Schmuck im Wert von 900.000 Euro erbeuteten die fünf maskierten Männer, die im Dezember vergangenen Jahres das KaDeWe stürmten, die Vitrinen der Schmuckabteilung zertrümmerten und blitzschnell wieder verschwanden. Doch eine stolze Summe für wenige Minuten Arbeit ist das nur auf dem ersten Blick, gemessen an dem Gesamtschaden, der im vergangenen Jahr Geschäften durch Diebstähle, Einbrüche oder Raubtaten entstand. Wirtschaftsverbände schätzen die Gesamtsumme auf mehr als eine Milliarde Euro.
Auch die 500 bundesweit verübten Blitzeinbrüche, hinter denen das Berliner Landeskriminalamt (LKA) eine etwa 50-köpfige, von der Hauptstadt aus agierende Bande vermutet, bilden nur einen Bruchteil der Einbruchs- und Diebstahlsdelikte, die die Behörden 2014 bundesweit registrierten. Im Durchschnitt schlugen Einzeltäter und Banden 2014 alle 70 Sekunden in Warenhäusern, Geschäften, Kiosken und sonstigen Verkaufsstellen zu. Das haben Experten der Securitas Deutschland, dem europaweit größten privaten Sicherheitsunternehmen auf der Basis der Anfang Mai vom Bundesinnenmister vorgestellten Kriminalstatistik ermittelt.
Knapp 400.000 solcher Delikte wurden im vergangenen Jahr bundesweit erfasst. Präzise Zahlen lassen sich kaum errechnen, denn Blitzeinbrüche werden in Statistiken und Lagebildern verschiedenen Tatbeständen zugeordnet. Sie können je nach Art des Vorgehens sowohl als schwerer Diebstahl, als besonders schwerer Diebstahl oder auch als räuberischer Diebstahl eingeordnet werden.
Die Berliner Polizei erfasst derartige Taten unter dem Begriff „qualifizierte Bandendelikte“, im LKA existiert eigens dafür ein Dezernat mit mehreren Fachkommissariaten. Banden aus dem Umfeld polizeibekannter Großfamilien gehören ebenso zur Klientel der Ermittler, wie Rocker oder ganze Gruppen so genannter reisender Täter aus Osteuropa. Und der Nachwuchs, den die Hintermänner regelmäßig aufs Neue rekrutieren, stammt dem LKA zufolge nicht nur aus Wedding. Ebenso wie Berliner Tätergruppen überregional aktiv sind, agieren in der Hauptstadt auch Gruppen von außerhalb. „Die gesamte Szene ist ständig in Bewegung, das macht es so schwer, die Täter zu ermitteln“, sagt dazu ein szenekundiger Beamter.
Mit dem Pkw durch die Tür
Nach einigen spektakulären Fahndungserfolgen der Berliner Polizei in den vergangenen Monaten ging die Zahl der Blitzeinbrüche zunächst zurück. „Aber es zieht jetzt wieder an“, beschreibt Michael Adamski, leitender Ermittler im LKA die gegenwärtige Situation. Vorfälle aus den letzten Wochen bestätigen diese Einschätzung. Der letzte größere Fall liegt erst wenige Wochen zurück. Ende März stürmten drei maskierte Männer ein Pfandleihhaus an der Schlossstraße in Steglitz, zerschlugen mehrere Vitrinen, entwendeten hochwertigen Goldschmuck und flüchteten anschließend in einem Pkw der Marke Audi A 6, in dem der vierte Komplize bereits mit laufendem Motor gewartet hatte.
Deutlich weniger Erfolg hatten zwei Wochen zuvor zwei Männer, die ein weiteres Pfandleihaus an der Bayreuther Straße in Schöneberg für ihren Coup ausgewählt hatten. Um in das geschlossene Geschäft einzudringen, fuhren sie in den frühen Morgenstunden des 8. März mit einem Pkw immer wieder gegen die Rollläden des geschlossenen Geschäfts. Vom Lärm aufgeweckte Anwohner bemerkten die vergeblichen Bemühungen des Duos und alarmierten die Polizei. Noch bevor die Beamten eintrafen, waren die verhinderten Täter zu Fuß geflüchtet, aber nicht, ohne vorher den für den Einbruchsversuch verwendeten Pkw Renault Twingo in Brand zu setzen.
Bereits ein knappes halbes Jahr zurück liegen zwei weitere ähnlich gelagerte Fälle vom Dezember 2014. Ein Blitzeinbruch bei einem Juwelier in Spandau mit Hilfe eines Pkw blieb ebenfalls ohne Erfolg, bei einem weiteren Vorfall in Steglitz hatten die Täter dagegen mehr Erfolg. Mit einem Pkw durchbrachen sie zunächst die geschlossenen Eingangstüren eines Einkaufscenters an der Treitschkestraße und danach im Inneren noch die Türen eines Elektromarktes. Dort räumten sie blitzschnell mehrere Glasvitrinen mit hochwertigen Mobiltelefonen aus, bevor sie unerkannt flüchteten.