Die Rohrbombe, die einen Mann im Schillerpark in Wedding schwer verletzt hat, ist identisch mit einem Sprengkörper, der im Mai am Nordufer entdeckt wurde. Die Polizei geht von einem Serientäter aus.
In Wedding ist ein Unbekannter am Werk, der selbst angefertigte Rohrbomben gezielt in Parks oder an Straßenrändern ablegt, um Menschen zu verletzen. Bei der Explosion eines solchen Sprengsatzes ist am Sonntag im Schillerpark ein Mann schwer verletzt worden. Wie Morgenpost Online erfuhr, war dort eine Rohrbombe detoniert, die identisch mit einem Sprengkörper ist, der im Mai am Nordufer entdeckt worden war und von Kriminaltechnikern entschärft werden konnte. Eine Frau hatte am 26. Mai an der Uferböschung eine Tüte mit einem darunterliegenden Metallzylinder liegen sehen und die Polizei alarmiert.
Am Sonntagnachmittag hatte ein 58-Jähriger im Schillerpark eine Plastiktüte an sich genommen, die beim Hereinschauen detonierte. Noch während der Schillerpark Sonntag nach weiteren gefährlichen Gegenständen abgesucht wurde, übernahm der Staatsschutz die Ermittlungen.
Der 58-Jährige war im Schillerpark mit seinem Mischlingshund spazieren gegangen. Als er sich gegen 15 Uhr in der Nähe der Edinburger Straße auf einer Parkbank niederlässt, fällt dem Mann eine Plastiktüte neben der Bank auf. „Der 58-Jährige hat die Tüte hoch gehoben, als er sich darüber beugte und sie öffnete, kam es zur Explosion“, sagte eine Polizeisprecherin. Der in Wedding wohnende Mann erlitt durch Splitter schwere Verletzungen im Gesicht, am Arm und an beiden Beinen. Ein Rettungswagen der Feuerwehr brachte den Verletzten zur Behandlung in das Rudolf-Virchow-Klinikum. Einige Stunden später stellte sich heraus, dass der Zustand des 58-Jährigen nicht lebensbedrohlich sein soll. Seinem Hund war nichts passiert, der Vierbeiner wurde von Beamten später zu Hause abgegeben.
Die Polizei hatte unterdessen den Schauplatz des perfiden Anschlags weitläufig abgesperrt. Beamte durchkämmten große Bereiche des Schillerparks. Es sei nicht auszuschließen, dass der Täter einen weiteren Sprengsatz in der Grünanlage platziert haben könnte. Eine zweite Plastiktüte, die von den Beamten gefunden wird, erwies sich zum Glück als harmlos. Die Durchsuchung wurde zunächst abgebrochen und am Abend mit speziell trainierten Suchhunden fortgesetzt. Weitere Sprengkörper wurden nicht gefunden.
Kriminaltechniker und Sprengstoffexperten untersuchten die Überreste des Sprengsatzes. Zu den Erkenntnissen machte die Polizei keine Angaben, ebenso wie zu den Hintergründen der Explosion. In Polizeikreisen heißt es lediglich, es gebe keine Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund. Auch liege kein Bekennerschreiben vor. Auszuschließen sei indes, dass das Opfer den Sprengsatz hergestellt haben könnte.
Nach Informationen der Berliner Morgenpost explodierte Sonntag eine Rohrbombe jener Bauart, die Ende Mai in am Ufer des Berlin-Spandauer Schifffahrtskanals am Nordufer gefunden wurde. Der Fundort lag nahe der Ausländerbehörde, die auf der gegenüberliegendem Kanalufer am Friedrich-Krause-Ufer ihren Sitz hat. Und ein Jahr zuvor ist in der Gegend schon einmal eine Rohrbombe entdeckt worden. In beiden Fällen explodierten die Sprengsätze nicht. Ein Ermittler sagte dieser Zeitung, man gehe nicht von einer politisch motivierten Tat aus, sondern vermute einen irren Bomberbastler. Dieser Unbekannte habe jetzt einen arglosen Spaziergänger beinahe getötet.