Berlin. Betonpoller schützen in diesem Jahr den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz. Die Kosten werden häufig an die Besucher weitergegeben.
Wenn am Montag der Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz öffnet, ist das für viele Händler auch ein emotionaler Moment. „Ich habe heute schon geweint. Alles kommt wieder hoch“, sagte die Betreiberin eines Glühweinstandes der Berliner Morgenpost. Ihr falle es immer noch schwer, über die Ereignisse zu sprechen. Nur wenige Meter von dem Stand entfernt steuerte Islamist Anis Amri einen Lkw in den Weihnachtsmarkt. Zwölf Menschen starben damals, etwa 70 wurden verletzt.
In diesem Jahr findet der Weihnachtsmarkt – wie alle Märkte in Berlin – unter gestiegenen Sicherheitsvorkehrungen statt. Betonpoller, mehr Sicherheitskräfte und ein größerer Sicherheitsabstand zwischen den Buden wird es in diesem Jahr geben. Vor der Eröffnung der aktuellen Saison haben Polizei, Veranstalter und die Bezirke über Sicherheitskonzepte der einzelnen Veranstaltungen beraten.
Wie welcher Markt geschützt wird, hängt von der Größe und der Lage des Marktes ab. Die Veranstalter müssen ihre erarbeiteten Sicherheitskonzepte den jeweiligen Bezirksämtern vorstellen. Diese prüfen sie anschließend in Absprache mit der Polizei. Für mögliche Veränderungen gibt es dann wieder Absprachen mit den Veranstaltern. Bei einer Pressekonferenz wollen der Schaustellerverband, die Polizei Berlin und die AG City heute auf dem Breitscheidplatz Einzelheiten zu ihrem Konzept vorstellen.
Steigende Kosten
Doch schon jetzt gibt es hinter den Kulissen Diskussionen um die gestiegenen Kosten. Die müssen nämlich die Veranstalter und damit auch die Händler tragen. Der Interessenverband AG City rechnet mit mindestens 50.000 Euro Mehrkosten für den Breitscheidplatz. „Man wird darüber sprechen müssen, wie man damit umgeht“, sagt AG City Vorstand, Klaus-Jürgen Meier, der Berliner Morgenpost. Der Chef des Schaustellerverbandes, Michael Roden, sagte, dass man nach der aktuellen Saison eine Bilanz erstellen und gegebenenfalls alles neu bewerten müsse.
Aus der Händlerschaft werden unterdessen die Forderungen lauter, dass sich der Staat an den gestiegenen Kosten beteiligen soll – und sei es in der Form, dass das Land Betonpoller anschafft, die bei Großveranstaltungen dann aufgestellt werden können. Das Land lehnt das wiederum ab, weil Weihnachtsmärkte kommerzielle Veranstaltungen seien. Für viele Budenbesitzer wird daher die einzige Möglichkeit sein, die Preise anzuheben. Denn die Veranstalter der Weihnachtsmärkte werden ihre gestiegenen Kosten wiederum auf die Standbetreiber umlegen müssen.
Sicherheitsleitfadenfür Großveranstaltungen
Um die Sicherheitsvorschriften auf den Weihnachtsmärkten ist aber noch eine weitere Diskussion entbrannt. Während die Innenverwaltung bei den Sicherheitskonzepten auf die Bezirke verweist, wartet man in den Bezirken auf ein seit Monaten angekündigten Sicherheitsleitfaden. Darin soll geregelt werden, was bei Großveranstaltungen alles beachtet werden muss. „Bezirksämter sind keine Sicherheitsbehörden. Es wäre schon hilfreich, wenn es nicht nur Empfehlungen der Polizei gäbe, sondern einen Leitfaden aus der Innenverwaltung“, sagte ein Mitarbeiter des Bezirksamtes Charlottenburg-Wilmersdorf. Zudem sei es für das Ordnungsamt schwierig, alles zu kontrollieren. In Charlottenburg-Wilmersdorf mit seinen 330.000 Einwohnern arbeiten 38 Mitarbeiter im Außendienst.
In der Innenverwaltung kann man den Ärger nur bedingt nachvollziehen. „Es gibt keine Zuständigkeitslücke“, sagte der Sprecher der Innenverwaltung, Martin Pallgen. Seit Jahren gebe es eine bewährte Zusammenarbeit mit allen Akteuren. Dass der Leitfaden noch nicht fertig sei, liege auch am fehlenden Rücklauf der Beteiligten. Der Sicherheitsleitfaden wird unter anderem gemeinsam mit der Feuerwehr, der Polizei und den Bezirken erstellt. „Außerdem muss auch in Zukunft jeder Markt individuell betrachtet und eingeschätzt werden“, so Pallgen weiter.
Morgenpost-Leser spenden für Opfer
250.000 Euro: Nach dem Anschlag am Breitscheidplatz rief die AG City mit dem Deutschen Roten Kreuz und dem Schaustellerverband zu Spenden auf. Auch viele Leser der Morgenpost spendeten. 250.000 Euro sind bisher eingegangen und zu 90 Prozent ausgeschüttet worden.
Hilfe: Mit dem Geld konnte den Betroffenen unbürokratisch und schnell eine erste Überbrückungshilfe gezahlt werden. Auch der Verein Berliner helfen e. V. der Berliner Morgenpost spendete 50.000 Euro.
Spendenkonto: Das Spendenkonto für die Anschlagsopfer beim DRK Landesverband Berlin bleibt weiterhin geöffnet. IBAN: DE68100205000003249015. Als Verwendungszweck bitte „Anschlag Breitscheidplatz“ angeben.
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