Michael Müller hat das Nutzungskonzept für das Humboldt-Forum kritisiert. Im Parlament verteidigte der Regierende Bürgermeister seine neue Idee für das Stadtschloss.
Die Baustelle des Berliner Schlosses mit dem Humboldt-Forum stand am Montag gleich in doppelter Hinsicht im Fokus des Interesses. Während am Morgen 110 Mitarbeiter des Zolls die Baustelle auf Schwarzarbeit und die Einhaltung des Mindestlohns kontrollierten, versuchten die Mitglieder des Kulturausschusses am Nachmittag, Genaueres über die jüngst bekannt gewordenen Schloss-Pläne des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller (SPD) zu erfahren.
Müller, der zugleich auch Berlins Kultursenator ist, hatte am vergangenen Donnerstag das bisherige Nutzungskonzept für den Berliner Anteil am Humboldt-Forum infrage gestellt. Auf den 4000 Quadratmetern, die Berlin im rekonstruierten Schloss nutzen darf, sollte man statt der „Welt der Sprachen“ besser die Geschichte Berlins präsentieren, sagte der Regierungschef.
Während die Vertreter der Grünen vor allem interessierte, ob die Änderungswünsche Mehrkosten nach sich ziehen, wollte die Linke wissen, warum Müller erst jetzt mit Änderungswünschen aus der Deckung komme. Schließlich sei das Humboldt-Forum bereits seit 2013 im Bau, im Juni werde Richtfest gefeiert.
Programm nicht optimal
„Ich bin erst seit knapp 90 Tagen im Amt“, konterte der Regierende Bürgermeister. Da müsse es ihm erlaubt sein, auf das wichtigste Kulturbauvorhaben Berlins Einfluss zu nehmen. Und die intensive Beschäftigung mit dem Vorhaben und die Beratung mit beteiligten Experten habe ergeben, dass das 2002 verabschiedete Programm nicht optimal sei. „Die Welt hat sich seitdem weitergedreht, und wir wollen die Chance nicht vergeben, eine Kurskorrektur vorzunehmen“, sagte Müller. Unter dem Titel „Welt.Stadt.Berlin“ soll danach interaktiv erlebbar werden, was Berlin zur Weltstadt werden ließ. „Thematisch orientiert wird erzählt, wie in den letzten 200 Jahren Berlin die Welt und die Welt Berlin veränderte“, heißt es dazu in dem Papier, das Müller den Ausschussmitgliedern aushändigte.
Dieses Angebot sei schlüssiger, als auf 1200 Quadratmetern ein Sprachlabor einzurichten und auf 1800 ein Bibliotheksangebot, so Müller weiter. Bauverzögerungen und Kostensteigerungen infolge der veränderten Pläne schloss Müller aus. „Für die bisherige Konzeption waren fünf Millionen Euro vorgesehen, und in diesem Kostenrahmen werden wir auch bleiben“, versicherte Müller. Lediglich von den 500.000 Euro, die zur Konzepterstellung für die „Welt der Sprachen“-Schau vorgesehen waren, seien bereits 175.000 Euro ausgegeben. „Das heißt nicht, dass dieses Geld verloren ist“, sagte Müller. Schließlich könne das Konzept ja auch an einem anderen Ort integriert werden – beispielsweise in der neu zu bauenden Zentral- und Landesbibliothek (ZLB).
Hinweise, dass auf der großen Baustelle Schwarzarbeit betrieben wird, hat es am Montag übrigens keine gegeben. Das bestätigte Zoll-Sprecher Michael Kulus. „Es war eine reine Präventivaktion“, so der Sprecher.