Sprachkenntnisse

Jedes sechste Kita-Kind spricht kaum Deutsch

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Florentine Anders

Immer mehr Vorschulkinder besitzen nur mangelhafte Sprachkenntnisse. Die größten Defizite haben Kinder aus sozialen Brennpunkten. Ganz anders sieht es in Pankow oder Zehlendorf aus.

Der Anteil der Kita-Kinder, die ein Jahr vor ihrer Einschulung nicht ausreichend Deutsch sprechen können, steigt. Das zeigt die Antwort auf eine Kleine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Özcan Mutlu. Demnach hat der Sprachstandstest in den Kindertagesstätten im vergangenen Jahr ergeben, dass 17,05 Prozent aller getesteten vierjährigen Kinder einen Sprachförderbedarf haben. Im Jahr zuvor waren es noch 16,5 Prozent. Verschlechtert haben sich vor allem die deutschen Kinder. Insgesamt 9,2 Prozent der Kinder, die in deutschsprachigen Haushalten aufwachsen, könnten mit ihrem derzeitigen Sprachstand nicht dem Unterricht in der ersten Klasse folgen. Das ist ein Prozent mehr als im Vorjahr.

Der Anteil der Kinder aus Migrantenfamilien ist mit 33,6 Prozent zwar immer noch sehr hoch, im Vergleich zum Vorjahreswert von 34,3 Prozent ist aber eine leichte Verbesserung sichtbar.

Die größten Sprachdefizite gibt es in den Bezirken Neukölln, Mitte, Marzahn-Hellersdorf. In diesen Bezirken liegt der Anteil der förderbedürftigen Kinder bei mehr als 20 Prozent. Am besten schneiden die Kinder in Pankow und Steglitz-Zehlendorf ab. Hier sprechen mehr als 90 Prozent der Vierjährigen – gleich, welcher Herkunft – ausreichend Deutsch.

Besonders erstaunlich ist die Tatsache, dass die meisten der förderbedürftigen Kinder vor dem Test schon zwei Jahre oder länger eine Kita besucht haben. Ergebnisse zu den Kindern, die in keiner Kita gemeldet sind, liegen noch nicht vor. „Es ist ein Skandal erster Güte, dass so viele Kinder trotz des Kitabesuchs so enorme Sprachdefizite haben, dass sie dem Unterricht in der ersten Klasse nicht folgen können“ sagt der bildungspolitische Sprecher der Grünen, Özcan Mutlu. Es reiche nicht, den Kitabesuch für Eltern kostenfrei zu machen, so Mutlu. Vielmehr müsse die Personal-Ausstattung und die Qualifizierung der Erzieher verbessert werden.

Staatssekretärin Claudia Zinke von der Senatsbildungsverwaltung verweist auf die Qualitätsoffensive. Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) hatte in seinem Qualitätspaket angekündigt, eine zweite Messung der Sprachfähigkeiten im Rahmen der Schuleingangsuntersuchung durchzuführen. Durch diesen zweiten Test hätten die Kitas eine Rückmeldung, ob die Förderung in der Einrichtung ausreichend ist oder nicht. Zudem hat die Bildungsverwaltung 70 Lehrer abgestellt, die die vorschulische Sprachförderung in den Kitas begleiten sollen. Diese regionalen Sprachberaterteams sollen künftig auch für die Schulanfangsphase zur Verfügung stehen. Dadurch soll auch die Zusammenarbeit von Schulen und Kitas besser werden.

Außerdem erhalten 188 Berliner Kitas, die sich in sozialen Brennpunkten befinden, im Rahmen der Bundesinitiative zur Sprach- und Integrationsförderung für drei Jahre eine zusätzliche Fachkraft. Kinder mit Defiziten, die noch keine Einrichtung besuchen, sollen verpflichtet werden, ein Jahr vor ihrer Einschulung einen Halbtagsplatz in einer Kita zu belegen.