Best of Berlin

Zehn coole Orte, um mal richtig zu versacken

| Lesedauer: 8 Minuten
Tina Molin

Foto: ddp / ddp/DDP

Eine schreckliche Frage: "Was machen wir am Wochenende?" Schrecklich, denn: Es gibt so viele Antworten. In "Best of Berlin" sagen wir Ihnen, was Sie mal ausprobieren sollten. Dieses Mal haben wir für Sie zehn Berliner Kneipen besucht, in denen man richtig Spaß haben kann.

Trinkteufel

Der „Trinkteufel“ ist eine ehrliche Kreuzberger Kneipe, bei der es ums Wesentliche geht: Saufen. Unter dem riesigen, silbernen Teufelstotenkopf an der Bar betrinken sich herrlich schauerliche Gestalten, die eine Zierde für jede Halloween-Party wären: Grufties mit roten Teufelshörnchenhaaren, Punkerinnen mit kahlgeschorenem Schädel oder Rocker mit einem Kilo Piercings im Gesicht. Dazu läuft eine ambitionierte Musikauswahl von Punkrock bis Rock’n’Roll, aber gerne auch Erst- und Zweitligafußballspiele. Auf Essen muss man im „Trinkteufel“ verzichten, nicht aber auf Fanartikel der Kneipe. Ob sich Pete Doherty Anfang Dezember ein Shirt gekauft hat, bevor er aus der Kneipe fiel und mit seinem Glas, eine Autoscheibe zertrümmerte, ist leider nicht bekannt.

Naunynstraße 60, Kreuzberg, Mo.-Do., 13-4 Uhr, Freitag bis Sonntag durchgehend, Tel. 614 71 28

www.trinkteufel.de

Franken Bar

Der „Franken“ ist Headbangers Paradise. Die Kiez-Kneipe gegenüber der legendären Konzertlocation „SO36“ ist eine Institution für Berliner Punk- und Rock-Fans. Nicht nur vor den Live-Gigs im „SO36“ ist die Kneipe eine sichere Adresse zum Warmtrinken – auch danach. Wobei die meisten Gäste weniger ein gepflegtes Feierabendbier einnehmen, sondern sich eher dem „feucht fröhlichen“ Besäufnis hingeben, denn die Kneipe ist auch noch geöffnet, wenn alle anderen bereits geschlossen haben. Bis frühmorgens dröhnt Rock aus den Boxen, die Biere sind riesig (es gibt auch Astra) und kalt, die Luft rauchgeschwängert, die Typen hart, die Ladys noch härter und die Toiletten versifft. Was braucht das Rock’n’Roll-Herz mehr?

Oranienstraße 19a, Kreuzberg, täglich ab 20 Uhr geöffnet

www.franken-bar.de

August Fengler

Das „August Fengler“ ist Kneipe und Club in einem. Seit 1936 gibt es die Wirtschaft im „LSD-Viertel“ bereits und spätestens seit den 90ern ist das „Fengler“ ein Magnet für trinkfreudige Partygänger. Junge und alte Kiez-Bewohner treffen sich in der kleinen, kuscheligen Bar, wer sich viel zu erzählen hat, bleibt einfach vor der Tür stehen und quatscht, weil es drinnen zu laut ist. Ab 22 Uhr legen DJs Soul, Funk und House auf, dann verwandelt sich die Kneipe in einen Dancefloor und so mancher Gast, der nur auf einen Cuba Libre vorbeischauen wollte, torkelt erst im Morgengrauen aus dem „Fengler“ – wenn neue Gäste nach ihre Disconacht auf einen Absacker vorbeischauen.

Lychener Straße 11, Prenzlauer Berg, Tel. 44 35 66 40

www.augustfengler.de

Feuermelder T.R.I.N.K. Bar

Die Kneipe auf dem Simon-Dach-Kiez ist ein Anlaufort für Fans von harter Musik, schräger Gestalten und billiger Getränke. Das Ambiente ist duster und ganz schön trashig mit vielen Totenköpfe, Rosengirlanden, Augen im Einweckglas und Hörspielen auf der Toilette. An der Bar halten sich lederbejackte Linke an ihren Bieren fest und auch die Barleute kippen gerne mal zwischendurch einen Kurzen. Beim „Auf-die-Fesse-Faktor“ gehen die Meinungen auseinander, manch einer schwärmt von den netten Gästen, andere machten unliebsame Erfahrungen.

Krossener Straße 24, Friedrichshain, Mo.-Sbd., ab 14 Uhr, So. ab 13 Uhr, Tel. 97 00 20 86

Paules Metal Eck

Die Kneipe ist selbst für Berliner ein Unikat und glücklicherweise verirren sich trotz der Lage im Simon-Dach-Kiez kaum Touristen in „Paules Metal Eck“. Im holzvertäftelten und rauchgeschwängerten Ambiente läuft seit 13 Jahren Death-Metal-Mucke, wobei die passenden Napalm-Sodom-Trash-Videos auf großen Plasma-Bildschirmen laufen. Die Lautstärke verhindert zwar jedes Gespräche, macht aber nichts, denn viel reden, will hier eh keiner. Lieber noch ein Bier (Guiness) trinken, Videos gucken, Glimmstengel im Zehn-Minuten-Takt anheizen oder Billard spielen. Die maulfaulen Gestalten, erweisen sich jedoch auf den zweiten Blick als super nett und auch die Barleute sind freundlich, bedienen selbst nicht Langhaarige und erfüllen sogar Wünsche nach einem Kakao.

