Die Energiewende macht sich in Berlin bemerkbar. Der Stromverbrauch sinkt, 2014 lag er um 4,8 Prozent niedriger als ein Jahr zuvor. Trotz steigender Einwohnerzahl und positiver Wirtschaftsentwicklung kamen die Berliner Haushalte mit 13.428 Gigawattstunden aus. Der Trend ist anhaltend: Vor fünf Jahren waren es nach Angaben der Vattenfall-Tochter Stromnetz Berlin noch fast 700 Gigawattstunden mehr.
Stromnetz-Berlin-Chef Helmar Rendez führt die sinkende Abnahme elektrischer Energie neben der vergleichsweise milden Witterung auf das veränderte Verhalten der 2,3 Millionen Haushalts- und Gewerbekunden in Berlin zurück. „Die klassischen Glühbirnen verschwinden und werden durch sparsame LED-Leuchten ersetzt“, sagte Rendez.
Außerdem kauften viele Kunden neue Waschmaschinen, Kühlschränke oder Fernsehgeräte, die sehr viel sparsamer seien als ihre Vorgänger. Der durchschnittliche Berliner Haushalt kam 2014 mit 2200 Kilowattstunden aus. Für 2015 erwartet Vattenfall einen weiteren Rückgang auf 2100 Kilowattstunden.
Stromverbrauch sinkt in Berlin stärker als in Deutschland
In Berlin sinkt der Stromverbrauch stärker als in Deutschland insgesamt. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft meldet fast vier Prozent Rückgang und nennt als Hauptgrund die „schwache Konjunktur energieintensiver Industrien“. Solche Branchen sind aber in Berlin weniger stark vertreten.
Für den Berliner Netzbetreiber bedeutet die Sparsamkeit der Verbraucher Umsatzeinbußen. Denn Stromnetz Berlin leitet den Strom für fast 400 Anbieter durch seine 36.000 Kilometer langen Leitungen und Kabel und kassiert dafür ein Netzentgelt. Der Umsatz des Netzbetreibers ging deshalb von 815 auf 773 Millionen Euro im Jahr 2014 zurück.
Als Gewinn führte die Vattenfall-Tochter 79 Millionen statt 120 Millionen 2013 an den schwedischen Energiekonzern ab. Rendez verwies jedoch auf die erheblichen Investitionen ins Stromnetz. 139 Millionen Euro habe das Unternehmen investiert, doppelt so viel wie man abgeschrieben habe. Wer so wirtschafte, gehe von einem langfristigen Engagement aus, sagte Rendez und wies alle Spekulationen über einen möglichen Rückzug des Konzerns aus Deutschland und Berlin zurück.
Politisch brisante Zahlen
Die Zahlen der Vattenfall-Tochter sind politisch brisant. Denn die Konzession für den Betrieb des Stromnetzes ist Ende 2014 ausgelaufen und wird für die nächsten 20 Jahre neu vergeben. Das Land Berlin hat sich selbst mit der landeseigenen Unternehmung Berlin Energie beworben. Neben den Möglichkeiten, auf die Gestaltung der Energiewende Einfluss zu nehmen verweisen die Befürworter einer Rekommunalisierung auf die Einnahmen aus dem Netzbetrieb, die lieber in den Landeshaushalt als nach Schweden fließen sollten.
Derzeit liegt das Vergabeverfahren zum Ärger von Rendez jedoch auf Eis. Das Landgericht hatte das vergleichbare Prozedere für die Gasnetz-Konzession gestoppt. Ein Grund dafür war, dass Berlin Energie keine eigenständige Firma sei und auch nicht über eigenes Geld verfüge.
Für die Stromnetz-Vergabe möchte die SPD-Seite der Koalition dieses Manko nun heilen. Am Dienstag wird der Senat beraten, ob Berlin Energie als GmbH organisiert wird, um sich weiter beteiligen zu können. 600 Millionen Euro Kapital für eine mögliche Übernahme des Gasnetzes hat der Senat bereits über Landesbürgschaften bereitgestellt. Die CDU sieht jedoch das gesamte Engagement der landeseigenen Firma skeptisch.