Berlin. Mit ihrer Stellenbörse Workeer wollen die Berliner Philipp Kühn und David Jacob Flüchtlingen bei der Stellensuche helfen
Philipp Kühn und David Jacob wollten etwas für Flüchtlinge tun. Und gleichzeitig ihre Bachelorarbeit angehen. So entstand Workeer, eine bundesweite Internet-Jobbörse für Geflüchtete. Seit drei Wochen können Arbeitssuchende dort ihr Profil veröffentlichen und Unternehmen Stellen anbieten. Am Mittwoch informierte sich Berlins Arbeitssenatorin Dilek Kolat (SPD) über das Projekt. „Zuerst haben wir eine Themenrecherche gemacht“, sagt David Jacob, 24. Sie sprachen mit Flüchtlingen und Initiativen darüber, was die Menschen besonders dringend brauchen, und diskutierten Ideen: Sprachunterricht im Netz, Wohnungsbörse, Hilfe beim Weg durch die deutsche Bürokratie. Am Ende entschieden sie sich für die Jobbörse, weil ihnen die Flüchtlinge immer wieder erzählten, wie gern sie arbeiten wollen. „Sie fühlen sich schlecht, wenn sie hier rumsitzen“, sagt Jacob.
Das Konzept der Webseite, die die beiden Kommunikationsdesigner als Bachelorarbeit einreichten, ist einfach: Bewerber laden ihr Profil mit Informationen zu Ausbildung, Berufserfahrung, Sprachkenntnissen hoch, Unternehmen suchen Mitarbeiter. 360 Jobsuchende und mehr als 430 Angebote standen sich dort am Mittwoch gegenüber.
Zahnarzt gesucht
Ein 26-Jähriger aus dem Sudan beispielsweise sucht eine Stelle als Telekommunikationstechniker, in dem Beruf hat er bereits in Libyen gearbeitet. Ein 27-Jähriger aus Syrien hat in Damaskus Zahnmedizin studiert und in einer Zahnklinik gearbeitet, jetzt sucht er eine Beschäftigung in Deutschland. Andere hoffen auf einen Job als Barkeeper, Koch oder Putzhilfe. Auf der anderen Seite braucht ein Unternehmen einen Software-Entwickler, eine Praxis einen Zahnarzt, es gibt Angebote für Servicekräfte, Altenpfleger, Floristen. Auch unbezahlte Praktika sind dabei.
Flüchtlinge dürfen frühestens drei Monate nach ihrer Ankunft in Deutschland arbeiten. Während der ersten 15 Monate gilt eine weitere Einschränkung: Wenn sie nicht in einem „Engpassberuf“ ausgebildet sind, muss der Arbeitgeber nachweisen, dass er keinen deutschen Bewerber oder EU-Bürger für die Stelle gefunden hat.
Auf diese arbeitsrechtlichen Fragen geht Workeer nicht ein, ein Leitfaden für Arbeitgeber dazu stehe noch auf dem Plan, sagt Philipp Kühn. Die beiden Kommunikationsdesigner betreuen Workeer ehrenamtlich. Weil das Projekt mit wachsendem Erfolg immer zeitaufwendiger wird, baten sie jetzt Arbeitssenatorin Dilek Kolat um Hilfe. Nach ihrem Besuch am Mittwoch sprach sie von einer „hervorragenden Initiative“ sowie einem „Angebot, das gefehlt hat“, und sagte finanzielle Hilfe zu, in welcher Höhe stehe aber noch nicht fest. Die beiden Gründer wollen zunächst erst einmal ermitteln, wie viel Unterstützung sie überhaupt brauchen.
Die Bundesagentur für Arbeit setzt sich in einem Pilotprojekt in Berlin seit Anfang August ebenfalls verstärkt für Flüchtlinge ein. Zwei Mitarbeiter der Arbeitsagentur nehmen direkt bei der Registrierung im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge die Informationen zu Ausbildung und Sprachkenntnissen auf. Nach Angaben eines Sprechers ließen sich in den ersten zwei Wochen mehr als 120 Menschen beraten, darunter Ärzte, Handwerker und Mitarbeiter aus dem Gastgewerbe. Sobald der Status der Geflüchteten geklärt ist, sollen qualifizierte Bewerber in Jobs oder Kurse für Fachsprachkenntnisse vermittelt werden.