Tierpark Berlin

Neue Attraktion im Tierpark: Auf Augenhöhe mit der Giraffe

| Lesedauer: 6 Minuten
Katrin Lange
Tierpark Berlin - Auge in Auge mit den Giraffen

Tierpark Berlin - Auge in Auge mit den Giraffen

Die 45.000 Quadratmeter große afrikanische Savannenlandschaft mit dem Giraffenpfad ist im Tierpark Berlin ab jetzt für Besucher geöffnet.

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Die 45.000 Quadratmeter große afrikanische Savannenlandschaft mit dem Giraffenpfad ist eröffnet. Was es zu sehen gibt.

Berlin. Skeptisch stehen die Giraffen in einigen Metern Entfernung zusammen und äugen nur neugierig rüber. Eigentlich treffen sie in ihrer Höhe nur auf Bäume und schmackhafte Blätter. Aber Menschen von Angesicht zu Angesicht? Das ist neu und fremd. Eine wagt sich schließlich tapfer nach vorn: Jette, von Natur aus stur und dickköpfig, hat offenbar mehr Appetit auf Ahorn und Robinie als Angst.

Sie nähert sich der Lodge, an der nicht nur die begehrten Äste hängen, sondern auf der auch noch viele Menschen stehen, die ihr sonderbar nah kommen. Seelenruhig fängt sie an zu fressen, die ersten Besucher strecken die Hände nach ihr aus. Doch Jette besteht auf einen Sicherheitsabstand.

Aussichtsplattformen auf einer Höhe von 2,20 Meter

Auge in Auge mit der Giraffe – das können die Besucher ab sofort im Tierpark in Friedrichsfelde erleben. Am Donnerstag wurde der Giraffenpfad eröffnet, der Teil der neuen Savannenlandschaft ist. Der 120 Meter lange Eichenbohlenpfad führt in eine Höhe von 2,20 Meter zu zwei Aussichtsplattformen, die in Form von Lodges entstanden sind. Eine davon wird als Futterplattform genutzt. Von dort aus können die Besucher die Tiere zu bestimmten Zeiten unter Anleitung füttern. Ein kleine Abkürzung führt über eine Hängebrücke zu den Lodges: Willkommen in der afrikanischen Savanne mitten in Berlin.

Der neue Lebensraum von Zebras, Gnus, Gazellen und Giraffen ist auf einer Fläche von 45.000 Quadratmetern entstanden, „das sind etwa zehn Fußballfelder“, sagt Zoo- und Tierparkdirektor Andreas Knieriem. Aktuell ist die afrikanische Savannenlandschaft allerdings noch durch eine Baustraße getrennt. Das hängt mit dem Umbau des ehemaligen Dickhäuterhauses zusammen, das noch nicht fertig ist. Wann die afrikanischen Elefanten dort einziehen werden, ist unklar. Durch die gestiegenen Baukosten ist derzeit die Finanzierung des Bauprojekts noch nicht geklärt.

Erst nach Fertigstellung des Elefantenhauses werden alle Tiere das gesamte Areal gemeinsam bewohnen. Im Moment leben auf der einen Seite neun Rothschild-Giraffen zusammen mit elf Pelikanen und zwei Afrikanischen Marabus. Auf der anderen Seite teilen sich drei Strauße, 13 Zebras, zehn Thomson-Gazellen, vier Ostafrikanische Beisa-Oryx, auch Spießbock genannt, und sechs Weißbartgnus das Terrain.

In den vergangenen Wochen wurden alle Tierarten in ihrem neuen Lebensraum zusammengeführt. „Das sieht so einfach aus, ist aber eine hochkomplexe Spitzenleistung“, sagt Knieriem. Das allerwichtigste sei, dass alle ausreichend zu fressen haben, „sonst gibt es Streit am Tisch“. Und natürlich können wie in der Natur nicht alle friedlich zusammenleben. Löwen gehören zum Beispiel nicht dazu, sie sind allenfalls akustisch auf dem Weg durch die Savannenlandschaft aus kleinen versteckten Lautsprechern zu hören.

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Beim Strauß ist das Auge größer als das Gehirn

Von einer Herausforderung in der Eingewöhnungsphase spricht auch Markus Klamt. „Beim Strauß ist das Auge größer als das Gehirn“, erläutert der Seniorkurator. Daher habe es bei dem Vogel auch etwas länger gedauert. Ansonsten durfte zunächst jede Tierart für sich zwei Wochen lang auf dem neuen Gelände ankommen und einleben. Im nächsten Schritt wurden sie zusammengelassen, um sich aneinander zu gewöhnen. „Das hat sehr gut geklappt“, sagt Klamt.

Das ist ganz besonders an den Gnus zu sehen. Sie haben in der mit Felsbrocken, Geröll und Holz nachempfunden Savannenlandschaft sofort ihre Gewohnheit aufgenommen, wie in der afrikanischen Heimat hintereinander in einer Kette zu laufen. Und Anfang Mai sind sogar schon zwei Jungtiere bei den Weißbartgnus auf die Welt gekommen, die immer eng bei der Mutter bleiben. Die beiden sind der allererste Nachwuchs in der neuen Berliner Tierpark-Savanne.

Eine Meisterleistung ist es tatsächlich, dass sich die Giraffen überhaupt schon so weit nach vorn wagen. Obwohl sie die Bauarbeiten auf dem Gelände von ihrem Haus aus immer sehr aufmerksam verfolgt haben, sind es sehr misstrauische Tiere. Sogar ein etwas hellerer Bodenbelag kann sie irritieren. In den vergangenen Wochen wurde mit ihnen geübt, sich den Lodges zu nähern. Jeder Tierparkmitarbeiter, der Zeit hatte, musste sich auf die Futterplattform stellen und Äste mit Blättern hinhalten. „Ich bin total begeistert von Jette, sie hat mich wirklich überrascht“, sagt Markus Klamt über das mutige Tier, das sich zu der Lodge gewagt hat.

Auf der Reise durch die Tierpark-Savanne gibt es an jeder Ecke etwas zu entdecken und zu lernen: Warum hat das Zebra streifen? Weshalb treten Gnus zu Millionen jedes Jahr eine lange Reise an und wie verbringt eine Giraffen-Forscherin ihren Tag im Feld? Eine interaktive Ausstellung gibt einen Einblick in den Lebensraum Savanne und sensibilisiert für die Bedeutung von Artenvielfalt.

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Sieben Millionen Euro kostete die Afrikanische Savannenlandschaft

Die Kosten für den Bau der afrikanischen Savannenlandschaft betragen etwa sieben Millionen Euro. Davon stellte die Senatsverwaltung für Finanzen 5,6 Millionen Euro bereit. Weitere 1,2 Millionen Euro wurden aus der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) über die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe finanziert.

Der Tierpark Berlin erreicht mit der Eröffnung der afrikanischen Savannenlandschaft ein neues Etappenziel auf seinem Weg zu einem Zoo der Zukunft. Seit knapp neun Jahren wird die 1955 gegründete Anlage zu einem naturnahen Geo-Zoo umgebaut. Um einen Einblick in den Lebensraum der einzelnen Tierarten und deren Besonderheiten und Problematiken zu ermöglichen, werden die Tiere im Tierpark größtenteils nach geografischen Gesichtspunkten zu sehen sein.

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