Berlin. Nach dem schweren Unfall in Berlin, in dessen Folge eine Radfahrerin gestorben ist, steht die Gruppe „Letzte Generation“ verstärkt in der Kritik. Zahlreiche Politiker fordern ein schärferes Vorgehen gegen die Aktionen der Aktivisten, in den sozialen Netzwerken werden sie zunehmend stark angefeindet.
Nun äußerte sich die Gruppierung in einem Statement, das der Berliner Morgenpost vorliegt. Zuvor hatte "Der Spiegel" darüber berichtet. Darin kündigten sie unter anderem an, ihre Protestaktionen fortzusetzen. Zudem kritisierten sie die Medien scharf und sehen sich einer „Welle der Vorwürfe, Unwahrheiten und Hetze“ ausgesetzt.
„Wir wussten, dass uns einiges entgegenschlagen wird“, formulieren sie in der Erklärung unter der Überschrift: „Es ist Zeit, eine Grenze zu ziehen“. Man sei sich bewusst gewesen, dass man sich „viele Feinde“ machen würde, weil man störe. „Dass ein ganzes Mediensystem sich gegen uns wenden würde, damit haben wir nicht gerechnet.“ Man vernehme in kaum einem Medium faktenbasierte Berichterstattung.
„Letzte Generation“ meint: Nur Bundesregierung könne Protest stoppen
Die radikale Gruppe wirft der Medienlandschaft vor, den Unfall der Radfahrerin zu „instrumentalisieren“. „Das können wir nicht fassen. Als sei endlich ein Aufhänger gefunden, unseren friedlichen Protest durch den Dreck zu ziehen“, behauptet die „Letzte Generation“. „Ist es zu fassen, dass eine Medienlandschaft, die sich die Aufklärung der Gesellschaft auf die Fahnen schreibt, eine Situation in dieser Form fiktiv aufbauscht und damit demokratischen Protest in einer Krisensituation delegitimiert?“, heißt es weiter.
In dem Schreiben deuten die sogenannten Klimaaktivisten auch an, dass es zu Beleidigungen seitens Journalisten am Telefon gekommen wäre und dass zu Gewalt gegen sie aufgerufen worden sein soll. „Was immer uns als Menschen an öffentlicher Hetze entgegenschlagen mag, wird uns nicht davon abbringen, das einzig moralisch Richtige zu tun: In einer alles entscheidenden Krise nicht zu verharren, sondern loszugehen“, stellen sie als Behauptung in den Raum.
Abschließend kündigten sie an, ihren Protest fortzusetzen. Lediglich die Bundesregierung könne diesen Protest beenden, an dieser Forderung will die Gruppe festhalten. Am Freitag ließen die Aktivisten auch Taten folgen. Nach Polizeiangaben blockierten Aktivisten Straßen in Spandau sowie in Mitte. Insgesamt zehn Menschen hätten sich an den illegalen Aktionen beteiligt, sieben davon seien am Asphalt festgeklebt gewesen, sagte eine Polizeisprecherin.
"Letzte Generation" fordert von Politikern Richtigstellung
Am Freitag äußerte sich die Gruppe erneut. Dabei sehen sie sich Vorwürfen von Politikern ausgesetzt, die der „Letzten Generation“ eine Mitschuld an dem Tod der 44-jährigen Radfahrerin gegeben haben sollen. Unter anderem führten sie den stellvertretenden FDP-Vorsitzenden Graf Lambsdorff an, der vom „ersten Todesopfer“ sprach. Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und Robert Habeck (Grüne) sollen unter andere von einer „Mitschuld“ gesprochen haben und dass sie mit ihren Aktionen Leben gefährden.
In dem Statement forderten sie die Politiker auf, das richtig zu stellen. Dabei bezogen sie sich auf einen Bericht der Süddeutschen Zeitung. In dem heißt es, dass die Aktionen der Aktivisten der „Letzten Generation“ keinen Einfluss auf die medizinische Versorgung der verstorbenen Radfahrerin gehabt haben sollen.
Innensenatorin Iris Spranger (SPD) hatte am Unfalltag erklärt: „Ob die Blockierer:innen rechtlich eine Schuld daran tragen, bleibt durch die Justiz zu klären.“ Anders verhalte es sich bei der moralischen Frage.
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