Vier Stunden in der Schlange stehen und dann nicht rein gelassen werden. Das kann im Berghain schnell passieren. Da nutzt es auch nichts, wenn die Gäste von weit her angereist sind und davon überzeugt, mit ihrer dunklen Kleidung alles richtig gemacht zu haben.
Um nie wieder von einem der Türsteher abgewiesen zu werden, können Berghainbegeisterte ab jetzt auf berghaintrainer.com weltweit für den Test vor der Tür trainieren.
Alles, was man für die Übung braucht, ist ein Computer mit Mikrofon und Kamera. Ist die Spracherkennung eingerichtet, geht es auch schon los. Das virtuelle Berghain ragt als Betonklotz in den Nachthimmel. Die Bässe wummern und Türsteher Sven schaut arrogant und emotionslos auf einen herab.
In der Mitte des Bildschirms werden die eigenen Reaktionen "Wut", "Traurigkeit", "Überraschung", "Begeisterung" angezeigt. Bei einem leichten Lächeln schnellen die Zahlen neben "Begeisterung" nach oben. Zieht man den Mund zu schmal zusammen, erkennt der Computer "Traurigkeit". Dann beginnt Sven mit dem Verhör.
Wie alt bist du?
25
Glaubt du, dass du hier richtig bist?
Klar
Hast du was genommen?
Nee
Sven zur Seite und sagt "Komm". "Ich hab's geschafft", denkt man. Aber Sven zeigt nur zurück in die Nacht und schüttelt den Kopf. Ehrgeizig will man es gleich noch einmal versuchen. Zur Vorbereitung noch einen Blick auf das Berghainprogramm, Seite neu laden und los gehts.
Bist du allein?
Ja
Wer spielt heute?
Andrea, Oscar Mulero, Don Williams
Hast du was getrunken?
Nein
Wieder einige Sekunden Pause. Dann schüttelt Sven den Kopf. Auf dem Bildschirm erscheint "Sorry, you didn't get in this time..." Hier können Gäste also wenigstens lernen, wie man nicht ins Berghain kommt.
Entwickelt wurde der Berghaintrainer von den beiden Kommunikationsdesign-Studenten Fabian Burghardt und Vinzenz Aubry. Am Freitag wurde die Seite live geschaltet, in den ersten 48 Stunden besuchten bereits 50.000 Nutzer den Trainer.
Am Anfang des Projekts habe die Frage gestanden, in wie weit es möglich sei, ohne Maus und Tastatur auf einer Webseite zu navigieren, sagt Fabian Burghardt im Gespräch mit der Berliner Morgenpost. Er und Vinzenz Aubry seien sehr an der Berliner Club- und Technoszene interessiert und bereits selbst im Berghain gewesen. So sei dann die Idee zu dem interaktiven Berghaintrainer entstanden.
Ein echtes Training sei die Seite jedoch nicht, mehr eine technische Spielerei. Das hätten viele Nutzer nicht verstanden, sagt Fabian Burghardt. Unmöglich an dem online Türsteher vorbei zu kommen, sei es aber nicht. "Die Emotionen dürfen nicht ausschweifen und hohe Werte erreichen. Die Stimme muss ernst sein und einen präzisen Tonfall haben - So kann man es am Trainer vorbei schaffen."