Seuche

Ebola-Verdacht in der Charité – Warten auf das Testergebnis

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Annette Kuhn

Foto: HANNIBAL HANSCHKE / REUTERS

An der Berliner Uniklinik herrscht weiterhin Ungewissheit, ob ein Patient, der aus Sierra Leone eingeflogen wurde erkrankt ist. Die EU plant eine Konferenz im Kampf gegen die Seuche.

Die Charité konnte bis Sonntagabend keine Gewissheit geben, ob der Patient, der tags zuvor mit einem Spezialflugzeug aus Sierra Leone nach Berlin eingeflogen wurde, an Ebola erkrankt ist. Er liegt derzeit auf der Sonderisolierstation, von der zuvor alle anderen Patienten verlegt wurden. Eine Gefahr für die Bevölkerung bestehe nicht, sagte Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) am Wochenende. Bislang zeigt die Person – Alter und Geschlecht sind geheim – offenbar auch noch keine Symptome.

Wie berichtet, hatte sich das Mitglied eines medizinischen Behandlungsteams am 29. Dezember versehentlich mit einer Spritze verletzt, mit der zuvor einem schwer an Ebola erkrankten Patienten Blut abgenommen worden war. Die Krankheit kann innerhalb von drei Wochen ausbrechen, wobei die Inkubationszeit in den meisten Fällen sechs bis zwölf Tage beträgt. Am Sonntag war Tag sechs nach der Verletzung mit der Spritze. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die den Transport nach Berlin organisiert hat, stufte den Fall als dringend ein.

Wie der Oberarzt der Isolierstation, Frank Bergmann, bei einer Pressekonferenz am Sonnabend sagte, erfolgt nun täglich eine Blutentnahme, um eine mögliche Erkrankung sofort festzustellen. Das Ergebnis des ersten Blut-Tests, der gleich nach der Ankunft erfolgte, wurde für den späten Sonnabend erwartet, allerdings wollte die Charité dazu nur Informationen herausgeben, wenn der Test positiv ausgefallen wäre. Ein verlässlicher Nachweis sei auch erst möglich, so Bergmann, wenn sich bei dem Patienten Symptome zeigen sollten. Weitere prophylaktische Maßnahmen waren zunächst nicht geplant.

20 Plätze für an Ebola erkrankte Patienten

Komme es aber zu einem Ausbruch der Krankheit, sei die Abteilung bestens vorbereitet. „Das ärztliche und pflegerische Personal unserer Sonderisolierstation ist speziell für die Versorgung von Menschen mit hochinfektiösen Krankheiten geschult“, sagte Ulrich Frei, der ärztliche Direktor der Charité. Insgesamt stünden auf der Station 20 Plätze für an Ebola erkrankte Patienten bereit, wobei zehn Betten zum jetzigen Zeitpunkt voll funktionsfähig seien. Eine weitere Aufnahme von Ebola-Patienten stehe akut aber nicht an, so Czaja.

Indessen hat EU-Hilfskoordinator Christos Stylianides die Staaten der Europäischen Union zu mehr Anstrengungen aufgefordert. „Wir können die Epidemie nicht besiegen, wenn jetzt nicht mehr getan wird“, sagte Stylianides der Berliner Morgenpost. Er kündigte für die ersten Monate dieses Jahres eine internationale hochrangige Konferenz zur Bekämpfung von Ebola an. Auf der Tagung, an der auch Mitarbeiter von Hilfsorganisationen teilnehmen sollen, würden akute und langfristige Strategien im Kampf gegen die Seuche beraten.

Nach Informationen von Stylianides sind bis Ende 2014 insgesamt 375 medizinische Helfer an der Krankheit gestorben, 678 Helfer haben sich infiziert. Die WHO hat bis Jahresende mehr als 20.000 Ebola-Fälle registriert, fast 8000 Menschen sind bislang an der Epidemie gestorben. Die am stärksten betroffenen Länder sind Sierra Leone, Liberia und Guinea.