Berlin. Die Berliner haben am Sonnabend wieder für eine Reihe unterschiedlicher Anliegen demonstriert. Abtreibungsgegner, Frauenrechtlerinnen, Fahrrad-Aktivisten und ein Bündnis linker Gruppen gingen für ihre Anliegen auf die Straße. Autofahrer mussten in der Innenstadt Einschränkungen hinnehmen.
Die größte Demonstration war der jährliche sogenannte Marsch für das Leben, der sich gegen Abtreibungen richtet. Die Route führte die Teilnehmer – laut Polizei waren es mehrere Tausend - ab 13 Uhr vom Brandenburger Tor auf die Straße des 17. Juni und wieder zurück. Die Demonstration sei überwiegend friedlich verlaufen, sagte ein Polizeisprecher.
Anhänger eines Bündnisses für sexuelle Selbstbestimmung hatten eine Gegendemonstration angemeldet. Daran nahmen laut Polizei knapp Tausend Menschen teil. Die Beamten hätten fünf Gegendemonstranten wegen versuchten Diebstahls festgenommen. Dem Vernehmen nach versuchten sie, von den Abtreibungsgegnern mitgeführte Holzkreuze zu stehlen. Bei den Festnahme hätten sie Widerstand geleistet, sagte ein Polizeisprecher. Die Beamten seien von „einer größeren Gruppe“ behindert worden. Die Personen hätten versucht, die Festnahmen zu verhindern. Die Beamten hätten sie abgedrängt. Dabei sei auch Pfefferspray eingesetzt worden.
500 Fahradfahrer bei Protest rund um die Innenstadt
An einer Fahrrad-Demonstration beteiligten sich rund 500 Personen. Die Teilnehmer fuhren unter dem Motto „Rauf aufs Rad für die nächste Generation“ ab 14 Uhr rund um die Innenstadt. Die Strecke begann am Potsdamer Platz und führte durch Kreuzberg, Friedrichshain, Prenzlauer Berg, Wedding, Charlottenburg zurück zum Potsdamer Platz. Die Route war rund 37 Kilometer lang. Störungen gab es laut Polizei dabei nicht.
Einige Hundert Menschen demonstrierten zudem am ABend für eine Umverteilung von Vermögen in Deutschland. Linke Gruppen vom Aktionsbündnis „Wer hat, der gibt - Die Reichen müssen für die Krise zahlen“ hatten zum Protest aufgerufen. Bei dem Demonstrationszug vom Adenauerplatz über den Kudamm bis zum Wittenbergplatz liefen auch linksradikale Gruppierungen mit. Starke Polizeikräfte begleiteten den Zug, bei dem es bis zum fortgeschrittenen Abend friedlich blieb.
Die Organisatoren der Demonstration fordern die Wiedereinführung einer Vermögenssteuer, eine bessere Bezahlung für „systemrelevante Berufe“ wie Krankenpfleger, Erzieherin oder Kassierer sowie ein Verbot von Dividendenauszahlungen für Unternehmen, die staatliche Hilfe bekommen.
Sonntag: Pro Asyl und Seebrücke Berlin demonstrieren für Flüchtlinge
Am Sonntag ist eine Demonstration zum Thema Flüchtlinge geplant. Ein Bündnis unter anderem aus Pro Asyl und Seebrücke Berlin fordert nach dem Brand in Moria die Evakuierung aller griechischen Lager. Die Bundesregierung dürfe die Aufnahmebereitschaft der Kommunen und Länder nicht länger blockieren, verlangen die Gruppen. 3000 Demonstranten sind bei der Polizei angemeldete, sie wollen ab 14.00 Uhr vom Wittenbergplatz zum Großen Stern ziehen.
Fahrraddemo auf der Avus sorgte für lange Staus
Bereits am Freitag protestierten Demonstranten von „Students for Future“ für eine klimagerechte Verkehrswende. Auf ihrer Fahrraddemonstration, die über die Stadtautobahn Avus und Charlottenburger Straßen bis nach Mitte führte, blockierten sie den Autoverkehr.
„Ohne Kerosin von Köln nach Berlin“, skandierten die Studenten bei einer Zwischenkundgebung am Freitagnachmittag am Hammerskjöldplatz vor dem Messegelände. Lukas Kiefer ist einer der 50 Radfahrer, die in zwei Wochen die lange Fahrt zwischen den beiden Großstädten auf dem Rad zurückgelegt hatten. In Berlin traf die Gruppe dann auf circa 100 Mitstreiter. Anstrengend gewesen sei die Tour nicht, sagte Kiefer. Im Gegenteil: Er habe „jede Sekunde“ genossen – vor allem wegen des „großartigen Gemeinschaftsgefühls“.
„Unsere Forderungen sind klar“, betonte Kiefer, „wir wollen, dass das 1,5-Grad-Ziel, das Deutschland im Pariser Abkommen unterzeichnet hat, erreicht wird.“ Die Dürreperioden im Sommer, die nun schon zum dritten Jahr in Folge anhielten, zeigten, dass der Klimawandel in Europa spürbar werde. Zudem wollten „Students for Future“ mit ihrem Protest die Gewerkschaft Verdi in der aktuellen Tarifrunde für die bundesweit 87.000 Beschäftigten des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) unterstützen. „Nur wenn Busse und Bahnen überall regelmäßig und pünktlich kommen, können alle Menschen in der Stadt und auf dem Land, klimafreundlich mobil sein“, teilte die Mutterorganisation Fridays For Future auf ihrer Internetseite mit.
Vom S-Bahnhof Wannsee kommend fuhren die Demonstranten am Nachmittag über die Avus nach Charlottenburg. Die Autobahn war während der Demonstration in beide Richtungen zwischen dem Kreuz Zehlendorf und dem Dreieck Funkturm gesperrt. Nach der Zwischenkundgebung am Hammerskjöldplatz führte die Route über den Ernster-Reuter-Platz bis zum Brandenburger Tor. Besonders die Fahrt über die Avus sei etwas Besonderes gewesen, sagten Kiefer und seine Mitstreiter. Viele Autofahrer traf die Aktion allerdings hart: Auf der Stadtautobahn und den umliegenden Straßen bildeten sich lange Saus.
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