Die Lektoren des insolventen Aufbau-Verlages werfen dem Eigentümer Bernd Lunkewitz unethisches Verhalten vor. Er habe noch im März gesagt, dass dem Verlag eine gute Zukunft sicher sei. Doch letztlich sei es dem Verleger nur um einen Millionenpoker gegangen.
Nach der Insolvenz des Berliner Aufbau-Verlages stellen die Lektoren die Motive des Eigentümers Bernd Lunkewitz in Frage. In einem Beitrag für die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ werfen sie ihm vor, der Verlag diene ihm als „Drohmittel und Bauernopfer in einem Millionenpoker“. Lunkewitz habe zu verstehen gegeben, dass seine Investitionen nicht um der Literatur und der Autoren willen getätigt worden seien. Vielmehr wolle er sich für den Ausgang des Rechtsstreits um den Erwerb des Verlags wappnen. „Mit verlegerischem Ethos hat dies nichts zu tun“, werfen ihm das Lektorat vor.
Während Lunkewitz der Auffassung sei, bei dem Verlag handele es sich um eine „vermögenslose Hülle“, stimme der vorläufige Insolvenzverwalter dieser Beschreibung nicht zu. „Seither sind es er, die Geschäftsführer und die Mitarbeiter, die für den Fortbestand des Verlages sorgen“, schreiben die Lektoren. Autoren, Übersetzer, Presse, Leser und Lizenzpartner hätten ihre Unterstützung zugesichert.
Die Lektoren werfen Lunkewitz auch vor, er sei „nicht einmal mit halbem Herzen“ bei der Sache gewesen. Noch am 31. März habe er sich mit den Worten „So sehen Sieger aus“ von der Belegschaft feiern lassen. Anlass sei das Urteil des Bundesgerichtshofs gewesen, dass er den Verlag rechtskräftig vom Kulturbund erworben hatte. Lunkewitz hatte den Angaben zufolge versichert, dass dem Verlag eine gute Zukunft sicher sei und versprochen, alle juristischen Widersprüche zu lösen. Nur zwei Monate darauf habe er den Verlag nicht mehr weiter unterstützen wollen.
ddp