Solch einen Andrang hat es im Gebäude der Berliner Zooverwaltung lange nicht mehr gegeben: Menschen stehen im Foyer in der Schlange und schreiben Worte des Dankes und der Trauer an Reimon Opitz ins Kondolenzbuch. Der als „Affenvater“ bekannte Tierpfleger lächelt herzlich auf dem Foto mit schwarzem Trauerrand. So kannten ihn die Zoo-Besucher. Sie haben Blumen und Trauerkarten auf ein Podest gelegt, ihre Betroffenheit ist spürbar. Fast jeder hat eine Geschichte zu Opitz zu erzählen, viele kannten ihn aus persönlichen Begegnungen. Der 62-Jährige war am Montag an einem Herzinfarkt im DRK-Klinikum Westend gestorben, nachdem er am Mittwoch vergangener Woche auf dem Zoogelände zusammengebrochen und ins Koma gefallen war.
Vera Bruhn blickt auf das Bild, ihr steigen die Tränen in die Augen. „Ich hatte noch mit ihm gehofft, als ich erfahren habe, dass er in der Klinik liegt“, sagt die Charlottenburgerin. „Ich bin Arzthelferin. Da wusste ich, dass es ernst um ihn steht.“ Als sie dann von Opitz' Tod erfuhr, habe sie weinen müssen im Bus, erzählt sie. „Mir geht das so zu Herzen, weil ich ihn vom Sehen kannte.“ „Du siehst Deine Kinder im Himmel wieder“, schreibt Vera Bruhn ins schwarze Kondolenzbuch und legt eine weiße Rose nieder. Seine „Kinder“, das sind natürlich die Affen. Mehr als 25 von ihnen hat Opitz über die Jahre mit der Flasche großgezogen, viele in seiner Dienstwohnung über dem Affenhaus. Feierabend kannte er nicht, sein ganzer Einsatz galt den Tieren.
Für viele Berliner war der Chef-Affenpfleger eine bedeutende Persönlichkeit, bekannt weit über den Zoo hinaus, auch dank der RBB-Sendung „Panda, Gorilla & Co.“, in der Opitz regelmäßig mit seinen Affen auftrat. „Unser Zoo braucht Pfleger wie ihn“, sagen Monika und Herbert Pelz. Die beiden Rentner sind seit 40 Jahren treue Zoo-Besucher. „Reimon Opitz war eine wichtige Identifikationsfigur. Als Besucher kannte man ihn. Noch vor zwei Wochen haben wir ihn im Zoo bei der Arbeit gesehen. Er war immer für die Leute ansprechbar.“
Patrick Arnemann ist ebenfalls traurig. „1996 ist mein Vater ganz plötzlich an einem Herzinfarkt gestorben, auch am 20. September, genau wie Herr Opitz“, erzählt der 27-Jährige. „Daher kann ich nachempfinden, wie es ist, wenn ein geliebter Mensch so plötzlich nicht mehr da ist.“ Schon als Kind sei er mit seinem Vater häufig in den Zoo gegangen und habe die Affen bestaunt. „Ich war damals sehr beeindruckt, wie Herr Opitz mit einem Schimpansen spielte und finde seine Art, mit Tieren umzugehen, auch heute noch beeindruckend“, sagt Arnemann.
Im Affenhaus hängen Fotos von Opitz, er posiert darauf mit seinen Zöglingen. Jemand hat Blumengebinde und ein Trauerlicht darunter gestellt. Auch am Eingang des Zoos am Hardenbergplatz liegen Blumen, brennen Trauerlichter, lehnt eine Karte mit einem Foto von Opitz an der Mauer.
Gisela Werner steht am Affen-Freigehege. Darin toben die Gorillas herum. Opitz hat mehrere von ihnen mit der Flasche aufgezogen, Frau Werner erinnert sich genau daran. „Vor den Augen der Besucher fütterte er die Affen“, sagt die 75-Jährige. „Er hing an den Tieren, aber die hingen auch sehr an ihm. Selbst als Besucher konnte man das spüren.“