Berlin. Offiziell gegründet wurde die Freie Universität Berlin (FU) zwar erst am 4. Dezember 1948. Doch schon viele Monate zuvor wurde die Gründung vorbereitet. Ihr 75-jähriges Bestehen feiert die heutige Spitzenuniversität in Dahlem daher das ganze Jahr lang. Zum Festakt am 1. Juni kommt Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) als Redner, ebenso soll Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra (SPD) ein Grußwort halten. Beginn der offiziellen Feierlichkeiten ist um 16 Uhr im Henry-Ford-Bau, Garystraße 35, 14195 Berlin.
Ab 17.30 Uhr gibt es eine After-Show-Party mit DJ, Essen und Cocktails. Unter dem Motto „75 Jahre freies Denken. Verantwortung bilden. Veränderung gestalten“ lädt die FU im Juni noch zu weiteren Veranstaltungen ein. So ist am 7. Juni ab 17 Uhr ein Konzert der Sängerin Paula Hartmann auf dem Campus Dahlem geplant, am 17. Juni ab 17 Uhr die „Lange Nacht der Wissenschaften“ und am 29. Juni ab 16 Uhr ein großes Sommerfest.
Die Freie Universität Berlin zählt zu den elf Exzellenzuniversitäten in Deutschland. Was macht die FU aus? Hier einige Hintergründe.
Freie Universität Berlin: So fing alles an
Eine neue Universität als Symbol des Kalten Krieges: Die Geschichte der FU geht zurück ins Jahr 1947, als in Berlin erstmals die Forderung nach der Neugründung einer Berliner Universität laut wurde. 1948 wurde die FU von Studenten und Wissenschaftlern mit Unterstützung der amerikanischen Alliierten sowie Berliner Politikern gegründet. Ihre Gründung war ein Protest gegen die Repressionen der damaligen Berliner Universität in Mitte im sowjetischen Sektor der Stadt, die 1949 ihren heutigen Namen Humboldt-Universität (HU) erhielt. Systemkritische Studenten waren dort exmatrikuliert worden. An der FU, die im amerikanischen Sektor gegründet wurde, wollten Studierende und Wissenschaftler frei von politischem Einfluss lernen, lehren und forschen.
Freie Universität Berlin: Der erste Student
Anfang November 1948 begannen die Immatrikulationen. Zunächst wurden die Medizinstudenten von A bis K registriert. Zwei Studenten warfen eine Münze, wer sich als erster einschreiben durfte. Der Berliner Stanislaw Karol Kubicki (1926-2019), späterer Professor für Neurologie, gewann den Münzwurf. Er steht mit Matrikelnummer 1 im Verzeichnis für das erste Wintersemester 1948/1949. Die ersten Vorlesungen begannen am 15. November 1948. In ihrem ersten Semester zählte die FU 2140 Studenten und 128 Professoren und Lehrbeauftragte. Heute sind rund 33.500 Studierende in mehr als 170 Studiengängen eingeschrieben, es lehren rund 460 Professoren. Insgesamt arbeiten etwa 4660 Beschäftigte an der FU.
Freie Universität Berlin: Das erste Hauptgebäude
Die Boltzmannstraße 3 in Dahlem wurde 1948 zum ersten Hauptgebäude der FU. In dem 1915 erbauten Haus, ehemals Kaiser-Wilhelm-Institut für Biologie, startete der Vorlesungsbetrieb mit wechselnden Fächern. Die ersten Vorlesungen fanden hier an der Philosophischen Fakultät statt, zu ihr gehörten auch die Mathematik und die Naturwissenschaften. Die Außenansicht hat sich seit der Gründungszeit sehr verändert: Wo vor 75 Jahren noch Grünanlagen mit Forschungsgewächshäusern lagen, stehen heute Gebäude der Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften.
Freie Universität Berlin: Der zentrale Campus
Der zentrale Campus der FU mit den bekanntesten Gebäuden liegt in Dahlem im Bezirk Steglitz-Zehlendorf. Zwischen Clayallee und Thielallee stehen der 1954 im Stile der Neuen Sachlichkeit errichtete Henry-Ford-Bau und die Universitätsbibliothek. Nordöstlich davon, an der Habelschwerdter Allee, entlang der Fabeckstraße und Arnimallee liegt der große Gebäudekomplex Rost- und Silberlaube, zu dem auch die 2005 eröffnete neue Philologische Bibliothek gehört. Sie wurde nach Plänen des Stararchitekten Norman Foster (Reichstagskuppel) gebaut.
Freie Universität Berlin: Der berühmteste Besucher
Unvergessen: Vor fast 60 Jahren, am 26. Juni 1963, sprach US-Präsident John F. Kennedy nicht nur seinen umjubelten Satz „Ich bin ein Berliner“ am Schöneberger Rathaus. Sondern er hielt auch eine politische Rede an der FU in Dahlem, deren Ehrenbürger er an diesem Tag wurde – vor 20.000 Zuhörern, die sich damals auf dem Campus drängten. In einem offenen Lincoln fuhr Kennedy vor dem Henry-Ford-Bau vor. Nur rund fünf Monate später wurde der Demokrat in Texas von einem Attentäter erschossen. Das Amerika-Institut der FU wurde wenige Tage nach seinem Tod umbenannt in John-F.-Kennedy-Institut (JFKI).
Freie Universität Berlin: Die Nobelpreisträger
Die FU kann sich auch mit einigen Nobelpreisträgern schmücken. Darunter waren die Professoren Ernst Ruska, Erfinder des Elektronenmikroskops (Nobelpreis für Physik 1986), Reinhard Selten (Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften 1994), Gerhard Ertl (Chemie-Nobelpreis 2007) und Ulrich Cubasch aus dem Team des UN-Klimarats, der 2007 mit Al Gore den Friedensnobelpreis bekam. Die Literatur-Nobelpreisträgerin von 2009, Herta Müller, hatte 2005 eine Gastprofessur an der FU. Der Chemie-Nobelpreisträger von 2021, Benjamin List, schloss hier immerhin 1993 sein Chemie-Studium mit dem Diplom ab.
Freie Universität Berlin: Prominente Alumni
Auch viele Politiker studierten in Dahlem. Jura etwa die Grünen-Politikerin Renate Künast, ebenso wie die ehemaligen Berliner Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) und Klaus Wowereit (SPD). Auch Wirtschaftssenatorin und bis April 2023 noch Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) promovierte 2010 an der FU in Politikwissenschaft – der Titel wurde ihr aber 2021 aufgrund von Täuschung entzogen. Weitere prominente Alumni: Polit-Talkerin Anne Will (Geschichte), Moderator Eckart von Hirschhausen (Medizin) und Sängerin Inga Humpe (Kunstgeschichte).