Unterstützung

100.000 Euro für die Berliner Flüchtlingshelfer

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Spielsachen für dei Kleinsten der Flüchhtlinge: Der Arbeiter-Samariter-Bund verteilt die Spenden, die die Berliner abgegeben haben

Spielsachen für dei Kleinsten der Flüchhtlinge: Der Arbeiter-Samariter-Bund verteilt die Spenden, die die Berliner abgegeben haben

Foto: REUTERS / HANNIBAL HANSCHKE / REUTERS

„Berliner helfen“, der Verein der Berliner Morgenpost, unterstützt die vielen ehrenamtlichen Helfer in den Bezirken mit Spenden.

Sie fliehen vor Terror, Krieg, Hungersnot, haben existenzielle Ängste. Im Jahr 2015 kamen 1,1 Millionen Menschen nach Deutschland, in der Hoffnung, hier eine neue Heimat, Sicherheit und Zukunftschancen zu finden. Das stellt Deutschland, vor allem aber auch Berlin, vor eine große Aufgabe: Hilfe leisten, Verantwortung zeigen, Zukunft gestalten.

Allein im vergangenen Jahr galt es, 80.000 Menschen, die in unsere Stadt kamen, aufzufangen, zu versorgen und unterzubringen. Eine Mammutaufgabe, die ohne die Arbeit der vielen Tausenden ehrenamtlichen Helfer kaum zu bewältigen wäre. Vom ersten Tag an organisierten sich Freiwillige und Ehrenamtliche, um diese Herausforderung zu meistern.

Finanziellen Mittel stammen aus einer Erbschaft

„Was die Berlinerinnen und Berliner in den vergangenen Monaten geleistet haben, ist historisch“, sagt Carsten Erdmann, Chefredakteur der Berliner Morgenpost und Vorsitzender von Berliner helfen e.V. „Täglich beweisen die vielen Ehrenamtlichen und Freiwilligen aufs Neue, was unsere Gesellschaft ausmacht: Menschlichkeit, Hilfsbereitschaft und Toleranz. Vor allem vor dem Hintergrund der Ereignisse in Köln und anderen deutschen Städten in der Silvesternacht zeigt sich, wie wichtig diese Arbeit in den Asylunterkünften ist. Frauen agieren hier als Leiterin, Helferin, Ansprechpartnerin, Beschützerin. Sie ebnen den Weg zur Integration. Hier arbeiten Männer und Frauen Seite an Seite. Diese großartige und wichtige Arbeit wollen wir unterstützen.“ Deshalb stellt Berliner helfen, der Verein der Berliner Morgenpost, 100.000 Euro für die Flüchtlingshilfe in Berlin zur Verfügung. Die finanziellen Mittel stammen aus Erbschaften, die dem Verein Berliner helfen zugedacht wurden.

Finanzielle Unterstützung für die Willkommensinitiativen

Insgesamt 25.000 Euro erhalten die Initiativen „Wilmersdorf hilft“ und „Willkommen in Wilmersdorf“. In beiden Initiativen kümmern sich Freiwillige um die Bewohner der Flüchtlingsheime in dem Bezirk, sortieren die Kleiderkammern, geben den Flüchtlingen Deutschunterricht oder begleiten die Menschen zu Ärzten, Behörden und Ämtern. Für die vom Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) betriebene Unterkunft im ehemaligen Rathaus Wilmersdorf soll von der Spende eine große Industriewaschmaschine und ein entsprechender Trockner angeschafft werden. Dank der Spende kann auch ein dringend benötigter Beratungsraum mit Mobiliar und Computern ausgestattet werden. „Das ist besonders wichtig für Frauen, damit sie ihre Belange in geschützter Atmosphäre klären können“, erklärt der Heimleiter Thomas de Vachoi.

