Nach fünf Monaten Bauzeit ist die Wiederherstellung der südlichen Kolonnade der Glienicker Brücke pünktlich zum Mauerfall-Jubiläum abgeschlossen. Bald dreht dort Steven Spielberg einen Spionagefilm.

Fünf Monate haben die Arbeiten gedauert, pünktlich zum Mauerfall-Jubiläum sind die Hüllen gefallen: Die südliche Kolonnade der Glienicker Brücke ist saniert. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hatte zur Rettung der neu-barocken Sandsteinsäulen rund 53.000 Euro gesammelt, die Stadt Potsdam übernahm den größten Anteil. Etwa 330.000 Euro kostete es, die Kolonnade standsicher zu machen und sie zu putzen.

Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) zeigte sich am Donnerstag erleichtert. „Ich bin froh, dass es rechtzeitig geschafft wurde – nicht nur wegen der für kommenden Sonntag und Montag geplanten Feierlichkeiten zur friedlichen Revolution an der Brücke“, so Jakobs. „Danach kann Steven Spielberg hier seinen Agentenfilm drehen und unsere schönen neuen Säulen stark ins Bild setzen.“

Voraussichtlich bis Anfang Dezember wird Star-Regisseur Spielberg mit Oscar-Preisträger Tom Hanks in Berlin und Brandenburg drehen. Die Glienicker Brücke in Potsdam soll dafür gesperrt werden. Der Streifen mit dem Arbeitstitel „St. James Place“ spielt während des Kalten Krieges der 60er-Jahre in Berlin und Moskau. Derzeit dreht das Team in Polen. Neben Hollywoodstar Hanks hat Spielberg die deutschen Schauspieler Sebastian Koch aus dem Film „Das Leben der Anderen“ und Burghard Klaußner aus „Das weiße Band“ engagiert. Unter den weiteren Darstellern sind Mark Rylance und Amy Ryan.

Wahre Geschichte: „Bridge of Spies“

Das Drehbuch für den Thriller haben die amerikanischen Brüder Ethan und Joel Coen gemeinsam mit Matt Charman geschrieben. Erzählt wird die wahre Geschichte des US-Piloten Francis Gary Powers, der von den Sowjets gefangen genommen und in der Mitte der 146 Meter langen Glienicker Brücke ausgetauscht wurde – auf der „Bridge of Spies“. In den Morgenstunden des 10. Februar 1962 wechselten der CIA-Spion und Air-Force-Pilot Powers und der KGB-Agent Rudolf Iwanowitsch Abel einst in einer spektakulären Aktion die Seiten. Verhandlungsführer der USA war damals der Anwalt James B. Donovan. Ihn spielt Tom Hanks. Zwischen 1962 und 1986 war die Glienicker Brücke dreimal Schauplatz eines Agentenaustauschs. So wurde sie als Agentenbrücke zwischen West und Ost im Kalten Krieg weltberühmt.

Ehe Regisseur Spielberg die Brücke ins Scheinwerferlicht rückt, wird sie Schauplatz der Jubiläumsfeierlichkeiten zum 25 Jahrestag des Mauerfalls. Ab Juli 1953 war die Verbindung zwischen Berlin und Potsdam gesperrt. Nur wer eine Sondergenehmigung hatte, durfte den Übergang passieren. Am 9. November 1989, als die Mauer fiel, blieb diese Nahtstelle zwischen Ost und West zunächst noch verschlossen. Weiterhin patrouillierten dort die Wachsoldaten.

Erst einen Tag nach der Maueröffnung, am Freitag, den 10. November, wurde auch sie freigegeben. „Daran wird zum Jubiläum um 18 Uhr auf der Brücke erinnert“, kündigt Oberbürgermeister Jakobs an. Die Veranstaltung der Landeshauptstadt in Kooperation mit der Fördergemeinschaft Lindenstraße 54 steht unter dem Motto „Aus dem Dunkel ins Licht: Gedenken, Erinnern, Strahlen“. Auf einer Bühne werden Zeitzeugen interviewt. Die Veranstalter zeigen auf einer großen Leinwand Bilder von damals. Am späten Abend soll die Brücke farbig angeleuchtet werden.

„Inzwischen fahren jeden Tag 15.000 Autos und 1000 Fahrradfahrer über die Brücke“, so Oberbürgermeister Jakobs. Seit 1990 gehört das Bauwerk mit den umliegenden Schlössern und Parkanlagen zum Unesco-Welterbe. Entstanden war es im 17. Jahrhundert als schmaler Holzübergang. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde dann die „plumpe Eisenkonstruktion“ gebaut, wie die Fachwelt damals spöttelte. Niemand hätte gedacht, dass sie derart berühmt wird. Heute vergeht keine halbe Stunde, in der sich nicht Touristen aus aller Welt auf der Glienicker Brücke fotografieren lassen – oder sich selbst fotografieren.

Risse und Rost an der südlichen Kolonnade

Nun können sich die Besucher auch wieder vor der südlichen Kolonnade ablichten lassen. „Sie war stark einsturzgefährdet“, sagte Jakobs. Risse hatten sich gebildet. Denn die inneren Stahlverbindungen rosteten und blähten sich auf. Der Stahl wurde erneuert. „Das hält nun um die 200 Jahre“, sagte der Potsdamer Bauingenieur Thomas Bolze. Die aus Wünschelburger Sandstein bestehenden Säulen wurden mit Kupferschlacke gereinigt, so sein Kollege Enrico Böttcher von der Dresdner Bau- und Denkmalpflegefirma Fuchs + Girke.

Die beiden Unternehmen hatten den Auftrag nach einer Ausschreibung erhalten. Der einst verwendete Sandstein hat sich als robustes Material erwiesen – im Gegensatz zum Stahlkern. Damit alles perfekt ist, wurde hinter der südliche Kolonnade, wo bis vor wenigen Tagen die Geräte für die Bauarbeiten standen, noch schnell Rollrasen verlegt. „Schön wäre es, wenn wir auch bald die nördliche Kolonnade gegenüber sanieren könnten“, sagte Oberbürgermeister Jakobs.

Die Potsdamer Außenstellenleiterin der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, Heidi Gerber, zeigte sich optimistisch, dass auch dafür Spenden zusammenkommen: „17.000 Euro haben wir schon gesammelt.“ Vor zwei Jahren war eine einzelne Pylone, eine Stele, neben der Villa Schöningen dank Spenden bereits restauriert worden. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hat in Potsdam seit 1990 über 60 Denkmäler gefördert – mit knapp sieben Millionen Euro.