An langen Wochenenden wie Himmelfahrt oder Pfingsten ist Berlin ausgebucht. Jeweils rund zwei Millionen Besucher aus aller Welt nutzen die beiden Feiertage, um in die Hauptstadt zu reisen. „Normalerweise gibt es 250 bis 300 Hotelangebote im Internet, in den vergangenen Tagen standen gerade noch in 17 Hotels Zimmer zur Verfügung“, sagte der Sprecher des Hotel- und Gaststättenverbandes, Thomas Lengfelder. Tatsächlich werden sich weit mehr Besucher in der Stadt befinden, da nur offiziell gemeldete Gäste registriert werden. Wie viele Besucher, die bei Freunden und Verwandten unterkommen, in die Stadt strömen, ist nicht bekannt.
Die seit Jahren wachsenden Besucherzahlen haben Berlin auf Platz drei europäischer Städte geführt. Nur nach London und Paris reisen mehr Touristen. Den größten Zuwachs verzeichneten die Werber von Visit Berlin zuletzt bei Reisenden aus Israel (plus 74 Prozent). Hierfür sind verschiedene Jahrestage rund um das Kriegsende vor 70 Jahren verantwortlich. Die meisten Berlinbesucher kamen im März aus Großbritannien (44.000), Italien (32.000) und den USA (25.000).
Experten gehen von insgesamt 12.000 Ferienwohnungen in Berlin aus
Zu den registrierten Berlinbesuchern kommen noch die Gäste, die in Ferienwohnungen übernachten. Offiziell sind derzeit rund 4000 Ferienwohnungen registriert, tatsächlich liegt die Zahl deutlich darüber, da sich nicht alle Betreiber von Ferienwohnungen angemeldet haben. Experten gehen davon aus, dass derzeit rund 12.000 Ferienwohnung regelmäßig oder gelegentlich angeboten werden. Seit 1. August 2014 ist das Anbieten von Ferienwohnungen in Berlin nur erlaubt, wenn eine Genehmigung vorliegt. Andernfalls droht ein Bußgeld.
Tourismusexperten, wie die Stadtsoziologin der Technischen Universität, Sybille Frank, gehen davon aus, dass die Zahl der Ferienwohnungen in den kommenden Jahren noch zunehmen wird. In den vergangenen Jahren sei ein neuer Städtetourismus entstanden. „Die Touristen kommen nicht mehr nur, um die Sehenswürdigkeiten zu besuchen, sondern um das Lebensgefühl der Stadt mitzuerleben“, sagte Frank bei der Veranstaltung „Tourismus und Stadtentwicklung in Berlin“ der Linkspartei im Abgeordnetenhaus. „Sie meiden die klassische Unterbringung und wollen wie die Einheimischen leben.“
Dass das Drängen in die Wohnsiedlungen massiven Widerstand hervorruft, sei kein Wunder. In Kreuzberg übernachteten vor zwanzig Jahren noch 57.000 Gäste pro Jahr, zuletzt waren es 1,5 Millionen. Visit-Berlin-Chef Burkhard Kieker beschreibt die Berliner Situation noch weitaus drastischer. „In Berlin ist in den vergangenen 25 Jahren das geschehen, wofür Rom 2000 Jahre lang Zeit hatte.“ Berlin sei mit seinen rund zwölf Millionen Besuchern zu einer touristischen Supermacht geworden. „Es bleibt nichts anderes übrig, als die Rolle anzunehmen“, sagte Kieker.