Kriminalität

Turmstraßen-Kiez: "Gäste werden auf der Straße angepöbelt"

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Hans H. Nibbrig
Georg Thieme  vom Geschäftsstraßenmanagement Turmstraße

Georg Thieme vom Geschäftsstraßenmanagement Turmstraße

Foto: Christoph Eckelt

Georg Thieme vertritt Händler und Gastronomen am Kleinen Tiergarten. Er fordert mehr Mittel, um der Kriminalität zu begegnen.

Kriminalität ist immer auch ein Problem für Einzelhandel und Gastronomie. Rund um den Kleinen Tiergarten werden deren Interessen durch das Geschäftsstraßenmanagement Turmstraße vertreten. Mitarbeiter Georg Thieme über die Probleme in dem Gebiet.

Welche Aufgaben hat das Geschäftsstraßenmanagement?

Georg Thieme: Das Geschäftsstraßenmanagement Turmstraße ist eine Einrichtung im Rahmen des städtebaulichen Förderungsprogramms „Aktive Zentren“. Wir sind seit 2011 im Auftrag des Bezirks Mitte tätig, um einer negativen Entwicklung und Funktionsschwäche des Moabiter Zentrums entgegenzuwirken und den Standort zu stärken.

Wie hat sich die gesamte Gegend seither speziell in Bezug auf Kriminalität entwickelt?

Typische Formen der Alltagskriminalität wie Diebstähle oder Überfälle gibt es an der Turmstraße so wie überall. Eine zusätzliche Problematik ergab sich in diesem Bereich dann im Herbst 2015 durch die Eröffnung der Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge. Lange Zeit wurde danach der Kleine Tiergarten nicht nur für Übernachtungen genutzt. Das entstandene Chaos hatte auch Auswirkungen auf die bereits ansässige Drogenszene. In der haben sich nach unseren Erkenntnissen vor allem Jugendliche etabliert, die offenbar von organisierten Händlerstrukturen als Dealer instrumentalisiert und missbraucht werden.

Mit welchen Problemen wird ihre Klientel besonders konfrontiert, welche Beschwerden werden Ihnen zugetragen?

Bei unseren monatlichen Treffen stellen wir immer wieder fest, dass die Gewerbetreibenden sich persönlich nicht bedroht fühlen. Sie registrieren allerdings eine große Verunsicherung bei ihren Kunden. So berichten die Hoteliers regelmäßig über Bewertungen ihrer Häuser in Gästebüchern und im Internet. Dort schildern Gäste immer wieder, dass sie auf der Straße angepöbelt wurden und die Gegend als einen Ort ansehen, den man vor allem abends besser meiden sollte.

Auf dem Höhepunkt der negativen Entwicklung Ende 2015, Anfang 2016 wurde begonnen, mit konkreten Maßnahmen gegenzusteuern. Wie fällt Ihre bisherige Bilanz der Bemühungen um eine Befriedung und Aufwertung des Kleinen Tiergartens aus?

Bereits seit 2014 gibt es das Projekt „Park für Alle“. Mit dem konnten schnell Erfolge erzielt werden. Um weiteren neuen Herausforderungen zu begegnen, wurde 2016 die AG „Sicherheit im öffentlichen Raum gegründet. Die Polizei zeigt regelmäßig Präsenz, die in einem Teil des Parks ansässige Trinkerszene wird durch Sozialarbeiter betreut. Durch die Neugestaltung und bessere Beleuchtung verschwanden die dunklen Ecken der Grünanlage. Heute lässt sich sagen, die Parknutzung als Raum der Freizeitgestaltung konnte weitgehend wiederhergestellt werden. Geblieben ist allerdings ein Kriminalitätsbrennpunkt im kleineren westlichen, zwischen Heilandskirche und Stromstraße gelegenen Teil des Parks.

Wie müssen die Bemühungen aller zuständigen Stellen künftig aussehen?

Viele Maßnahmen zur Bekämpfung der Kriminalität gleichen einem Katz-und-Maus-Spiel. Um langfristig Erfolg zu haben, brauchen wir eine ständige enge Zusammenarbeit aller zuständigen Stellen. Es geht dabei vor allem darum, regelmäßig die aktuelle Lage zu analysieren und schnell konkrete Maßnahmen zu ergreifen. Erforderlich ist eine Kombination aus Repression und Prävention. Auch die kulturelle Nutzung des Parks muss fortgeführt werden.

Was erwarten Sie dabei von der Politik?

Voraussetzung für ein erfolgreiches Vorgehen ist eine bessere Ressourcenzuweisung. Dabei müssen alle Akteure mit den erforderlichen Ressourcen im personellen und finanziellen Bedarf ausgestattet werden.

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