Denkmalschutz

Wie Berliner Architekten das ICC schützen wollen

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Sabine Gundlach

Foto: /bernd Von Jutrczenka / pa/dpa

Die Berliner Architektenkammer bietet Hilfe an und will das leer stehende Kongressgebäude am Messedamm nicht verkommen lassen. Der Appell der Architekten: Der Senat soll sich „endlich“ einigen.

Nachdem der Senat das Internationale Congress Centrum (ICC) unter Denkmalschutz stellen will, bieten Berliner Architekten ihre Hilfe an, um die Sanierung des seit April 2014 leer stehenden Gebäudes schnell beginnen zu können. Wie berichtet, befürwortet Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD)einen Antrag des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf, das 1979 eröffnete ICC unter Schutz zu stellen, auch wenn dieser Schritt eine Vermarktung des Gebäudes erschwert.

Die Berliner Architektenkammer meldet sich jetzt mit einem Vorschlag, um schneller voranzukommen: „Wir bieten an, ein Kammerforum mit allen Beteiligten zu moderieren und fachlich anzuleiten, damit zumindest schon einmal die vorbereitenden Arbeiten für die Ausschreibung der dringend erforderlichen technischen Sanierung starten können“, sagte Theresa Keilhacker, Vize-Präsidentin der Architektenkammer.

Man könne es nicht hinnehmen, „dass dieses bedeutende Bauwerk, das bis zu seiner Schließung als Internationales Kongresszentrum erfolgreich funktioniert hat, jetzt fast schon ein Jahr lang ungenutzt leer steht und dadurch langsam vergammelt“, sagte Keilhacker.

Denkmalschutz ist erwünscht

Sie appellierte außerdem an den Berliner Senat, sich „jetzt endlich“ zu einigen, „welches Betreiberkonzept er für das ICC will, statt die Entscheidung mit Verweis auf immer neue Gutachten immer weiter vor sich herzuschieben“. Diese Gutachten, so Keilhacker weiter, müssten zudem „endlich einmal offen auf den Tisch gelegt werden“.

Keilhacker begrüßte am Wochenende die Zustimmung von Bausenator Andreas Geisel (SPD), das ICC unter Denkmalschutz stellen zu wollen. „Das ist schon lange überfällig und wird von der Kammer bereits seit Längerem gefordert. Dadurch werden bestimmte Auflagen im Umgang mit dem Gebäude Pflicht“, sagte die Architektin. Sie verwies insbesondere auf die Baudokumentation, die auch Grundlage für die Sanierung eines Denkmals sei. „Allein das Auflisten des Interieurs oder auch die Dokumentation der unterschiedlichen Sanierungsbedarfe kann bei einem solch großen Gebäude sehr lange dauern, was wir vom Flughafengebäude Tempelhof wissen. Es ist deshalb wichtig, damit sofort zu beginnen“, mahnte Keilhacker zum „zügigen Handeln“. Keilhacker: „Die Bestandsaufnahme zum Zustand des ICC muss schnellstens eingeleitet werden, damit nach einer Entscheidung des Senats auch sofort mit der Sanierung gestartet werden kann.“

Grundlage für die Debatte über ICC-Zukunft

Unterdessen hat die Architektenkammer mit der Berliner Baukammer ein „Sonderheft für das Fortbestehen des funktionsfähigen ICC“ herausgegeben, für das der Rat für Stadtentwicklung unterschiedliche Beiträge zusammengestellt hat. In der Broschüre informieren Architekten, Denkmalschützer und unter anderen auch Ursulina Schüler-Witte, die mit ihrem Mann Ralf Schüler das ICC entworfen hat, über die Entstehungsgeschichte, Hintergründe, die Besonderheiten und den Wert dieses Bauwerks am Messedamm.

Das Heft zur Rettung des ICC steht als PDF-Dokument auf der Homepage der Architektenkammer, www.ak-berlin.de, zum Download bereit. Es soll als Grundlage für die Debatte über die Zukunft des ICC dienen. Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) favorisiert eine Shoppingmall als künftige Nutzung für das ICC. Bis März soll ein Gutachten über mögliche Auswirkungen eines Shoppingcenters im ICC auf die umliegenden Einkaufsstraßen vorliegen. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) hingegen hat im Interview mit der Berliner Morgenpost seine Sympathien für die Sanierung des ICC als Kongresszentrum bekundet. Yzer hatte ihrerseits vergangenes Jahr ein Gutachten vorgelegt, wonach eine Mischnutzung samt Einkaufszentrum die einzige wirtschaftliche Möglichkeit sein soll, das ICC zu sanieren und zu betreiben, ohne den in Aussicht gestellten Landeszuschuss von 200 Millionen Euro anheben zu müssen.

Investor für Kulturkongresse

Wie berichtet, steht aber auch die in Berlin ansässige „Immonen-Group“ bereits in den Startlöchern für die Erweiterung des Kongresszentrums zu einem „International Center for Contemporary Culture“ (ICCC). Wie das Unternehmen der Berliner Morgenpost bestätigt hatte, sei man in der Lage, die erforderliche Finanzierung zu stemmen. Offizielle Berechnungen gehen von mindestens 170 Millionen Euro aus.

Zum konkreten Investitionsvolumen wollte sich die Investorengruppe aber noch nicht äußern. „Das ICC muss nicht neu gedacht, sondern weiterentwickelt werden“, lautet die Devise der Investorengruppe, die bei der Finanzierung auch auf die Synergien durch ein geplantes Convention Center baut. Ein hinter dem Gebäude geplantes Hotel soll mindestens 800 Betten bieten.

Statt baulicher Veränderungen im ICC setzen die potenziellen Investoren auf eine konzeptionelle und organisatorische Neuausrichtung – „ein Update statt ein Neustart“. Nach der technischen Erneuerung soll das Gebäude weiter für Kongresse genutzt werden, aber unter anderem auch „als Ort für Konzerte, für zeitgenössische Kunst, insbesondere Video- und Medienkunst, digitale und elektronische Musik, Performance, Tanz“.