Morgenpost vor Ort

Wie kurz muss die Leine für Hunde in Berlin sein?

| Lesedauer: 6 Minuten
Katrin Lange

Immer wieder kommt es zu Konflikten zwischen Hundehaltern und Menschen, die die Vierbeiner kritisch sehen - nicht nur am Schlachtensee. Das ist das Thema beim Morgenpost-Leserforum „Hunde in Berlin“.

Hunde gehören zum Berliner Stadtbild. Knapp 100.000 leben in der Hauptstadt, meistens in friedlicher Koexistenz mit den 3,4 Millionen Bewohnern. Dennoch kommt es immer wieder zu Konflikten zwischen Hundehaltern und Menschen, die die Vierbeiner am liebsten nur von Weitem sehen wollen. Stinkende Hundehaufen, die liegen gelassen werden, unangeleinte Tiere, die quer über die Picknickdecke rennen oder Kläffer, die Jogger als ihren natürlichen Feind ansehen – das sind nur einige Beispiele, die in der Vergangenheit zu Streit geführt und die Politik zum Handeln aufgefordert haben.

Erst im Februar hat der Senat auf Initiative von Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) ein neues Berliner Hundegesetz beschlossen. Alle Tiere sollen in der Stadt künftig an der Leine geführt werden. Ausnahmen von der Pflicht gibt es nur mit einem sogenannten Hundeführerschein. Außerdem müssen Hundebesitzer immer einen Beutel dabeihaben, um den Kot ihrer Vierbeiner aufzusammeln. Mit dem Gesetzentwurf muss sich noch das Abgeordnetenhaus befassen.

Die zweite Neuerung betrifft nur den Südwesten der Stadt. Die Tage, an denen Hunde an den Ufern von Schlachtensee und Krumme Lanke toben können, sind gezählt. Ab Freitag, 15. Mai, gilt das Hundeverbot an den beiden Badeseen. Damit soll ein jahrelanger Konflikt zwischen Hundehaltern und Badegästen entschärft werden.

In beiden Fällen ist der Protest der Hundehalter groß. Deshalb soll es beim nächsten Leserforum der Berliner Morgenpost um das Thema „An der kurzen Leine – Hunde in Berlin“ gehen. Auf dem Podium sitzen fünf Experten: Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) als Initiator des „Bello Dialogs“, Christa Markl-Vieto (Grüne), Umweltstadträtin in Steglitz-Zehlendorf, der Journalist und Autor Hajo Schumacher, der das Forum moderiert, Frank Kuehn, Gründer der Bürgerinitiative „Hunde am Schlachtensee“ und Christine Richter, Mitglied der Chefredaktion der Berliner Morgenpost. Das Forum in unserer Reihe „Morgenpost vor Ort“ beginnt um 19 Uhr in der Aula des Paulsen-Gymnasiums an der Gritznerstraße 57 in Steglitz. Die Teilnahme ist kostenlos, es ist aber eine Anmeldung in unserer Redaktion nötig (siehe Infokasten).

Für den Senat und den Bezirk steht fest: Das neue Hundeverbot an Schlachtensee und Krummer Lanke kommt. „Das absolute Hundeverbot wird umgesetzt und gilt ab dem 15. Mai“, bestätigt Petra Rohland, Sprecherin in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Es sei eine Pilotprojekt, das auf eineinhalb Jahre festgelegt ist. Erst nach dieser Phase könne über Kompromisse nachgedacht werden. „Zuerst müssen wir prüfen, ob es funktioniert oder nicht, dann können wir nachsteuern“, so Rohland.

Auf einen sofortigen Kompromiss drängt hingegen Frank Kuehn. Er wohnt in Schlachtensee mit Frau und Beagle Benji. Kuehn will die Hunde nur während der Badesaison vom See verbannen. Im Winter sollen sie jedoch weiter an der Leine ihre Runden drehen können. Kuehn fordert, dass dieser Kompromiss ab dem 15. Mai gilt. Für den Fall, dass es nicht zu einer Einigung komme, bereite sein Anwalt einen Eilantrag vor, um gegen die Wirksamkeit des Hundeverbots zu klagen, sagt der Unternehmer, der auch als Mediator tätig ist.

Uneinig über die Umsetzung des Hundeverbots sind auch die CDU und Grünen im Bezirk. CDU-Fraktionschef Torsten Hippe hat gerade eine Befragung der Anwohner gestartet. Unter der Frage „Hunde am Schlachtensee?“ sollen die Anwohner ihr Votum abgeben, ob sie für oder gegen das Hundeverbot sind. Wenn die Anwohner das Verbot gut fänden, dann gehe es auch für ihn in Ordnung. Sollten sie sich zu 100 Prozent gegen das Verbot aussprechen, müsse neu gedacht werden, so Hippe.

Die Grünen ziehen diesmal nicht mit dem Partner der Zählgemeinschaft an einem Strang. „Aus unserer Sicht ist die zwischen dem Bezirk und der Senatsverwaltung für Umweltschutz verabredete Neuregelung bereits ein Kompromiss zwischen dem Bedürfnis der Hundehalter nach einem ausreichend großen Auslaufgebiet, den Interessen der übrigen Bürger und dem Naturschutz“, sagt Uwe Köhne, Fraktionschef der Grünen. Deshalb werde die Regelung zum 15. Mai umgesetzt. Späteren Änderungen und Anpassungen wollen sich aber auch die Grünen nicht verschließen. Zunächst sollten aber die Erfahrungen mit der Umsetzung des Verbots abgewartet werden und einfließen, so Köhne.

So können Sie teilnehmen:

Das Leserforum „Morgenpost vor Ort“ zum Thema „Hunde in Berlin“ beginnt am Dienstag, 12. Mai, 19 Uhr, in der Aula des Paulsen-Gymnasiums in Steglitz, Gritznerstraße 57. Nach der etwa einstündigen Podiumsdiskussion können Leser den Experten Fragen stellen, Anregungen geben und mitdebattieren. Die Teilnahme ist kostenlos.

Voraussetzung zur Teilnahme ist allerdings eine Anmeldung in unserer Redaktion unter dem Kennwort „Morgenpost vor Ort“. Das geht ganz einfach per E-Mail an aktionen@morgenpost.de, per Fax an die Nummer 25917 30 49 oder per Postkarte/Brief an die Berliner Morgenpost, Redaktion Lokales, Kurfürstendamm 21–22, 10874 Berlin. Teilen Sie uns bitte mit, wie viele Plätze Sie benötigen. Abonnenten der Berliner Morgenpost schreiben bitte ihre Abo-Nummer dazu, Abonnenten werden bei der Platzvergabe bevorzugt berücksichtigt. Anmeldungen werden nach Eingang beantwortet, sie müssen spätestens bis Montag, 11. Mai, um 20 Uhr in der Redaktion vorliegen.

Das Paulsen-Gymnasium ist gut mit der U-Bahn, Linie U9, bis Rathaus Steglitz, und dann mit der Buslinie 282 oder einem kleinen Fußweg zu erreichen. Parkplätze sind an den umliegenden Straßen in begrenztem Umfang vorhanden.