Krossener Straße 15 / Ecke Simon-Dach-Straße, Friedrichshain, täglich ab 19 Uhr geöffnet, im Sommer ab 17 Uhr, Tel. 291 16 24

www.paules-metal-eck.de

Zur fetten Ecke

Die urige Kneipe liegt gegenüber dem „Lido“ mitten im angesagten „Wrangel-Kiez“, sie wird vom Party-Kollektiv Pyonen betrieben und die Unterhaltung gibt’s quasi kostenlos dazu. Raver, Joggingjacken-Träger und Goa-Hippies lümmeln in den alten Samt-Sofas oder warten am Western-Saloon-Holztresen. Man weiß nie, ob es vor, nach oder während der Party ist, denn die DJs spielen lautstark Jazz, Funk und Techno – bis mal wieder die Polizei kommt. Die Luft kann man mit der Schere schneiden, die Bierkarte ist üppig bestückt etwa mit Tannenzäpfle und die Kennenlernquote ist für Berliner Verhältnisse hoch.

Schlesische Straße 16 / Ecke Cuvrystraße, täglich ab 15 Uhr, Kreuzberg, Tel. 446 16 99

Altberlin

In Mitte ist die Kneipenkultur sehr schwach ausgeprägt, umso besser, dass es das „Altberlin“ gibt – liebevoll auch nach seinen ehemaligen Besitzern „Heinz und Inge“ genannt. Die Bierstube hat die DDR überlebt und ist nun der einzige authentische Trinktempel im Flagshipstore-Coffeetogo-verseuchten Hackeschen Markt. In der alten holzvertäfelten Schwemme kann es abends durchaus sehr eng, heiß und verraucht werden. Bei so viel Körperkontakt kommt man schnell mit den anderen Gästen ins Gespräch – Englischkenntnisse sind dabei von Vorteil. Dicht an Dicht drängen sich spanische Touristen, Werber und verkappte Schauspieler, willkommen zum intellektuellen-interkulturellen Geplauder in der Räucherhöhle.

Münzstraße 23, Mitte, Mo.-Sbd., 18-2 Uhr, Tel. 281 96 87

Diener Tattersall

Der Diener im „ehemaligen Tattersall des Westens“ hat sich seit seiner Gründung 1896 seine Patina erhalten. Die altehrwürdige Kneipe am Savignyplatz wurde 1954 vom Schwergewichtsboxer Franz Diener übernommen und zu einem Künstlertreff verwandelt. Herbert von Karajan, Hildegard Knef und Harald Juhnke waren Stammgäste, zischten Bier sowie Bitzelwasser (Mineralwasser) und labten sich an Hausmannskost wie Königsberger Klopse. Auch heute ist im „Diener“ alles noch beim alten und Schauspieler Manfred Krug oder Ulla Meineke halten die Künstlertradition aufrecht.

Grolmannstraße 47, Charlottenburg, täglich ab 18 Uhr geöffnet, Tel. 881 53 29

www.diener-tattersall.de

Die kleine Weltlaterne

Obwohl es die „Kleine Weltlaterne“ schon seit 48 Jahren gibt, ist sie selbst unter Westberlinern ein kleiner Geheimtipp. Besitzerin Hertha Fiedler benannte ihre Kneipe nach dem gleichnamigen Buch von Peter Bamm und schnell wurde die kultige Destille zum Künstlertreffpunkt von Henry Miller, Curd Jürgens und Friedrich Dürrnmatt. Das Interieur schwankt heute zwischen Kitsch und Kunst, da die Wände mit allerlei alten Erinnerungen tapeziert sind: Gemälden von prominenten Besuchern, Akte, Gedichte und Zeichnungen. Am Mittwoch, Donnerstag und Samstag gibt es Live-Musik, dann erfreuen sich die Gäste an der tollen Jazz-Musikern, darunter auch gerne mal der ausgezeichnete Pianisten – und Playboy Rolf Eden.

Nestorstraße 22, Wilmersdorf, Mo.-Sbd., ab 20 Uhr, Eintritt frei, Tel. 892 65 85

www.diekleineweltlaterne.de

Zur Linde

Die gemütliche Berliner Kneipe wird nicht nur vom typischen Eckkneipen-Publikum frequentiert. An den Holztischen im Wirtsraum sitzen neben verwahrlosten Schriftstellern jede Menge Studenten, philosophieren, reden und rauchen. Seit kurzem ist die „Linde“ im 21. Jahrhundert angekommen: Es gibt free W-Lan. Abends bedienen sich die Gäste selbst am Tresen, die Bierauswahl ist riesig, die Preise günstig und wer nicht quatschen will, leiht sich einfach eines der Gesellschaftsspiele am Tresen aus.

Sophie-Charlotten-Straße 97, Charlottenburg, Tel. 322 82 81

www.zurlindeberlin.de