Im Klausenerplatz-Kiez in Berlin-Charlottenburg soll eine Notunterkunft für überwiegend Roma-Familien entstehen. Der Bezirk befürchtet Konflikte mit den Anwohnern, denn dort gibt es bereits Flüchtlingsheime.
In Berlin soll eine Notunterkunft für obdachlose Familien geschaffen werden. Das bestätigte Berlins Integrationsbeauftragte Monika Lüke am Donnerstag. Bei den obdachlosen Familien handele es sich häufig um Roma-Familien, sagte Lüke. Der Senat hat für die Unterkunft offenbar bereits ein Objekt in Charlottenburg im Blick: Ein Mietshaus an der Sophie-Charlotten-Straße im Klausenerplatz-Kiez.
Das Haus in Charlottenburg sei von der Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft gekauft worden, so Lüke. Die der katholischen Kirche gehörende Gesellschaft betreibt bereits in Neukölln ein Wohnprojekt, in dem 500 Roma leben.
Lüke betonte am Donnerstag trotz dieser offensichtlich schon fortgeschrittenen Planungen, die Entscheidung für den Standort im Charlottenburger Kiez stehe noch nicht fest: „Wir denken immer noch über alternativ geeignete Standorte nach.“ Im kommenden Jahr soll die Unterkunft eröffnen, das Projekt stehe allerdings noch unter Finanzierungsvorbehalt, so Lüke.
Platz für 80 Menschen
In der geplanten Notunterkunft soll eine erste Anlaufstelle für obdachlose Familien entstehen, die dort einige Tage unterkommen sollen, bis für sie „individuelle Lösungen“ gefunden worden sind. Das favorisierte Haus würde Platz für etwa 80 Menschen bieten. Die Familien sollen in Wohneinheiten untergebracht und vor Ort in sozialen und rechtlichen Fragen beraten, sagte die Integrationsbeauftragte.
Wiederholt hatten in den vergangenen Monaten soziale Einrichtungen wie die Bahnhofsmission darauf aufmerksam gemacht, dass immer öfter Familien ohne Obdach bei ihnen stranden würden. „Wir tragen Verantwortung dafür, dass Familien in Berlin nicht auf der Straße leben müssen“, sagte Lüke. „Bestehenden Notunterkünfte sind fast ausschließlich für obdachlose Frauen oder Männer, Familien werden auseinander gerissen.“
Bedenken kommen vom Sozialstadtrat des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf, Carsten Engelmann (CDU). „Wir benötigen Kita- und Schulplätze in der Umgebung der Notunterkunft, haben aber nicht die räumlichen Kapazitäten“, sagte er. In dem Kiez gebe es bereits zwei Heime für Flüchtlinge, der Senat plane ein weiteres mit 100 Plätzen am Kaiserdamm. „Wir haben Bedenken, dass sich alles in einer Region konzentriert“, sagte Engelmann. Er fürchtet Konflikte mit Anwohnern.
Monika Lüke findet die Kritik „betrüblich“, gehe es doch nur um 200 Menschen, die untergebracht werden sollen. „Wir sind bereits in Kontakt mit dem Bezirk und dem Quartier. Insofern bin ich guter Dinge, dass wir die Vorbehalte überwinden können“, sagte Lüke, die eine Bürgerversammlung zur Information anregt.