Berlin. Die Berliner Wasserbetriebe müssen in Dürrezeiten hohe Investitionen stemmen. Berliner sollen mehr Wasser sparen.
Lange waren die Wasserpreise in Berlin stabil. Aber ab 2024 müssen die Kunden wieder mal mit einer Gebührenerhöhung rechnen. Das hat der neue Vorstandschef der Berliner Wasserbetriebe (BWB) Christoph Donner am Mittwoch bei der Bilanz-Pressekonferenz des landeseigenen Unternehmens angekündigt.
Neben der allgemeinen Preisentwicklung begründete der Manager diese Überlegungen, über die mit dem Aufsichtsrat gesprochen werde, mit den enormen Zukunftsaufgaben für die Wasserbetriebe, die sich seit 2014 mit immer neuen Dürre-Jahren konfrontiert sehen. Der Grundwasserpegel, aus dem Berlin den Großteil seines Wassers bezieht, sinkt: im Vergleich zum langjährigen Mittel um 75 Zentimeter. Auch die Flüsse führen weniger Wasser.
Dürre ist für den Wasserhaushalt Berlins "dramatisch"
„Für den Wasserhaushalt der Region ist das dramatisch“, sagte Donner, der seit Januar die Wasserbetriebe führt. Wirtschaftssenator Stephan Schwarz (parteilos, für SPD), der Aufsichtsratschef, sah sich angesichts solcher Warnungen zu der Versicherung genötigt, die Wasserversorgung Berlins sei sicher.
Aber anders als über die vielen vergangenen Jahrzehnte ist das im trockenen Osten Deutschlands kein Selbstläufer mehr. Milliarden Euro müssten die BWB in ihre Klärwerke stecken, um weitere Rückstände von Medikamenten, Phosphat oder Stickstoff aus dem Abwasser zu filtern und das Wasser so perspektivisch auch wieder als Trinkwasser nutzen zu können, erklärte Donner.
Das gereinigte Abwasser soll im Stadtgebiet genutzt und nicht nur abgeleitet werden
Es gehe darum, den im Berliner Betriebegesetz formulierten Auftrag der Wasserbetriebe zu erweitern. Weg von dem reinen Trinkwasserlieferanten und Abwasserentsorger hin zu einem Manager des regionalen Wasserkreislaufs. „Wasser ist eine knappe Ressource, jeder Tropfen zählt, damit es auch morgen noch reicht“, sagte Donner. „Wir müssen das gereinigte Abwasser besser nutzen, und es nicht nur über Spree und Havel in die Nordsee ableiten.“
Berlin bräuchte über vier Jahre Niederschläge von mindestens 600 Liter pro Quadratmeter, um die Verluste wieder auszugleichen, was in etwa dem langjährigen Mittel entspricht. 2022 seien nur zwei Drittel dieser Menge gefallen, sagte Donner: „Daran wird sich auch nichts ändern“, trotz einiger feuchterer Monate zu Jahresbeginn.
Ein Drittel der 500 Kleingewässer in Berlin trocknet aus
Entsiegelung von Flächen ist deshalb das große Zukunftsthema. Für Neubauten ist es bereits vorgeschrieben, Regenwasser auf dem Gelände versickern zu lassen. Für Bestandsgebäude stellt sich die Aufgabe ungleich schwieriger dar, das Konzept einer „Schwammstadt“ umzusetzen.
Donner würde gerne die Pflicht übernehmen, sich auch um die vielen austrocknenden Tümpel und Weiher in der Stadt zu kümmern, was sein Unternehmen bislang nur im Rahmen von Pilotprojekten tut. Von den mehr als 500 Kleingewässern trockne ein Drittel aus. Die BWB haben deshalb ihre 278.000 Kunden gebeten, versiegelte Flächen zu überprüfen. Das Unternehmen habe bereits 100 Hektar Flächen identifiziert, die versiegelt seien, obwohl sie es nicht sein dürften. Die Eigentümer leiten das Regenwasser meist in die Kanäle ab, ohne Gebühren zu entrichten.
In Haushalten ist Verbrauch von 118 Liter pro Tag und Kopf auf 113 Liter gesunken
Und die Menschen sollten Wasser sparen. Der Verbrauch in den Haushalten ist zwar schon von 118 Liter pro Kopf und Tag auf 113 Liter gesunken. Andere Städte wie Magdeburg hätten es aber schon auf nur noch 80 Liter gebracht. Man nehme eine Verhaltensänderung wahr, hieß es. So seien die Verbräuche in der Nacht gestiegen, weil Gartenbesitzer offenbar ihren Rasen in der Dunkelheit sprengen.
Insgesamt verkauften die Wasserbetriebe 2022 215,5 Millionen Kubikmeter Trinkwasser, so viel wie im Vorjahr. Angesichts einer gewachsenen Bevölkerung kein schlechter Wert, aber weit entfernt von einer Entlastung der natürlichen Ressourcen, wie die Wasserbetriebe einräumen.
Die neuen Tarife, die für 2024 und 2025 kommen, sollten auch eine Verbrauchskomponente enthalten, um den Umgang mit der knappen Ressource Wasser zu beeinflussen, hieß es. Ein Schwimmbecken zu füllen sei dann vielleicht teurer als zu duschen. Denn einfach nur die Preise zu erhöhen, dürfte für die Wasserbetriebe einigermaßen schwierig zu rechtfertigen sein.
Trotz hoher Investitionen erzielten die Wasserbetriebe einen üppigen Jahresgewinn
Trotz der hohen Investitionen hat sich das Landesbetrieb wieder als Goldesel erwiesen. Bei einem Umsatz von 1,3 Milliarden Euro blieben 266 Millionen Euro Jahresüberschuss hängen, 66 Millionen mehr als im Vorjahr. Das Land als Gesellschafter kassiert davon 177,5 Millionen Euro. Finanzvorstand Frank Bruckmann erklärte das Gewinnplus mit der zweijährigen Gebührenperiode. Im ersten Jahr, wie es 2022 war, sei der Kostenanstieg noch noch nicht ganz so stark, mit dem zweiten Jahr und höheren Kosten bei stabilen Preisen würde sich das Ergebnis wieder angleichen.
Wirtschaftssenator Schwarz machte deutlich, dass man ausloten werde, wie viel des erwarteten zusätzlichen Aufwandes für den Umbau der Infrastruktur die Kunden tragen sollten, wie viel das Land durch Verzicht auf die Gewinnabführung und wie viel das Unternehmen selbst. Bisher liege Berlin mit seinen Wasserpreisen im unteren Drittel der größten Deutschen Städte, sagte Schwarz. BWB-Chef Donner rechnete vor, Trinkwasser und Abwasserentsorgung seien pro Person für 55 Cent am Tag zu haben. Das sei nicht viel für eine so wertvolle Ressource.