Beim IT-Gipfel der Bundesregierung in Berlin werden die digitalen Pläne für die Hauptstadt konkreter. 40 Professoren werden berufen.

Berlin präsentiert sich beim IT-Gipfel der Bundesregierung am Mittwoch und Donnerstag als digitale Hauptstadt. Beim Forum in der Arena Treptow, zu dem auch die Bundeskanzlerin für Donnerstag erwartet wird, wurden die neuesten Pläne für den Ausbau der digitalen Infrastruktur in Berlin vorgestellt.

Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) vertrat bei der Eröffnung den Regierenden Bürgermeister Michael Müller, der seine Begrüßungsrede zum Empfang kurzfristig abgesagt hatte. Yzer sagte in ihrer Ansprache, dass nicht nur die Flächenländer, sondern auch die Ballungsgebiete auf den Breitbandausbau angewiesen seien. Gerade Berlin als herausragender Standort der Digitalwirtschaft brauche Übertragungsraten von über 200 Mbit betonte Yzer. „Ich setze mich sehr klar für mehr Mbit für die Metropolen und ihre Wirtschaft ein“, so die Senatorin.

Für den Jahresbeginn kündigte Yzer den Start für das Digitale Leistungszentrum an. Die in Berlin ansässigen vier Fraunhofer-Institute werden dabei gemeinsam mit der Industrie mittelständische Unternehmen auf dem Weg in die digitalisierte Welt an die Hand nehmen. „Wir sollten dem verhängnisvollen Drang widerstehen, zu planen und zu planen und die Umsetzung in die ferne Zukunft zu schieben. Wir sollten stattdessen von den Unternehmen und besonders den Start-ups lernen, zu probieren und zu probieren, um schnell ans Ziel zu kommen“, sagte Yzer.

Die Ideen wurden von einer Arbeitsgruppe präzisiert, die Impulse aus dem von Müller gemeinsam mit dem Präsidenten der Technischen Universität (TU), Christian Thomsen, angestoßenen Berliner Kreis zur Digitalisierung aufgegriffen hat. Die Initiative hatten Müller und Thomsen an der Unternehmertafel der Berliner Morgenpost und der Investitionsbank im Mai verabredet.

40 neue Professoren für Informations- und Kommunikationstechnologie

Ein Kern der neuen Strategie soll die Berufung von etwa 40 Professoren für Informations- und Kommunikationstechnologie sein. Diese Wissenschaftler werden an die verschiedenen Universitäten und Fachhochschulen des Landes verteilt. Angesichts von derzeit etwa 100 IT-Professoren in Berlin wäre das eine deutliche Verstärkung. Gedacht ist, die meisten als Juniorprofessoren zu beschäftigen, die eine oder andere Koryphäe aber auch mit einem regulären Lehrstuhl. An der Finanzierung sollen sich Unternehmen beteiligen.

Die neuen Wissenschaftler werden aber nicht nur an ihrer jeweiligen Hochschule forschen und lehren, sondern an einem Ort zusammengezogen werden, um dort zu kooperieren. In dieses neue Kompetenzzentrum soll auch das aus der Internet-Wirtschaft geforderte Laboratorium als Ort des Austausches und der Selbstdarstellung der Berliner Szene einziehen. Wo dieses Zentrum entstehen soll, ist nach Informationen der Morgenpost aber noch offen. Berlin erhofft sich mit dieser Konzentration Rückenwind für die nächste Exzellenzinitiative des Bundes und bessere Chancen für die Bewerbung um ein Bundesinstitut für Digitalisierung und Gesellschaft, was das Bundesforschungsministerium ausgeschrieben hat.

Weiterhin haben Müllers Mitarbeiter aufgeschrieben, dass die Stadt als eine der ersten den neuen Mobilfunkstandard 5G in einigen größeren Testgebieten ausprobiert. Das neue Verfahren soll den Durchbruch für die Technologie selbstfahrender Autos bringen. Vereinfacht gesagt muss ein Fahrzeug nicht mehr von einer es steuernden Funkzelle in die nächste wechseln, was an den Schnittstellen zu Problemen führen kann. Bei 5G sind die Wagen in mehreren Funkzellen gleichzeitig unterwegs und werden einfacher weitergereicht. Weiterhin soll flächendeckendes Wlan in der Stadt aufgebaut werden. Bisher ist der Vertrag mit der Firma, welche die ersten Router an öffentlichen Gebäuden installieren soll, aber noch nicht unterzeichnet.

In einem Blog zum Gipfel nannte Müller Berlin „Herzschrittmacher der digitalen Wende“. Gemeinsam mit vielen kreativen Köpfen und Impulsgebern, mit Akteuren aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik arbeite Berlin entschlossen darauf hin und schaffe „ein ideales Umfeld für Start-ups und etablierte Wirtschaft, um von hier aus gemeinsam den Sprung ins nächste technologische Zeitalter zu machen“. Der Gründergeist und die Aufbruchstimmung in der Hauptstadt würden auch den IT-Gipfel inspirieren, schrieb Müller.