Weitere 25.000 Euro gehen an das Kinderbetreuungsprojekt von „Save the Children“ in der großen Notunterkunft im Flughafen Tempelhof. Mit dem Geld können weitere „kinderfreundliche Räume“ eingerichtet werden in denen gespielt, gebastelt gesungen und getanzt wird. Qualifizierte Betreuer bereiten die Kinder zudem auf den Besuch einer regulären Kindertagesstätte oder Schule vor. „Unsere Räume bieten nicht nur Sicherheit und Schutz, sondern vor allem ein Stück Normalität in einem Alltag, in dem sonst nichts mehr ist, wie es einmal war“, sagt Claudia Kepp von „Save the Children“. Das Projekt, das den Kindern psychologische und pädagogische Unterstützung bietet, wird von der Senatsschulverwaltung unterstützt.

Ein Transporter für die Arbeit des Vereins

Ein größere Sachspende erhält die Organisation „Moabit hilft“, die sich von der ersten Stunde an für die Menschen vor dem Lageso, der Erstaufnahmestelle in Berlin, eingesetzt hat. Mit ihrem Einsatz sind die Helfer unermüdlich dabei, die teilweise chaotischen Zustände vor dem Amt erträglicher zu machen. Berliner helfen finanziert nun einen Transporter für die Arbeit des Vereins. „Damit können wir nachts körperbehinderte und kranke Flüchtlinge in Privatunterkünfte fahren und tagsüber Sachspenden transportieren. Das ist eine Riesenhilfe für uns“, sagt Diana Henniges, Gründerin von Moabit hilft. „Unsere Arbeit wird nicht weniger werden“, so Diana Henniges.

Ebenfalls ein Transporter wird den Charlottenburger Netzwerken von Ehrenamtlichen zur Verfügung gestellt, die sich unter anderem in den Initiativen „Willkommen in Westend“ und „Charlottenburg hilft“ um die Bewohner der Flüchtlingsheime in dem Bezirk kümmern. „Das ist eine tolle Spende. Mit dem Transporter können wir Heimbewohner abholen, und alle Initiativen im Bezirk können das Fahrzeug nach Bedarf nutzen“, sagt Cem Gömüsay, Leiter des Stadtteilzentrums.

Geldspende für den Kauf von Lebensmitteln

Mit einer Geldspende zum Kauf von Lebensmitteln werden die freiwilligen Helfer vor der Außenstelle des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in Spandau unterstützt, die täglich zwischen 200 und 800 Flüchtlinge versorgen. „Wir schmieren Stullen und Toastbrot mit Käse oder Schokoladencreme für die Wartenden und verteilen auch Obst, Bonbons Nüsse und Süßigkeiten für die Kinder. Wir erhalten auch Lebensmittelspenden, aber es reicht nicht aus. Bei der Kälte würden wir auch gern heiße Getränke ausgeben“, berichtet Martina Rüdiger, die die Spandauer Unterstützer-Gruppe vor dem Bundesamt organisiert.

Fußballturniere werden auch in Köpenick organisiert

In Köpenick haben Anwohner des Allende-Viertels den Verein „Allende 2 hilft“ gegründet, der sich seit November 2014 für ein friedliches Miteinander zwischen Anwohnern und Flüchtlingen im Kiez einsetzt. Ehrenamtliche Helfer sind vor allem im Container-Wohnheim in der Alfred-Randt-Straße aktiv, organisieren Deutschkurse und Fußballturniere und haben in ihrer Freizeit eine Spendenkammer eingerichtet, in der Kleidung nicht nur an Flüchtlinge sondern auch an bedürftige Köpenicker ausgegeben wird. „Mit der Spende können wir endlich neue Sportgeräte für Kinder und Jugendliche anschaffen“, freut sich der Vereinsvorsitzende Dirk Warbelow.

Anfang des Jahres wurde der 24-jährige Philipp Bertram, der den Einsatz von Freiwilligen in der Flüchtlingsunterkunft im Rathaus Wilmersdorf mit aufgebaut hat, von der Berliner Morgenpost und 104.6 RTL zum Berliner des Jahres gewählt – stellvertretend für alle Berliner, die sich in ihren Bezirken in Willkommensbündnissen und Initiativen für Flüchtlinge engagieren.

( Berliner Morgenpost )