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Das sind die neuen BVG-Busse für Berlin

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Thomas Fülling

Foto: Britta Pedersen / dpa

Berlin bekommt 40 neue „Große Gelbe“. Die BVG stellt die neuen Typen jetzt vor. Jeder einzelne kostet 250.000 Euro. Der Fuhrpark der BVG wächst damit.

Der äußere Anblick der BVG-Busse ist gewohnt, die eigentliche Überraschung wartet gleich hinter der vorderen Einstiegstür: „Herzlich willkommen“ steht da auf dem Fußboden, sogar „Welcome“ oder für die russischen Fahrgäste „Dobro poschalowat“. Eine solche Begrüßung ist der gewöhnliche BVG-Fahrgast wahrlich nicht gewohnt, normalerweise heißt das ja „Durchtreten jetz’ ma“ oder „Weg vonna Tür, Herrschaften, sonst fahr ick nich ab“.

Doch das aufgemalte Willkommen ist kein PR-Gag. „Das wird jetzt Standard bei uns“, versprach Sigrid Nikutta, Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) am Freitag. Jeder Vorstandsvorsitzende wolle ja etwas Bleibendes bei den Verkehrsbetrieben hinterlassen. „Und ich will, dass wir etwas freundlicher zu unseren Kunden sind“, sagte Nikutta. So werden alle neuen Busse der landeseigenen Verkehrsbetriebe künftig mit einer mehrsprachigen Begrüßung aufwarten.

Der Testbus ist ein 400.000 Euro teures Unikat

Gleich zwei neue Typen für ihre Busflotte konnte Nikutta auf dem Betriebshof in Weißensee präsentieren: einen zwölf Meter langen Eindecker vom niederländischen Busbauer VDL und einen Doppelstockbus vom schwedischen Hersteller Scania. Während der eine bereits in Serie produziert wird, ist der andere ein 400.000 Euro teures Unikat. „Ein Testbus, mit dem wir zahlreiche technische Innovationen erproben wollen“, so Busdirektor Martin Koller.

Rund 400 „große Gelbe“, so viele Doppeldeckerbusse wie kein anderes deutsches Nahverkehrsunternehmen, hat die BVG im Linienbetrieb im Einsatz. Die Erfahrung zeigt allerdings: Der aktuell eingesetzte Typ, ein knapp 14 Meter langer Dreiachser von MAN, ist zwar bei den Berlinern wie auch bei den Gästen der Stadt überaus beliebt, kann aber wegen seiner Länge und seines Gewichts nicht überall eingesetzt werden. Vor allem in engen Seitenstraßen kam es immer wieder zu kleineren Kollisionen. Daher will die BVG nun zwei kürzere und damit wendigere Alternativen im Alltagsbetrieb erproben. Scania hat als Erster geliefert, im Sommer soll ein zweiter Prototyp von VDL folgen.

Eine statt zwei Treppen

Der im finnischen Lahti gebaute Scania Citywide LF Doppeldecker ist eine Weiterentwicklung eines bereits in London oder Singapur vielfach bewährten Busses. Der größte Unterschied zum aktuellen MAN-Dreiachser: Zugunsten von mehr Sitzplätzen verfügt der Scania-Doppeldecker nur über einen statt zwei Aufstiege zum Oberdeck. Dieser ist allerdings breiter und zudem nicht als Wendeltreppe ausgeführt. „Die entscheidende Frage wird sein, ob die Berliner dieses erst einmal ungewohnte Konzept annehmen“, sagte BVG-Buschef Koller.

„Das funktioniert in London bestens, warum soll das in Berlin nicht funktionieren“, so Scania-Manager Türk Wandt. Sein Bus ist mit zahlreichen technischen Innovationen gespickt, die gleichfalls im harten Berliner BVG-Alltag getestet werden sollen. Dazu gehören etwa USB-Anschlüsse an jeder Sitzbank im Oberdeck, über die die Fahrgäste während der Fahrt ihre Smartphones und Tablets aufladen können. Eine weitere Neuerung: Gleich am Eingang bekommt der Fahrgast angezeigt, wie viele der 45 Sitzplätze auf dem Oberdeck noch frei sind. „Unsere Erfahrung ist: Während es unten im Doppeldecker oft rappelvoll ist, sind oben jede Menge Plätze frei“, so Buschef Koller.

Neue Klimaanlage, weiche Polster

Das Ein-Treppen-Konzept von Scania macht die Neuerung erst möglich: per Lichtschranke am Aufgang lässt sich verlässlich feststellen, wie viele Reisende sich auf dem Oberdeck aufhalten. Besonders viel verspricht sich Buschef Koller von einer neuartigen Klimaanlage, die auch bei extremer Kälte und bei großer Hitze ausreichend funktioniert. Und auch ein neues Innendesign will Koller erproben: „Heller und freundlicher“ soll der BVG-Bus von morgen sein. Und so sind etwa die Sitze nicht BVG-typisch schwarz und hart, sondern haben weiche graue Polster mit einem stilisierten gelben Berliner Bären darauf.

Eine Entscheidung über die Anschaffung eines kurzen Doppeldeckers will die BVG Ende des Jahres treffen, danach soll es eine europaweite Ausschreibung geben. Eingesetzt wird der Scania-Doppeldecker vorerst nur in Spandau, etwa auf der Linien M37 oder 137.

Der Verbrauch ist niedriger

Der ebenfalls vorgestellte Eindecker Citea LLE (70 Plätze, davon 38 Sitzplätze) hat seine zweijährige Probephase bereits überstanden, ab Februar rollen die ersten 40 neuen Busse dieses Typs über die holprigen Berliner Straßen. Die zwölf Meter langen Busse sollen gut 20 Prozent weniger Diesel verbrauchen und 20 Prozent weniger Kohlendioxid als ältere Fahrzeuge der Flotte ausstoßen. „Auf dem Papier steht viel, aber unsere Erprobung hat gezeigt: Die Werte werden auch unter den harten Berliner Einsatzbedingungen erreicht“, sagte Nikutta. Neue Motoren, die die Euro-6-Norm erfüllen, würden zudem die Stickoxidbelastung um 95 Prozent senken.

Der Vertrag mit dem niederländischen Hersteller VDL enthält eine Option auf insgesamt 236 Busse dieses Typs. Die Investition beträgt bis zu 60,8 Millionen Euro. Insgesamt vergrößere sich der Fuhrpark der BVG mit derzeit 1300 Bussen durch die neuen Fahrzeuge – es würden mehr Fahrzeuge angeschafft als alte Busse ausgemustert, sagte ein BVG-Sprecher. Das langfristige Ziel seien eine größere Betriebsreserve und mehr Flexibilität, beispielsweise für den Schienenersatzverkehr. Die BVG will zudem einen ausschließlich elektrisch betriebenen Bus erproben. Ab Sommer, so Nikutta, fährt dieser auf der Linie 204 zwischen den Bahnhöfen Zoologischer Garten und Südkreuz. Derzeit laufen die technischen Vorbereitungen.