Wildtierschutz

Senatorin bereitet Zirkusverbot für Berlin vor

| Lesedauer: 6 Minuten
Tanja Laninger

Foto: dpa / dpa/DPA

Wilde Tiere wie Elefanten und Löwen sollen künftig in Berlin nicht mehr in Zirkusarenen zu sehen sein. Einen solchen Plan des Landestierschutzbeauftragten unterstützt Umweltsenatorin Katrin Lompscher. Anlass ist das Gastspiel der Circus Krone. Tierschützer machen sich Sorgen um das Wohl der tierischen Stars.

Berlins Landestierschutzbeauftragter Klaus Lüdcke will allen Zirkussen mit Wildtieren Auftritte in der Stadt untersagen und hat sich dazu der Unterstützung von Umweltsenatorin Katrin Lompscher (Die Linke) versichert. Das teilte Lüdcke auf der jüngsten Sitzung des Tierschutzforums mit. „Eine entsprechende Beschlussvorlage wird derzeit in der Verwaltung für das Abgeordnetenhaus vorbereitet“, sagte Lüdcke. Zu Wildtieren gehören unter anderem Elefanten, Tiger und Löwen. Auftreten dürften somit noch Hunde und Hauskatzen. Lüdcke hatte bereits im vergangenen Jahr durch eine öffentliche Kampagne bewirkt, dass der Zirkus Roncalli den geplanten Auftritt von Seelöwen in Berlin absagte.

Lompscher werde sich darüber hinaus für eine Wiedervorlage einer Bundesratsinitiative im Bundestag einsetzen, kündigte Lüdcke an. Der Bundesrat hatte bereits im Jahr 2003 (Drucksache 595/03) eine so genannte Entschließung gefasst und die Bundesregierung gebeten, das Halten von Tieren wildlebender Arten, und zwar insbesondere von Affen, Elefanten und Großbären, in Zirkusbetrieben - mit entsprechenden Übergangsregelungen für vorhandene Tiere - grundsätzlich zu verbieten. Zudem sollten mobile Tierschauen und Zirkusbetriebe mit Tierhaltung zentral erfasst und die in ihnen vorhandenen Wildtiere gekennzeichnet werden. Doch das Verbot wurde noch nicht umgesetzt, sagt Lüdcke.

Auch der tierschutzpolitische Sprecher der SPD, Daniel Buchholz, unterstützt das nun in Berlin aktuelle Ansinnen: „Zirkusse, die Tiere quälen, sollen in Berlin keine Auftrittsmöglichkeit erhalten.“ Oftmals gebe es zu wenig Platz und Auslaufmöglichkeiten für die Tiere.

Lüdcke spricht nach eigenen Angaben auch mit den Berliner Bezirken über das Auftrittsverbot für Wildtiere in Zirkussen, den denen wird die praktische Umsetzung des Verbotes zukommen. „Schließlich sind es oft nicht landes- sondern bezirkseigene Flächen, auf denen die Betriebe ihre Zelte aufschlagen“, sagt Lüdcke. Sehr oft werde ihm als Argument entgegen gehalten, dass man keine leuchtenden Kinderaugen zum Erlöschen bringen wolle. Lüdcke hält dagegen, er setze auf den sittlichen Anstand, der Berliner, solche Schauen mit Wildtieren nicht mehr zu besuchen. „Ich will ein Auftrittsverbot“, stellt Lüdcke klar, und das schließe für ihn in letzter Konsequenz auch ein Anreiseverbot für die Zirkusse mit Wildtieren ein.

Anlass für den Vorstoß ist das Gastspiel des aus München stammenden Circus Krone. Das mehr als 100 Jahre alte Traditionsunternehmen eröffnet morgen am Donnerstagabend auf dem Festplatz an der Clayallee in Zehlendorf mit einer festlichen Abendpremiere seine Show „Jubilee“ und gastiert bis 28..Oktober in Berlin. In der Show sind Elefanten und Löwen zu sehen; rund 100 Tiere begleiten den Circus Krone auf seiner Tour durch Deutschland, darunter Zebras, Pferde, Ponies, Ziegen, Lamas und Kamele.

