Wer in Berlins Verkehr unterwegs ist, lebt gefährlich. Appelle an der Sozialverhalten sind aber keine Verkehrsstrategie, meint Gilbert Schomaker.
Wer in Berlin unterwegs ist, erlebt es jeden Tag: Da fährt der Radfahrer bei roter Ampel über die Straße, der Autofahrer biegt ohne zu schauen rechts ab und schneidet Radfahrer, und Fußgänger laufen unbekümmert über die Straßen. Knapp 17.500 Menschen verunglückten 2014 im Berliner Verkehr, was einem Plus von sieben Prozent entspricht. 52 Menschen kamen ums Leben, eine Steigerung um 40 Prozent.
Da appelliert der Innenstaatssekretär an das Sozialverhalten der Berliner. Das mag ja ehrenvoll sein. Nur Abhilfe schafft das nicht. Notfalls muss auch das milde Winterwetter dafür herhalten, dass es zu den deutlich gestiegenen Unfallzahlen gekommen ist.
Das ist ehrlich gesagt keine Verkehrsstrategie. Wenn etwas geschieht, ist es meist nur punktuell: hier ein Radweg, dort ein Blitzermarathon. Wenn Bürger sich engagieren, um Unfallschwerpunkte zu entschärfen, dauert es aber. Ein Beispiel: Der Rektor einer Grundschule wollte die Sicherheit der Steglitzer Schüler durch einen Zebrastreifen verbessern. Das hat geklappt. 17 Jahre nach dem ersten Antrag.