Vor eineinhalb Jahren haben sich Unbekannte einen Tunnel zu einer Bank gegraben und Kundenschließfächer ausgeräumt. Nur die wenigsten waren versichert. Nun signalisiert die Bank ein Entgegenkommen.

Eineinhalb Jahre nach dem spektakulären Einbruch in eine Bankfiliale in Steglitz, bei dem die Gangster einen Tunnel gegraben hatten, bahnt sich eine außergerichtliche Einigung zwischen der Bank und den beraubten Schließfach-Kunden an. Nicht versicherten Kunden hat die Berliner Volksbank „aus Kulanz“ eine Entschädigung in Höhe von 30 Prozent des Tresorinhalt-Wertes angeboten, wie das Nachrichtenmagazin „Focus“ in seiner neuen Ausgabe schreibt. Allerdings müssten die Betroffenen plausibel nachweisen, was sich zum Zeitpunkt des Überfalls im Schließfach befunden habe.

Opferanwalt Michael Plassmann begrüßte zwar, dass die Bank nun grundsätzlich zu Vergleichsgesprächen bereit sei. Lange habe sie es abgelehnt, jeglichen Schadenersatz zu übernehmen, sagte er am Sonntag. „Ein Problem ist aber, dass die Kunden mehr als zwei Drittel des Schadens übernehmen müssen, obwohl die Schuldfrage zulasten der Bank geht.“

Zum Beispiel habe es für den Tresorraum keinen Durchbruchschutz gegeben. Zudem sei der Raum in dem Bereich, in dem die Täter die Schließfächer leerten, nicht alarmgesichert gewesen. Als die Gangster dann doch noch Alarm auslösten, sei dies vom Sicherheitsdienst nicht ernst genommen worden.

Nur 20 Prozent der Schließfächer versichert

Die Alternative zum Vergleich wäre ein Prozess. Allerdings müssten die Opfer dort nachweisen, was in ihren Schließfächern gelegen habe, sagte der Anwalt. Dafür hätten sie aber alles fotografieren müssen.

Nur in 20 Prozent der Fälle sei der Inhalt der Schließfächer versichert gewesen. Michael Plassmann kritisierte, die Bank habe die Kunden nicht aufgeklärt, dass im Falle eines Einbruchs ihr Eigentum nicht grundsätzlich versichert sei.

Bei dem Bankeinbruch hatten unbekannte Täter am 14. Januar 2013 an der Schloßstraße in Steglitz Schmuck und Bargeld im Wert von rund zehn Millionen Euro erbeutet. Sie hatten von einer Tiefgarage aus einen 45 Meter langen Tunnel in den Tresorraum der Bank gegraben und dort knapp 300 Schließfächer ausgeräumt. Auch eine Öffentlichkeitsfahndung, unter anderem in der ZDF-Fernsehsendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“, brachte keine Hinweise, die auf die Spur der Täter führten. Die Berliner Volksbank war am Sonntag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.