Der Raubtiernachwuchs im Tierpark ist nur für ein Jahr zu sehen - dann werden die kleinen Großkatzen in anderen Zoos eine neue Heimat finden. Morgenpost Online hat die Kinderstube besucht.

Es ist die Zeit der vielen Ahs und Ohs. Wenn im Tierpark Nachwuchs zu sehen ist, seufzen Besucher ungeniert, häufig und laut. Im Raubtierhaus herrscht per se eitel Sonnenschein, seitdem das acht Jahre alte Jaguar-Weibchen Anafi am 16. April Drillinge zur Welt gebracht hat. Anfangs wogen Jumanes, Atiero und Valdivia 900 bis 1000 Gramm, diese Woche schon das Fünffache. Reviertierpfleger Detlef Jany hat alle Hände voll zu tun: Setzt er ein Jungtier auf die Waage, wollen die anderen zwei aus dem Bastkorb ausbüchsen.

"Jaguare entwickeln sich schneller als alle anderen Großkatzen", sagt Tierpark-Kurator Christian Kern. Sie sind die größten Raubkatzen Südamerikas. Erwachsene Männchen messen von Kopf bis Rumpf bis zu 1,70 Meter.

Sie sind kompakt und gedrungen, viel mehr noch als der Puma. Jaguare können hervorragend schwimmen und sind - anders als der ebenfalls wasserfreudige Tiger - gute Kletterer. Diese Talente und eine besondere Physiognomie machen sie so gefährlich für den Rest der Tierwelt. "Ihre Nackenmuskulatur setzt am Knochenkamm auf dem Schädel an", erklärt Kern, "so können sie den stärksten Kieferdruck aller Großkatzen entwickeln."

Jaguare fressen alles an Fisch und Fleisch, was sie fassen können, vom Gürteltier bis zum Tapir. Während der Jagd schleichen sie sich an ihre Beute heran, strecken sie mit einem Prankenhieb nieder und beißen ihnen die Kehle durch, den Panzer oder den Schädel.

Ihre Zähne mögen scharf sein wie Klingen - schnell aber sind Jaguare nicht. Sie bleiben weit hinter den 140 Stundenkilometern zurück, die der S.S.90 schaffte, der Urahn aller Jaguar-Sportwagen von 1935.

Von Großbritannien weiter nach Mexiko. Wer bereits Pyramiden wie die in Chechen Itza erklommen oder Erzählungen von Carlos Fuentes gelesen hat, kennt Chac Mool. Das ist eine auf dem Rücken liegende Steinfigur, die zum Menschenopfer diente. In der Maya-Sprache heißt Chac Mool "roter Jaguar" - die Farbe ist mehr dem Blut der Opfer denn dem Fell des Tieres zuzuschreiben. "Jaguare haben in der Regel ein gelbes Fell mit schwarzen Flecken. Wie beim Leoparden kommt Melanismus vor", sagt Kern. Dann tragen die Tiere ein schwarzes Fell und werden Schwarze Jaguare genannt. Mit Schwarzen Panther wiederum sind nur Schwarze Leoparden gemeint - und Rosa Panther namens Paulchen existieren nur im Film.

Jaguare und Leoparden werden oft verwechselt. Letztere sind in der Alten Welt, in Afrika und Asien beheimatet. Wie man sie unterscheidet? "Sehr einfach", sagt Kern. Beim Jaguar umschließen die großen, ringförmigen Flecken oft noch einen schwarzen Tupfen; außerdem ist ihr Schwanz in Relation zum Körper kürzer.

Die Tiere sind in freier Wildbahn gering gefährdet, wie die Weltnaturschutzunion meldet, durch Lebensraumvernichtung und illegale Jagd schrumpft ihr Bestand. In Europäischen Zoos seien etwa 120 Tiere zu sehen, sagt Kern. Neugierige haben ein Jahr Zeit, die Berliner Drillinge zu besuchen. Danach werden sie an andere Zoos abgegeben. Egal, wie viele dann seufzen.

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