Stadtbild

Die City West bekommt eine Runderneuerung

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Isabell Jürgens und Brigitte Schmiemann

Anstatt mit Spielhallen und Erotik-Shops soll die City West nun bald mit Prestige im Straßenbild glänzen. Der erste Schritt dazu ist die Eröffnung des Waldorf Astoria im Zoofenster, für das nun Richtfest gefeiert wurde.

Mehr als vier Jahrzehnte sind sie die Wahrzeichen der City West: die 71 Meter hohe Turmruine der Gedächtniskirche und das 86 Meter hohe Europacenter. Mit dieser Lufthoheit ist es nun vorbei. Das Zoofenster, für das am Freitag mit 800 geladenen Gästen Richtfest gefeiert wurde, setzt mit seiner Höhe von 118 Metern neue Maßstäbe am Breitscheidplatz. Die Hoffnungen, die Berlin und die Investoren aus Abu Dhabi in das Gebäude setzen, sind enorm: Schließlich soll in dem Turm Deutschlands erstes Luxushotel der prestigeträchtigen Marke Waldorf Astoria eröffnen. Bislang allerdings ist das Umfeld schräg gegenüber vom Bahnhof Zoo vor allem von Spielhallen, Billigshops und Erotik-Centern geprägt.

„Wir glauben an die Zukunft Berlins und sind überzeugt, dass die City-West der geeignete Standort für unser Projekt ist“, sagte Projektentwickler Patrice Brunet. 230 Millionen Euro lässt sich die Kapitalgesellschaft Swan Operations, eine Investorengruppe aus Abu Dhabi, den Turmbau auf dem tortenförmigen Baugrundstück an der Ecke Hardenberg- und Joachimstaler Straße kosten. 19 Jahre alt sind mittlerweile die Pläne für die Hochhausbebauung am Breitscheidplatz, an der zuvor so viele Investoren scheiterten, weil die Hotelnutzer in letzter Sekunde immer wieder einen Rückzieher machten. Zu riskant erschien ihnen offenbar das Vorhaben, schließlich drehten sich die Baukräne nach dem Mauerfall vor allem in der östlichen Innenstadt. Architekt Christoph Mäckler hat den 32 Stockwerke hohen Turm aus hellem Naturstein und Glas bereits in den 1990er-Jahren entworfen. Mäckler erinnerte an die vielen gescheiterten Versuche, die dem erfolgreichen Turmbau am Zoo vorausgingen. „Bereits 2003 standen wir an dieser Stelle, um den ersten Spatenstich zu feiern“, so der Architekt. „Sie können sich vorstellen, was für ein glücklicher Tag die Richtfestfeier ist.“

Das zur Hilton-Gruppe gehörende Waldorf Astoria, das über 232 Zimmer verfügen soll, wird die Räume vom 1. bis zum 15. Stockwerk beziehen. Darüber hinaus wird die Hotelgruppe auch die edlen Appartements und Suiten von der 21. bis zur 32. Etage bedienen, deren große Fensterfronten einen exklusiven Blick über den Turm der Gedächtniskirche bis zum Fernsehturm am Alexanderplatz bieten. Anders als beim ähnlich hohen Büro-Hochhaus des Architekten Hans Kollhoff am Potsdamer Platz wird es im obersten Geschoss keine Panoramaterrasse geben. Wer diesen Blick genießen will, muss die 300 Quadratmeter große Präsidentensuite mieten. In den übrigen Etagen sind Büros, Restaurants und Einzelhandel vorgesehen.

Nachfolger des Romanischen Cafés?

Wert legt Patrice Brunet darauf, dass das Gebäude mit anspruchsvollen Dienstleistungen assoziiert wird. Die Zielvorgabe sei ein wirtschaftlich guter Ertrag, aber mindestens genauso wichtig sei der Wunsch der Investoren, dass das Gebäude ins Berliner Leben eingebunden wird. Angesiedelt im Erdgeschoss sind deshalb Läden, Restaurants und ein Café. Es soll die Nachfolge des einst berühmten Künstlertreffs, des „Romanischen Cafés“ antreten. Brunet bedankte sich bei allen am Projekt Beteiligten für die gute Zusammenarbeit, auch bei den Behörden.

Partnerschaft mit Kunsthochschule

Bei Richtfesten werde immer viel gelobt, antwortete Baustadtrat Klaus-Dieter Gröhler (CDU). Er habe aber wirklich selten ein Vorhaben dieser Größenordnung erlebt, das „so reibungslos, vertrauensvoll und professionell durchgeführt“ worden sei wie dieses. Dabei freue ihn ganz besonders, dass die Investoren gleichzeitig ein Netzwerk an Initiativen und Aktivitäten für die City-West knüpfen. So strebt der Bauherr eine Partnerschaft mit der Universität der Künste (UdK) an. Kunststudenten sollen in die Ausgestaltung des Hauses einbezogen werden. „Es gibt bereits Gespräche“, sagte Brunet.

Für Baustadtrat Gröhler ist klar, dass sich angesichts des anspruchsvollen Investments in der City-West im Umfeld des Bahnhofs Zoo noch viel verbessern muss: „Noch in diesem Jahrwerden wir den Bau und Betrieb der geplanten Tiefgarage unter dem Hardenbergplatz ausschreiben. Der Platz soll aber auch oben umgestaltet werden und eine bessere Aufenthaltsqualität erhalten.“ So wie er heute aussehe, könne er nicht bleiben. Die Anrainer will Gröhler für die Verschönerung des Umfeldes mit ins Boot holen. Die Deutsche Bahn habe bereits signalisiert, in den nächsten Jahren mehrere zehn Millionen Euro in den Bahnhof Zoo investieren zu wollen. Für Projekte, die viele Berliner längst abgeschrieben haben, sieht Gröhler noch Chancen: „Wir haben noch kein Aussichtsrad.“ Aber mit den Vertretern des Nachbargrundstücks zum Zoofenster habe er erst vor zwei Wochen bei einer Besprechung im Bauamt zusammengesessen. Sie wollen das Pendant zum Zoofenster in ähnlicher Höhe an der Kantstraße Ecke Breitscheidplatz errichten.

Hoteldirektor sucht Mitarbeiter

Ein gutes Jahr vor der Eröffnung des Hotels hat das Haus auch schon einen Direktor: Hilton ernannte Friedrich Niemann zum General Manager des Hauses. Niemann ist bereits seit vielen Jahren für die Hotelgruppe tätig – zuletzt als Direktor des Athenee Palace Hilton Bukarest. „Meine Aufgabe ist jetzt zunächst, Personal- und Strategiekonzepte zu erstellen“, sagte Niemann. Im ersten Quartal des kommenden Jahres will der Direktor aktiv nach den 210 Mitarbeitern suchen, die das Haus zu einer erstklassigen Adresse machen sollen. „Ich bin stolz, dass ich dieses international beachtete Vorzeige-Projekt zum Erfolg führen darf“, so Niemann.