Setting, die Farbe der Socken, der Kaloriengehalt der Buffet-Häppchen. Bestimmer über alles.
Publicists sind bei Fotografen ungefähr so beliebt wie ungünstiger Lichteinfall.
In seinem Buch „The Light Between Us“ hat Modefotograf Vincent Peters jetzt Bilder veröffentlicht, die den Publicists zwar genehm waren, die es jedoch nicht immer auf die Cover der Hochglanzmagazine schafften.
Beispiel Emma Watson. Bei einem Shooting für die „Vogue“ kommen Peters und die Schauspielerin auf die Idee, ihr weiße Farbe ins Gesicht zu schmieren. „Ihr Publicist war dagegen, aber sie fand das nun mal gut“, sagt Peters. Und so blickt sie im Buch wie ein Geist in die Kamera.
230 Seiten Minimalismus, viel Schwarz-Weiß
Peters erzählt die Geschichte als Anekdote unter vielen. Er redet schnell und viel. Die vergangenen Wochen waren anstrengend, endlich ist sein Buch auf dem Markt. 230 Seiten Minimalismus, viel Schwarz-Weiß, ein Werk der leisen Töne. Verkörpert durch ein Who is Who der internationalen A-Prominenz.
Da ist Angelina Jolie, nur im Spiegelbild fotografiert, ein lasziver Blick über Bande. Model und Schauspielerin Laetitia Casta, die sich ein Bettlaken über den Kopf stülpt, David Beckham mit blutendem Kopf. Einige Prominente hat er auch hinter der Linse gehabt. Mickey Rourke bittet ihn vor einem Shoot an die Bar. Während eines Jobs mit der Band U2 ruft Peters Verlobte an und will die Trennung. Danach zieht er mit Sänger Bono durch die Kneipen. „Ich begegne den Menschen nie als Fan“, verrät er sein Geheimnis. Der 45-Jährige selbst ist nur Insidern ein Begriff. Aufgewachsen in Bremen, wo er nach eigener Aussage in sämtlichen Schulen durchfällt, treibt es ihn nach New York. Dort bringt ein Fotoshoot mit Sängerin Beyoncé den Durchbruch.
Als Pflaster für Fotografen taugt Berlin nicht
Peters ist immer unterwegs. Doch an eine Stadt hat er sein Herz verloren. „Würde ich heute eine Berlinerin kennenlernen, würde ich morgen dort hinziehen und sie heiraten“, sagt er. Berlin sei so spannend, weil man nie wisse, wie es dort in fünf Jahren aussehe. Auch seine Schwester wohne hier.
Doch als Pflaster für Fotografen tauge die Stadt nicht. Peters attestiert einen Nachkriegskomplex, der für die gesamte Republik gelte. „Es wird nur importiert. Nicht mal die deutsche ‚Vogue‘ bucht deutsche Fotografen.“ Und es fehle an Stars mit internationalem Format. So findet man in „The Light Between Us“ auch nur einen deutschen Vertreter. Weil sie aussieht wie Romy Schneider, wollte Peters unbedingt mit Yvonne Catterfeld arbeiten. „Die Ähnlichkeit ist unglaublich, aber natürlich ist das auf den Fotos vor allem Yvonne“, sagt er.
Eine Talkshow war es, die ihn dazu bewegte, einen Teil seiner Bucheinnahmen zu spenden. Bei Markus Lanz ging es einst um das Buch „Deutschland misshandelt seine Kinder“ von zwei Gerichtsmedizinern der Charité. Das Geld soll an die Gewaltschutzambulanz des Universitätsklinikums gehen. „Ich fand es einfach unfassbar, dass in Deutschland fast jeden Tag ein Kind durch häusliche Gewalt stirbt“, sagt Peters. „Und wir freuen uns sehr über die Unterstützung von ihm“, sagt Saskia Etzold, Stellvertretende Ärztliche Leiterin der Gewaltschutzambulanz. „Für uns ist es etwas Besonderes, dass sich ein international so erfolgreicher Fotograf für Menschen engagiert, die Opfer von Gewalt geworden sind.“