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Monster-Wels: In diesen Berliner Seen lauern die Kolosse

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Riesige Welse sind auch in Berlin Seen und Flüssen zu finden. Das Foto stammt vom  Anglerverein Wels e.V.

Riesige Welse sind auch in Berlin Seen und Flüssen zu finden. Das Foto stammt vom Anglerverein Wels e.V.

Foto: Patrick Burzynski

In Italien wurde ein Riesen-Wels gefangen. Kommen die Giganten der Flüsse und Seen auch in Berlin vor? Ein Anglerverein gibt Auskunft.

  • In Italien wurde ein drei Meter langer Wels gefangen
  • Berliner Angler berichten: Auch in heimsischen Gewässern gibt es vergleichbare Kolosse
  • Besonders betroffen: Krumme Lanke und Schlachtensee

Berlin. Einen Riesenwels, wie er gerade in Italien gefangen wurde, kann Berlin auch bieten. Vielleicht nicht drei Meter lang, aber mehr als zwei Meter sind keine Seltenheit. „Erst im vergangenen Jahr haben wir einen 2,20 Meter langen Wels im Schlachtensee gefangen“, sagt Patrick Burzynski, zweiter Vorsitzender des Anglervereins Wels e.V. Der Verein besteht seit 90 Jahren und ist Pächter von Schlachtensee und Krumme Lanke.

Was der Name des Vereins schon verrät, kann Burzynski auch bestätigen: „Die beiden Seen sind voller Welse.“ Etwa 50 Stück würden sie jedes Jahr herausziehen, sie landen dann gekocht oder gebraten auf dem Tisch. Dabei gebe es auch jede Menge Riesenformate, die zwischen 1,80 und 2,20 Meter sind.

Die meisten Welse befänden sich im Schlachtensee, sagt der Angler. Das liege daran, dass der See größer und tiefer sei. Etwa neun Meter ist er an der tiefsten Stelle. Aber das heißt nicht, dass Schwimmer in der Krummen Lanke kaum einem Wels begegnen. Die beiden Seen sind an der Fischerhütte durch einen Tunnel verbunden. Die Tiere nutzen den auch, um sich hin- und herzubewegen.

2008 wurde eine Schwimmerin von einem Wels angegriffen

Dass die Welse auch gefährlich werden können, musste eine Schwimmerin vor 15 Jahren erfahren. Ein Riesenwels hatte die Frau 2008 im Schlachtensee angegriffen und mit seinem Maul am Bein verletzt. Welse haben zwei Platten am Maul, die wie Sandpapier funktionieren. Sie musste anschließend im Krankenhaus behandelt werden. Fast 15 Zentimeter lang war die Schürfwunde.

Allerdings konnte der Vorfall eher mit Notwehr erklärt werden. Es war Laichzeit – in dieser Zeit suchen sich die Fische ihr Revier, das sie gegen alle Eindringlinge verteidigen. Egal, was ihnen dann vor das Maul kommt, ob Stock oder Bein, sie beißen zu, hatte damals eine Biologin erklärt.

Seitdem sind einige Badegäste auf die Badestellen an der Krummen Lanke ausgewichen, was eine Begegnung wie gesagt nicht ausschließt. „Es sind die schönesten Badeseen in Berlin“, schwärmt Patrick Burzynski. Nur hätten sie ein Problem. Je mehr Badegäste, desto mehr Müll. Und die Sichttiefe, die nach der Badesaison bei bis zu vier Metern liege, sei im Sommer höchstens bei einem Meter. Das sei auch auf die starke Nutzung des Sees zurückzuführen.

Schlachtensee und Krumme Lanke sind mit die fischreichsten Gewässer

Aber nicht nur Welse schwimmen in den beiden Seen. „Es sind mit die fischreichsten Gewässer in Berlin“, sagt Burzynski. Hechte und Karpfen gäbe es jede Menge, aber auch andere Arten wie Barsch, Aale, Rotfedern und Plötzen. Damit sind die beiden Seen für Angler eine reichhaltige Fundgrube.

Typische „Großwels“-Gewässer seien die Berliner Gewässer jedoch nicht, sagt Derk Ehlert, Wildtierreferent in der Senatsverwaltung für Umwelt. Dazu gehörten eher größere Ströme wie Rhein, Oder, Elbe oder wie bei dem Rekordfisch aus Italien der Po oder auch der Ebro in Spanien.

So kann zum Beispiel die Berliner Wasserschutzpolizei mit dem Anglerverein vom Schlachtensee nicht mithalten. Sie hat nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr einen toten Wels aus dem Tegeler See geborgen. Dieser maß 1,70 Meter. Der längste vom Fischereiamt Berlin nachgewiesene Wels war 1,55 Meter groß.

Fischarten in Berliner Gewässern haben zugenommen

Generell sind Aal, Zander, Hecht, Karpfen. Blei, Plötze und Barsch die mit Abstand am häufigsten anzutreffenden Fische in Berliner Gewässern. „Sehr gut vertreten sind sie zum Beispiel im Plötzensee und im Wannsee“, sagt Ehlert. In denselben Gewässern käme auch der Hecht vor, während im Schlachtensee und der Krummen Lanke eher der Wels als Raubfisch vertreten sei.

Insgesamt habe nicht der Fischbestand zugenommen, sondern die Fischartenzahl, so der Stadtnaturexperte. Dieser Artenreichtum sei ein gutes Zeichen und spreche für die verbesserte Wasserqualität. Insgesamt 39 verschiedene Fischarten konnten in den Gewässern nachgewiesen werden. Das sind fünf Arten mehr als noch vor zehn Jahren.

Hinzugekommen sind vor allem Fischarten, die sonst nicht in einheimischen Flüssen und Seen gefunden werden, wie beispielsweise der Goldfisch und der Sonnenbarsch. In den meisten Fällen handelt es sich um ursprünglich ausgesetzte Tiere, die vorher in Gartenteichen ihr Zuhause hatten.

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