Berliner Theater

Besetzung der Volksbühne beendet

| Lesedauer: 3 Minuten

Die Polizei nahm die Personalien von den noch verbliebenden rund 15 Besetzern auf und begleiteten sie vor das Theater.

Nach knapp einer Woche hat die Berliner Polizei die Besetzung der Volksbühne friedlich beendet. Beamte nahmen die Personalien von den noch verbliebenden rund 20 Besetzern auf und begleiteten sie vor das Theater, fünf davon wurden laut Polizei hinausgetragen.

Intendant Chris Dercon hatte die Besetzer wegen Hausfriedensbruchs angezeigt. Kultursenator Klaus Lederer (Linke) hatte zuvor im Abgeordnetenhaus erklärt, den Besetzern sei angeboten worden, auf eine Strafverfolgung zu verzichten. Sie müssten das Theater aber freiwillig verlassen.

Darauf ließen sich nicht alle Aktivisten ein. Intendant Chris Dercon stellte daraufhin Strafanzeige wegen Hausfriedensbruchs, wie Polizeisprecher Winfried Wenzel am Mittag mitteilte. Zahlreiche Besetzer hatten das Gebäude bereits seit der Nacht verlassen.

Senat und Volksbühne hatten den Politaktivisten zuletzt angeboten, zwei Räume in dem Theater weiter zu nutzen.

Die Polizei war noch am Mittag davon ausgegangen, dass sie nicht eingreifen müsse. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich nach Angaben von Sprecher Wenzel noch zehn bis fünfzehn Besetzer, die nun ihre Sachen zusammenpackten.

Die Besetzer hatten zunächst zugesagt, freiwillig zu gehen. Es seien von ihnen selbst organisierte Laster auf dem Weg, um beim Abtransport der Ausrüstung behilflich zu sein. Gegen 12.30 Uhr gab dann jedoch eine Sprecherin der Aktivisten bekannt, dass man das Gebäude doch nicht räumen werde. Die vorab gemachten Zugeständnisse seien Teil einer "Inszenierung". Niemand wolle die Volksbühne verlassen.

Rund 200 Einsätzkräfte der Polizei waren seit dem Morgen vor Ort. Mehr als ein Dutzend Mannschaftswagen fuhren vor dem Theater am Rosa-Luxemburg-Platz auf, die Straßen rundherum wurden weiträumig abgesperrt.

Intendant Dercon hatte mit etwa 50 Beamten am Vormittag das Gebäude betreten, um mit den Aktivisten zu verhandeln. "Wir werden Herrn Dercon jetzt in die #Volksbühne begleiten. Dort wird er die Anwesenden bitten, das Gebäude zu verlassen", twitterten die Beamten. Polizisten nahmen das Plakat "Doch Kunst" an der Fassade des Gebäudes ab.

Die Besetzer schrieben auf Twitter, die Polizei spreche von Räumung, es handele sich jedoch aus ihrer Sicht um einen "staatlichen Angriff auf eine laufende Performance".

Vor dem Theater versammelten sich rund 100 Demonstranten, um gegen die Räumung zu protestieren.

Dercon: „Es fällt schwer, so eine Entscheidung treffen zu müssen"

Kultursenator Lederer teilte am Donnerstag mit: "Bei der Volksbühne handelt es sich um eine öffentliche Einrichtung, die der gesamten Stadt gehört. Der Probenbetrieb muss wieder aufgenommen werden können, um die Spielzeiteröffnung nicht zu gefährden." Die Debatte um die Zukunft der Stadt werde "sicher an einem anderen Ort fortgeführt werden". Lederer dankte der Polizei für ihr "umsichtiges, hochprofessionelles Handeln".

Indendant Dercon teilte mit: „Es fällt schwer, so eine Entscheidung treffen zu müssen. Seit Freitag haben wir mit immer wieder wechselnden Vertreter*innen der Besetzergruppe gesprochen. Wir konnten keinen gemeinsamen Weg finden." Der Probenbetrieb werde am Freitag wieder aufgenommen.

Mehr zum Thema:

Volksbühnen-Besetzer: „Wenn geräumt wird, wird das blutig“

Bühnenvereins-Chef nennt Besetzer arrogant und überheblich

Die Volksbühne bietet Besetzern Räume für ihren Protest an

Machtkampf an der Volksbühne

( BM )