Der Berliner Zoo freut sich über einen sehr seltenen Nachwuchs bei den Flachlandtapiren. Dort wurde zum ersten Mal nach 15 Jahren wieder ein Jungtier geboren. Es hört auf den Namen Maja, ist etwa sieben Kilogramm schwer und hat eine kurze Rüsselnase. Heute wurde es der Öffentlichkeit vorgestellt.
Vati uni-grau, Mutti uni-grau, Kind komplett hell-dunkel-braun gestreift. Da könnten Besucher die Augenbrauen hochziehen und sich fragen, wer Majas Vater ist. Aber nur kurz. Denn Maja ist ein Flachlandtapir, der erste Zuchterfolg im Zoo seit 15 Jahren. „Und ähnlich wie kleine Wildschweine tragen sie ein längsgestreiftes oder auch gepunktetes Jugendkleid zur Tarnung“, sagt Zoo-Kurator Ragnar Kühne.
Maja kam am 11. Juni 2009 auf der Außenanlage im Tapirgehege zur Welt. Gegen 16 Uhr, zur Öffnungszeit. „Wir haben es etwas später gemerkt“, sagt Tierpfleger Carsten Schwed (31). Da lag der etwa sieben Kilo schwere Nachwuchs noch am Boden, und die Mutter kreiste um die Tochter herum, um ihre Nachgeburt loszuwerden und umgehend selbst aufzufressen. „Das machen Tapire in freier Wildbahn so, um potenziellen Angreifer keine Spuren zu hinterlassen“, sagt Schwed.
Natürliche Feinde der in Südamerika beheimateten Tiere sind Pumas und Jaguare. Den ausgewachsenen, bis zu 200 Kilos schweren Tieren können sie wenig anhaben, sagt Tierpfleger Schwed. „Ihre Haut ist so dick, das Fell so fettig, da können Raubkatzen nicht richtig hineingreifen“. Zudem könnten die walzenförmigen Tapire torpedogleich durchs Dschungeldicht rennen und so Angreifer an Baumstämmen abstreifen.
Doch trotz des wehrhaften Verhaltens sind die Tiere gefährdet. „Die Bestände sind durch Regenwaldzerstörung und Jagd in den letzten drei Jahrzehnten schätzungsweise um ein Drittel geschrumpft“, sagt Kühne. Somit komme der Zucht in Menschenobhut eine wichtige Rolle zu. Majas Eltern Ronja (8) und Birk (5) wurden im Rahmen eines Europäischen-Erhaltungszucht-Programms in Berlin eingestellt, um die Tapirzucht in der Hauptstadt wieder zu beleben. Doch erst musste Birk geschlechtsreif werden – was vor 13 Monaten – so lange dauert die Tragezeit – wohl der Fall war.
Zum Fototermin am Dienstag im Zoo zeigten sich Mutter und Tochter sehr entspannt und ließen sich von Tierpfleger Schwed kraulen. Nur Vater Birk lebt derzeit von ihnen getrennt hinter den Kulissen. „Er würde Ronja umgehend wieder decken wollen und in seinem Ungestüm eventuell seine Tochter umrennen. Außerdem sind Tapire Einzelgänger, wir müssen sie ganz langsam aneinander gewöhnen“, so Schwed.
Im Moment säugt Maja noch bei ihrer Mutter, versucht allerdings schon, Gras und Heu aufzulecken, wie Ronja es ständig vormacht. Dabei wird fleißig die kurze Rüsselnase eingesetzt, mit der die schlecht sehenden Tapire ihre Umgebung riechend wie tastend erkunden.
Anders als Tapire im Allgemeinen mag Mutter Ronja Wasser gar nicht. Vater Birk dagegen nimmt mit Vorliebe ein Bad im Wassergraben. In den nächsten Tagen, wenn die Pfleger Maja raus lassen, wird sich also zeigen, nach wem die Kleine schlägt.
tal