Supermarkt in Falkensee

Rewe prüft nach Dach-Einsturz alle Märkte

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Axel Lier
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Supermarkt-Dach in Falkensee eingestürzt

Beim Einsturz des Daches eines Supermarktes in Falkensee bei Berlin sind Kunden und Mitarbeiter knapp an einer Katastrophe vorbeigekommen.

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Die genaue Ursache zum Dacheinsturz bei einem Supermarkt in Falkensee bleibt weiter unklar. Ein entsprechendes Gutachten wird erst am Montag erwartet. Die Experten nutzten den Kranwagen der örtlichen Feuerwehr, um sich aus der Vogelperspektive ein Bild der Verwüstungen zu machen.

Nach dem Einsturz eines Supermarkt-Daches in Falkensee, westlich von Spandau, hat die Rewe-Group mitgeteilt, dass nun „zeitnah“ bundesweit alle Märkte überprüft werden sollen, deren Gebäude der Gruppe selbst gehören. „Eine solche Überprüfung hatte das Unternehmen bereits nach dem Einsturz der Eishalle in Bad Reichenhall im Jahr 2006 unternommen“, sagte Unternehmens-Sprecher Stefan Mechnig. Darüber hinaus „werden wir bei unseren Mietobjekten die Eigentümer auffordern, entsprechende Überprüfungen vorzunehmen.“ In Brandenburg gebe es 83 Supermärkte von Rewe, in Berlin seien es 85 Stück. Nicht alle seien baugleich.

Mehrere Gutachten angefordert

Unterdessen arbeiten Sachverständige jetzt an mehreren Gutachten zum Dach-Einsturz in Falkensee. Zum einen wollen sie aufklären, warum das rund 1000 Quadratmeter große Dach am Dienstag nur wenige Minuten nach Geschäftsschluss zusammensank. Zum anderen wollen sie ermitteln, ob und wann die nicht direkt betroffenen, angrenzenden Gebäude mit acht Läden wieder geöffnet werden können.

Nach Angaben der Herkules Grundbesitz AG in Hamburg, die den Rewe-Supermarkt verwaltet, wird letzteres Gutachten am Montag erwartet. Als wahrscheinlich gilt, dass die Mieter des Einkaufszentrums Akazienhof ein Ausweichquartier erhalten – wenn sie wollen. Für die gesperrten Geschäfte könne die Stadt Falkensee Alternativen anbieten, wie Bürgermeister Heiko Müller (SPD) sagte. Denkbar wäre ein Umzug in Ladenlokale in der Nähe, nur wenige Gehminuten vom Unglücksort entfernt. Dabei handelt es sich um neue, aber leer stehende Gebäude in der Bahnhof- und Poststraße. Beide Objekte wurden in der Vergangenheit ebenfalls als Supermärkte genutzt. „Die Genehmigungen dafür sind schnell bei der Hand“, sagte Müller. Die ebenfalls diskutierten Großzelte auf dem Parkplatz seien „genehmigungstechnisch schwieriger“ zu bekommen, so der Bürgermeister weiter.

Am Freitag trafen sich neben Sachverständigen auch Vertreter vom Bauordnungsamt, der Staatsanwaltschaft und die Kriminalpolizei am Unglücksort. Die Gutachter nutzten den Kranwagen der örtlichen Feuerwehr, um sich aus der Vogelperspektive ein Bild der Verwüstungen zu machen. Wie aus der Experten-Gruppe zu erfahren war, wolle man diesen sicheren Weg „von oben“ auch nutzen, um an den Gebäudeteilen nach der Unglücks-Ursache zu suchen. Das Problem: Die Feuerwehrleiter kann nur in einem ansteigenden Winkel ausgefahren werden. Jetzt sei man auf der Suche nach geeignetem Gerät, mit dem die Experten in die Supermarkt-Ruine herab gelassen werden können. Weitere Hinweise auf die Einsturzursache erhoffen sich die Gutachter zudem aus den Aufzeichnungen einer Überwachungskamera, die noch in der Unglücksnacht samt Computer sichergestellt worden war.

Supermarkt-Ruine nicht das erste Bau-Unglück

Unmittelbar nach dem Einsturz des Daches hatten Bauingenieure die einfache Leichtbauweise von Discountern kritisiert. Sie befürchten, dass sich ein solches Unglück jederzeit wieder ereignen könnte, weil die Konstruktionen „auf dem Reißpapier und in der Praxis zwar stabil sind, aber keinerlei Reserven haben“, wie der Falkenseer Statiker Peter Junne sagte. „Kommen Fertigungsmängel, Montagefehler, Nässe oder auch falsch gelagertes Holz hinzu, dann gibt die Konstruktion nach.“ Von Herkules hieß es, das Dach sei letztmalig im Jahr 2004 geprüft worden, das Dach des benachbarten Aldi-Marktes noch einmal im Jahr 2007. „Beide Male wurde alles für gut befunden“, so Sprecherin Kirsten Wulff.

Nach Informationen von Morgenpost Online hat das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung nach dem Einsturz der Eissporthalle in Bad Reichenhall einen Erlass verfügt, mit dem die Standsicherheit von Gebäuden des Bundes, beispielsweise Kasernen oder Verwaltungsgebäude, nach Sicherheitsklassen eingestuft und diese regelmäßig überprüft werden müssen. Die Objekte werden in fünf Kategorien eingeteilt, wobei fünf die problematischste Bewertung sei und eine Überprüfung „in kurzen zeitlichen Abständen“ verlange. „Eine solche Vorgabe sollten auch private Eigentümer erhalten“, fordert ein Beamter des Ministeriums. Doch da eine bundesweite Regelung nicht existiere, sei die Bauordnung jeweils Sache der Länder.

Für Falkensee ist die Supermarkt-Ruine nicht das erste Bau-Unglück in diesem Jahr: Im Februar war eine Putzscholle in einer Kita in der Straße der Einheit in den Waschraum gestürzt – die Kinder spielten nebenan. Zwei Wochen später löste sich ein Deckenelement in einer neuen Turnhalle, auch dabei wurde niemand verletzt.