In Berlin sind immer weniger Jugendliche arbeitslos. So waren in der Hauptstadt im Juli dieses Jahres exakt 17.614 Erwerbsfähige unter 25 Jahre ohne Job. Das sind 2753 weniger als ein Jahr zuvor und entspricht einer Quote von 11,4 Prozent. Berlins Arbeitssenatorin Dilek Kolat (SPD) sagte, diese Entwicklung liege über den Erwartungen. Der Rückgang zeige, dass die gute wirtschaftliche Entwicklung und die Dynamik am Arbeitsmarkt an den Jugendliche nicht vorbei gehe, so Kolat.
Im Jahr 2009 waren noch 15,3 Prozent der Jugendlichen arbeitslos. Seitdem ist die Quote kontinuierlich gesunken. Im Durchschnitt des Jahres 2013 lag sie bei zwölf Prozent, im Juni dieses Jahres sank sie sogar auf 10,5 Prozent. Der Anstieg auf 11,4 Prozent im Juli sei zyklisch bedingt, sagte die Arbeitssenatorin. Der Jahresvergleich von 2012 auf 2013 zeigt, dass die Jugendarbeitslosigkeit überproportional stärker zurückgeht als die Quote bei anderen Altersgruppen. Insgesamt sind zurzeit etwas mehr als 200.000 erwerbsfähige Berliner ohne Beschäftigung, was einer Erwerbslosen-Quote von elf Prozent entspricht. Im Bundesdurchschnitt sind es 6,5 Prozent.
Ziel bei der Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit sei es, die Quote unter zehn Prozent zu drücken, sagte Kolat. Das zentrale Projekt sei die Einrichtung einer „Jugendberufsagentur“. Damit sollen die Angebote der Bezirksämter, der Schulen, der Bundesagentur für Arbeit und des Senats gebündelt werden. „Es fehlt ein System, in dem die Akteure Hand in Hand arbeiten und auf die individuellen Bedürfnisse und Probleme der Jugendlichen eingehen“, sagte Kolat. Mit der Jugendberufsagentur solle auch Jugendlichen mit Suchtproblemen, Schulden oder familiären Problemen der Einstieg ins Berufsleben ermöglicht werden. „Manche Bezirke haben schon gute Strukturen aufgebaut. An diesen positiven Erfahrungen wollen wir ansetzen“, sagte Kolat. Startschuss könne in der ersten Hälfte des kommenden Jahres sein.
Wirtschaft bietet zu wenig Ausbildungsplätze
Kritik äußerte die Arbeitssenatorin an der mangelnden Bereitschaft von Unternehmen, Ausbildungsplätze anzubieten. Mit 4,1 Prozent liege die Quote der Betriebe, die eine Ausbildung anbieten, deutlich unter dem Bundesdurchschnitt (5,6 Prozent). „Es bringt wenig, wenn wir die Jugendlichen in der Schule gut vorbereiten und eine Jugendberufsagentur einrichten, aber dann die Ausbildungsplätze fehlen, in die wir die Jugendlichen vermitteln können“, sagte Kolat. Das Land fördere die betriebliche Ausbildung, die Verantwortung bleibe aber dann bei der Wirtschaft.
Die Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK) wies die Kritik zurück. Die Unternehmen seien nicht das Problem. Viele Bewerber seien aber weder ausbildungswillig noch ausbildungsfähig, sagte der Geschäftsführer für den Bereich Aus- und Weiterbildung der IHK, Thilo Pahl. So habe die IHK zu einer Last-minute-Börse für Ausbildungsplätze 3800 Jugendliche eingeladen. Davon seien aber nur 640 gekommen, obwohl es noch 2000 offene Plätze gegeben habe. „Die Berliner Unternehmen können jedem, der ausbildungswillig und ausbildungsfähig ist, einen Ausbildungsplatz anbieten“, sagte Pahl.
Die Grünen-Abgeordnete Sabine Bangert, kritisierte, dass das Land seine Fördermöglichkeiten für Ausbildungsprogramme nicht voll ausschöpfe. Bei der Jugendarbeitslosigkeit sei die Quote in Berlin trotz der gesunkenen Zahlen noch immer höher als in den anderen Bundesländern. 15.000 Schulabgänger würden in der Statistik zudem nicht als Arbeitslose geführt, weil sie berufsvorbereitende Maßnahmen absolvierten. Das Ziel, eine Jugendberufsagentur einzurichten, sei zwar begrüßenswert. „Ich bezweifele aber, dass es gelingen wird, alle Akteure tatsächlich zu einer Kooperation zu bringen“, sagte Bangert.