Am Mittwoch hat der Bundestag 590 Millionen Euro als Obergrenze für den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses bewilligt. Ob die Schlossstiftung die zusätzlich nötigen 80 Millionen für die Kuppel aufbringen kann, ist jedoch fraglich.
Der Bundestag hat am Mittwoch endgültig grünes Licht für den Wiederaufbau des Stadtschlosses gegeben – allerdings nicht mehr Geld für die Rekonstruktion der historischen Kuppel bewilligt. Mit den Stimmen von CDU/CSU, SPD, den Grünen und der FDP beschlossen die Parlamentarier, dass es bei 590 Millionen Euro Obergrenze für den Wiederaufbau des Berliner Schlosses bleibt. Das entspricht dem ursprünglichen Kostenrahmen von 552 Millionen Euro zuzüglich der gestiegenen Baukosten durch den späteren Baubeginn und einer Risikovorsorge in Höhe von 30 Millionen Euro.
Lediglich die Linkspartei stimmte gegen den Kompromiss. Demnach wird das Schloss so gebaut, dass eine Kuppel möglich ist – die Millionen dafür müssen allerdings aus Spenden bestritten werden. Der Bund übernimmt nun insgesamt 478 Millionen Euro von den Kosten der Neugestaltung des historischen Gebäudes.
„Ich freue mich sehr, dass es gelungen ist, dieses gute Signal für die Hauptstadt zu setzen“, sagte die Berliner Bundestagsabgeordnete Stefanie Vogelsang (CDU), die auch Mitglied des Haushaltsauschusses ist, nach der Entscheidung. „Der Wiederaufbau des Schlosses ist für Berlin bauhistorisch bedeutsam.“ Der Ausschuss hatte zuvor abschließend über den Wiederaufbau der Preußen-Residenz in Berlin abgestimmt.
Der Stiftungsrat der Schlossstiftung hatte sich dafür ausgesprochen, auch die bislang nicht vorgesehene Kuppel und drei historische Portale wieder vollständig herzurichten. Die Mehrkosten betrügen 28,5 Millionen Euro. „Der Haushaltsausschuss nimmt die baukulturell bedeutsamen Optionen zur Kenntnis“, heißt es jetzt in dem beschlossenen Antrag. „Die Realisierung der baulichen Optionen mit ermittelten Kosten in Höhe von voraussichtlich 28,5 Millionen Euro steht unter dem Vorbehalt einer Finanzierung durch private Mittel (Spenden).“
Die frühere Residenz der preußischen Könige in Berlins historischer Mitte war 1950 vom damaligen SED-Chef Walter Ulbricht gesprengt worden. In dem vom italienischen Architekten Franko Stella rekonstruierten Schloss soll hinter den historischen Fassaden ein modernes Kultur- und Kommunikationszentrum entstehen.
Der Bundestag hatte 2002 den Wiederaufbau des Schlosses in Mitte beschlossen und 2007 verbindlich festgelegt, dass die Kosten nicht mehr als 552 Millionen Euro betragen sollen. 440 Millionen wollte der Bund damals übernehmen, 32 Millionen die Stadt Berlin, 80 Millionen sollten durch Spenden hereinkommen. Wegen der Finanzkrise war der Baubeginn von 2011 auf 2014 verschoben worden.
Der Wiederaufbau des Schlosses gilt als Höhe- und Endpunkt der Wiederherstellung der historischen Mitte in Berlin. Es ist das bedeutendste kulturelle Bauvorhaben des Bundes in Berlin. In den wieder errichteten Fassaden soll das sogenannte Humboldt-Forum untergebracht werden. Bauherr dafür ist die „Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum“.
Seit einer Woche informiert die „Humboldt-Box“ am Schloßplatz über das Bauvorhaben, das in acht Jahren abgeschlossen sein soll. In der ersten Woche besuchten bereits mehr als 12.000 Besucher das auffällige Gebäude gegenüber dem Berliner Dom.
BMO