Circus Krone verwahrt sich gegen Vorwürfe

Gegen die Wildtierhaltung und –auftritte in Zirkussen allgemein und speziell im Circus Krone machen zudem verschiedene Berliner Tierschutzvereine mobil. Zu ihnen gehören der Tierschutzverein Berlin, die Albert Schweitzer Stiftung, animal public, berlin vegan, die Tierversuchsgegner Berlin sowie Peta.

Die Tierrechtsorganisation Peta erhebt sogar den Vorwurf der Tierquälerei gegen Krone. Peta wirft Krone vor, dass seine Tiere, insbesondere die Elefanten, an Verhaltensauffälligkeiten sowie an Artrose, Arthritis, chronischen Entzündungen und psychischen Störungen leiden würden und dass der Kopfstand der Elefantenkuh Bara nicht dem natürlichen Verhalten des Elefanten entspreche und Tierquälerei sei. Zudem weist Peta daraufhin, dass das Amtsgericht Darmstadt den Circus Krone im Februar 2009 wegen Tierquälerei verurteilt habe.

Gegen alle diese Vorwürfe hat Circus Krone sich verwahrt und Strafanzeige gegen Peta wegen übler Nachrede und Vortäuschen einer Straftat gestellt.

Krone zitiert die Tierärzte Christine Lendl und Claudius Krieg, die sich für eine gute Behandlung und Versorgung der Tiere im Zirkus Krone verbürgen. „Mehr als in anderen mir bekannten Exotenbeständen wird in prophylaktische Maßnahmen wie Blut- und Kotuntersuchungen und Impfungen investiert. Das Training und die sich reisebedingt ändernden Haltungsbedingungen fordern und fördern die körperlichen und geistigen Fähigkeiten der Tiere“, sagt die Wildtier-Fachtierärztin Lendl aus der Tierärztlichen Klinik Gessertshausen.

Elefantenkopfstand: "vollendete Form eines Bewegungsablaufes"

Circus Krone betont, dass die meisten seiner Tiere ein stattliches Alter erreichten, kein Elefant sei jünger als 25 Jahre. Artrose und Arthritis seien altersbedingte Erkrankungen, die auch bei Tieren auftreten könnten, genauso wie die Rüssellähme des Elefanten Mala. Gegen die Lähmung sei keine Behandlung möglich, ebenso wenig wie im Fall des an einem Abszess erkrankten, mehr als 45 Jahre alten Elefantenbullen Colonel Joe. Den so genannten Kopfstand der Elefantenkuh Bara nennt der Circus Krone eine „vollendete Form eines Bewegungsablaufes“, den Bara spielerisch von allein gezeigt habe. „Sollte diese Bewegung so schädlich sein wie behauptet, müssten sich an den Vorderfüßen von Bara Veränderungen darstellen lassen. Aber weder die klinischen Untersuchungen noch entsprechende Röntgenbilder ergaben Hinweise auf Verschleißerscheinungen oder Überbeanspruchungen“, so der Circus in seiner Stellungnahme zu den Peta-Vorwürfen.

Darin heißt es auch, dass das Amtsgericht Darmstadt im Rahmen des Bußgeldverfahrens gegen Christel Sembach-Krone ausdrücklich festgestellt habe, dass bei der Tierhaltung im Circus Krone keine strukturellen Probleme erkennbar seien. Lediglich in zwei Punkten habe das Gericht die Tierhaltung kritisiert. So habe während einer behördlichen Kontrolle den Elefanten nicht genügend Beschäftigungsmaterial in Form von Zweigen zur Verfügung gestanden. Zudem hätten sich die Pferde an einem Regentag nicht im Auslauf befunden. „Infolgedessen wurde Christel Sembach-Krone wegen zweier fahrlässiger Verstöße gegen das Tierschutzgesetz zu einer Geldbuße von je 500 Euro verurteilt“, schreibt das Unternehmen.