Anmeldungen

Berliner schicken Kinder seltener aufs Gymnasium

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Florentine Anders

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Die Anmeldefrist für die weiterführenden Berliner Schulen ist abgelaufen. Die Zahlen belegen, dass das Interesse am Gymnasium nachlässt. Berliner Eltern bevorzugen zunehmend die Sekundarschulen. Morgenpost Online sagt, welche besonders gefragt sind.

Die Auswertung der Anmeldungen an den Oberschulen offenbart, dass die Akzeptanz der Sekundarschulen bei Berliner Eltern gestiegen ist. Dagegen ist das Interesse an den Gymnasien etwas zurückgegangen.

Am Mittwoch endete die zweiwöchige Anmeldefrist für die jetzigen Sechstklässler an den weiterführenden Schulen. Die Gymnasien verzeichnen laut einer vorläufigen Auswertung der Bildungsverwaltung demnach 42 Prozent der Anmeldungen, im Jahr zuvor waren es noch 44 Prozent, 2010 waren es 45 Prozent.

An den Integrierten Sekundarschulen haben sich 58 Prozent der Sechstklässler beworben, 2011 lag die Quote bei 56 Prozent, davor bei 55 Prozent.

Während viele Sekundarschulen 100 oder mehr Bewerber ablehnen müssen, sind es bei den Gymnasien nur halb so viele. Bei den Spitzenreitern gibt es 40 bis 50 Bewerber mehr als Plätze.

An 67 von insgesamt 94 Gymnasien sind sogar noch Plätze frei. Von den 122 Sekundarschulen haben noch 86 freie Kapazitäten. „Ich freue mich, dass die meisten Kinder einen Platz an der Wunschschule erhalten“, sagte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD).

Überlaufen sind die Gymnasien nur im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg: Dort gibt es insgesamt mehr Bewerber als Plätze. Zu wenig Sekundarschulplätze haben die Bezirke Tempelhof-Schöneberg und Treptow-Köpenick. Berlinweit sind die Plätze der Auswertung zufolge aber an beiden Schulformen ausreichend. Sowohl an den Sekundarschulen als auch an den Gymnasien gibt es insgesamt jeweils noch mehr als 1000 freie Plätze.

Grund für die entspanntere Situation ist die niedrigere Schülerzahl in diesem Bewerberjahrgang und vor allem ein verändertes Anmeldeverhalten der Eltern. „Die Anmeldungen verteilen sich über ein breiteres Spektrum an Schulen als im vergangenen Jahr“, sagt Beate Stoffers, Sprecherin der Bildungsverwaltung.

Zu den besonders nachgefragten Schulen gehören in diesem Jahr auch solche Sekundarschulen, bei denen die Eltern im vergangenen Jahr zurückhaltend waren, weil sie aus ehemaligen Hauptschulen oder Zusammenschlüssen von Haupt- und Realschulen entstanden sind. So sind beispielsweise die Heinrich-von-Stephan-Oberschule in Moabit oder die Herbert-Hoover-Schule in Wedding unter den begehrten Schulen. In Neukölln überrascht die Gemeinschaftsschule Campus Rütli mit einer guten Nachfrage.

Den Schulen sei es offenbar gelungen, im zweiten Jahr nach der Sekundarschulreform ihr Profil nach außen zu stärken, so Stoffers.

Schulleiter führen das sinkende Interesse an den Gymnasien darauf zurück, dass der Weg zum Abitur an allen Schulformen offen ist. An den Sekundarschulen können sich die Schüler ein Jahr länger Zeit lassen. Vor allem Eltern von Schülern, die sehr jung eingeschult wurden, würden diesen Weg bevorzugen, sagt Stephan Zapfe, Leiter der Carl-Zeiss-Sekundarschule, die auch in diesem Jahr wieder zu den begehrtesten der Stadt gehört.

Insgesamt 14 Prozent der Schüler, die sich an einer Sekundarschule angemeldet haben, kommen laut Bildungsverwaltung von der Grundschule mit einer Empfehlung fürs Gymnasium. An den Gymnasien bringen 86 Prozent der Bewerber auch eine entsprechende Empfehlung von der Grundschule mit.

Auffallend war bei den Anmeldungen, dass viele Eltern bis zum Ende der zweiwöchigen Frist gewartet haben. „Viele wollten sich gerade bei dem Zweitwunsch vor Abgabe des Anmeldebogens vergewissern, dass diese Schule nicht übernachgefragt ist“, sagt Paul Schuknecht, Vorsitzender der Vereinigung Berliner Schulleiter.