Seit 53 Jahren gehören Pudel zum Leben von Herbert Lemke. Moritz, der flink um die Ecke in der Lichtenrader Wohnung schießt, ist sein 16. Hund dieser Rasse. Nie geht der 77-Jährige ohne Leine und ohne Tüte für die Hinterlassenschaften von Moritz aus dem Haus. Deshalb findet er das neue Hundegesetz richtig. Dennoch ist er skeptisch. „Der Senat macht Gesetze, tut aber nichts für die Umsetzung“, sagt der Lichtenrader. Was nütze es, die Mitnahme von Beuteln zur Pflicht zu machen, wenn die Stadt nicht dafür sorge, Abfallbehälter aufzustellen. Außerdem müsste es auch Tütenspender geben und viel mehr Kontrollen. „Sonst bringt das Gesetz überhaupt nichts“, sagt Lemke.
Hunde in Berlin sind immer wieder ein Streitthema. Während Hundebesitzer mehr Auslaufgebiete und Freiheiten für ihre Vierbeiner fordern, haben Menschen ohne tierischen Anhang oft ganz andere Bedürfnisse. Sie wollen ihre Ruhe in Parks und an Seen haben. Die Debatte wurde durch das neue Hundegesetz und das Hundeverbot an Schlachtensee und Krummer Lanke, das ab 15. Mai gilt, noch verschärft.
Aus diesem Grund geht es beim nächsten Leserforum der Berliner Morgenpost am Dienstag, 12. Mai, um 19 Uhr im Steglitzer Paulsen-Gymnasium, Gritznerstraße 57, um das Thema „An der kurzen Leine – Hunde in Berlin“. Auf dem Podium sitzen fünf Experten: Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) als Initiator des „Bello-Dialogs“, Christa Markl-Vieto (Grüne), Umweltstadträtin in Steglitz-Zehlendorf, der Journalist und Autor Hajo Schumacher, der das Forum moderiert, Norbert Buchta, SPD-Fraktionschef in der Bezirksverordnetenversammlung, und Christine Richter, Mitglied der Chefredaktion der Berliner Morgenpost. Die Teilnahme an der Veranstaltung in der Reihe „Morgenpost vor Ort“ ist kostenlos, es ist aber eine Anmeldung in unserer Redaktion nötig (siehe Infokasten).
Herbert Lemke ist nicht ohne Grund kritisch, was das neue Gesetz und die Umsetzung angeht. Seit Jahren engagiert er sich für die Hunde und ihre Besitzer in seinem Kiez rund um den Lichtenrader Dorfteich. Die Anwohner haben mit der Kirchengemeinde Lichtenrade eine „Aktionsgemeinschaft sauberer Dorfteich“ ins Leben gerufen. Jugendliche bauten kleine blaue Kästen, so groß wie Vogelhäuschen, als Tütenspender für Hundekot. Die Rollen dafür kauft Lemke regelmäßig in der Drogerie ein – auf seine Kosten. Doch immer wieder muss er erleben, wie alles zerstört wird. Der Vandalismus geht soweit, dass die Tütenrollen herausgezogen und quer über den Weg gespannt werden. Auch die Kästen wurden nach und nach in Einzelteile zerlegt. Lemke ist desillusioniert. Zwar kauft er immer noch Tüten. Aber er bindet sie jetzt einzeln an einen Pfahl. Noch immer hofft er auf mehr Streifen vor Ort.
Auch beim neuen Hundeverbot an Schlachtensee und Krummer Lanke ist für viele noch nicht das letzte Wort gesprochen. Unter dem Motto „Nein zum Hundeverbot am Schlachtensee“ hat die Bürgerinitiative „Berliner Schnauzen“ mit der Erna-Graff-Stiftung für Tierschutz für Donnerstag, 14. Mai, eine Demonstration angekündigt. Die Gegner des Hundeverbots treffen sich um 14 Uhr auf dem Waldparkplatz „Fischerhütte“ zwischen Schlachtensee und Krummer Lanke. „Wir werden so lange Druck machen, bis der Bezirk diesen Beschluss zurücknimmt“, sagt Hendrik Zühlke, Tierschutzreferent der Erna-Graff-Stiftung.
Unterstützung bei der Ablehnung des Hundeverbots bekommen die Demonstranten von den Bezirksverordneten der SPD-Fraktion. „Das Hundeverbot wird einfach durchgesetzt, ohne die Nutzergruppen und ohne Experten angehört zu haben“, sagt SPD-Fraktionschef Norbert Buchta. Außerdem beruhe es auf Argumenten, die nicht immer nachvollziehbar sind. „Die Messungen der Wasserqualität in der Krummen Lanke haben ergeben, dass das Wasser dort, wo die Hunde baden gehen sauberer ist als dort, wo die Menschen baden gehen“, so Buchta. Über diese Fakten hätte man zuerst einmal diskutieren müssen.