Nach Schlägereien in Berliner Flüchtlingsheimen wächst die Kritik an Massenunterkünften. Senator Henkel droht mit Strafen.
Nach mehreren Schlägereien in Berliner Flüchtlingsunterkünften wächst die Kritik an Massenunterkünften.
Die Konflikte seien hausgemacht, erklärte der Berliner Flüchtlingsrat am Montag in der Bundeshauptstadt. Massenunterkünfte wie in den Hangars des früheren Flughafens Tempelhof seien unverantwortlich.
2300 Menschen, darunter 800 Minderjährige, müssen dort seit Wochen unter menschenunwürdigen Bedingungen in drei großen Hallen auf allerengstem Raum zusammenleben. „Dass eine solche extrem beengte und völlig unzureichend ausgestattete Massenunterkunft Aggressionen fördert, war absehbar“, kritisierte Flüchtlingsrat-Sprecher Georg Classen.
Am Sonnabend hatte es in einer Flüchtlingsunterkunft in Spandau eine Massenschlägerei gegeben, am Sonntag in den Hangars des ehemaligen Flughafens Tempelhof. Dort waren nach einem Streit bei der Essensausgabe mehrere hundert Flüchtlinge aneinandergeraten.
120 Polizisten schritten ein und es gab rund 20 Festnahmen, wie die Polizei am Montag mitteilte. Am Sonntagabend und in der Nacht auf Montag sei es in den Berliner Flüchtlingsheimen überall ruhig geblieben.
Dixie-Klos und keine Möglichkeit zum Händewaschen
Jeder Person stünden laut Flüchtlingsrat-Sprecher Classen nur 1,5 bis 2 statt der gesetzlich vorgeschriebenen sechs bis neun Quadratmeter zur Verfügung.
Statt ausreichender Sanitäranlagen gebe es lediglich Dixie-Klos ohne Möglichkeit zum Händewaschen, Duschen fehlten ganz, ebenso die Möglichkeit, Wäsche zu waschen.
Henkel droht mit Gefängnisstrafen für Flüchtlinge
Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) warnte vor einer Zunahme der Gewalt und drohte beteiligten Flüchtlingen mit Gefängnisstrafen. „Es gibt Regeln in unserem Land. Wer sich nicht daran hält, für den gibt es bei uns auch andere Unterkünfte - mit verriegelten Türen und Fenstern“, erklärte der Innensenator.
Zugleich warnte auch er vor weiteren Massenbelegungen ohne ausreichende Sicherheitskonzepte. Mit der steigenden Zahl von Massenunterkünften stiegen auch die Spannungen.
Gefahr "für den sozialen Frieden in unserer Stadt"
Hinter diesem Konfliktpotenzial stecke eine Gefahr "für den sozialen Frieden in unserer Stadt". "Das gilt vor allem mit Blick auf den Winter. Es reicht nicht aus, einfach nur alle Hallen vollzumachen. Darüber werden wir im Senat reden müssen. Ich gehe davon aus, dass der Flüchtlingsstaatssekretär beim Regierenden Bürgermeister kurzfristig prüft, ob die Sicherheitskonzepte in den Unterkünften anzupassen sind. Bevor die Berliner Polizei dort irgendwann zum Dauergast wird", so Henkel weiter.
BM