Die Berliner U- und S-Bahnen üben auf viele Künstler, Exzentriker und Verrückte eine magische Wirkung aus. Immer wieder werden Züge, Bahnhöfe, Strecken und Schächte zur Leinwand, Bühne oder Kulisse.
Das jüngste Beispiel ist die Laub-Attacke auf eine U-Bahn am Freitagmorgen. Unbekannte hatten haufenweise Blätter in den Waggon geleert, was zwar zu einem pittoresken Foto, aber auch zu Verspätungen im Berufsverkehr geführt hat.
Zeit für eine Bilanz der skurrilsten aber auch lästigsten Aktionen der vergangenen Jahre.
Anfang November 2016 schubsten zwei junge Männer ein Dixi-Klo auf die Gleise der U9 am Bahnhof Bundesplatz. Ein einfahrender Zug wurde blockiert. Während der Fahrer mit Hilfe zweier Fahrgäste die Strecke räumte, stiegen die Täter in die Bahn ein und ließen sich später davon chauffieren.
Kurze Zeit zuvor lauerten mehrere Männer im Gebüsch einer S-Bahn auf, die in einen Bahnhof einfuhr. Als der Zug anhielt, befestigten sie zahlreiche Blumenkästen an der Außenwand der Waggons. Später outete sich die Künstler-Gruppe "Toy" als Urheber.
Im Oktober 2016 trafen sich mehrere Brettspielfans – offenbar handelte es sich auch hier um Mitglieder von "Toy" – in einem U-Bahnschacht zu einer gepflegten Schach-Partie. Während die Figuren im Licht einer Taschenlampe über das Spielfeld hüpften, raste im Hintergrund ein Zug vorbei.
August 2016, wieder die Künstlergruppe "Toy": Mit Warnwesten getarnt spazierten mehrere Menschen in den U-Bahnhof Rosenthaler Platz, hängten in aller Seelenruhe die großformatigen Werbeplakate von den Wänden und ersetzten sie durch eigene Kunstwerke. Den wartenden Fahrgästen im Bahnhof schien nichts aufzufallen. Es handelte sich dabei wohl um eine Werbeaktion für eine Ausstellung, die die Gruppe im vergangenen September in Kreuzberg veranstaltete.
Mit einem Picknick an einem ungewöhnlichen Ort sorgten Mitglieder der Graffiti-Crew "Berlin Kidz" im Juli 2016 für Aufsehen. Auf dem Dach einer fahrenden S-Bahn setzten sich mehrere junge Männer an einen Tisch, ließen sich von einem "Kellner" Wein einschenken und packten Proviant aus. Die "Berlin Kidz" sind neben spektakulären Graffiti-Aktionen bekannt für dieses "Trainsurfing" genannte, manchmal tödliche Hobby.
Auch auf das Konto der "Berlin Kidz" geht eine Aktion, die so manchen Fahrgast der U1 staunend zurückgelassen haben sollte. Anfang Juli platzierten Mitglieder der Gruppe eine auf einem Plastikstuhl sitzende, lebensechte Puppe auf einem Häuservorsprung auf Höhe des dritten Stocks. Im Hintergrund prangt ein Graffiti der "Kidz". Damit sollte wohl der Eindruck erweckt werden, der Graffiti-Sprüher habe es sich nach getaner Arbeit in luftiger Höhe vor seinem Kunstwerk bequem gemacht. Die Aktion ist Teil eines anderthalbstündigen Films der Gruppe.
Ebenfalls bequem dürfte es der Bewohner eines unterirdischen Schlafzimmers im Tunnelsystem der U9 gehabt haben. Mitarbeiter der BVG entdeckten das tapezierte, mit Bett, Schrank, Fernseher, Sofa und Palme eingerichtete Zimmer Ende Januar, wie unter anderem die "Berliner Zeitung" berichtete.
Sportlich ging es im September 2014 in einer Berliner S-Bahn zu. Dort trafen sich mehrere Leute zu einem Kickerturnier.
Tierfreunde kamen hingegen im Oktober 2013 in einer S-Bahn auf ihre Kosten. Auf Twitter verbreitete sich das Foto einer Frau, die mit ihrem Pony unterwegs war.
Zuguterletzt wurde es sogar mal am Kotti romantisch. Im Januar 2013 trafen sich mehrere Menschen im U-Bahnhof Kottbusser Tor, um ein gediegenes Abendessen am gedeckten Tisch zu sich zu nehmen.