Der Leiter des Berliner Canisius-Kollegs, Jesuitenpater Klaus Mertes, hat den Augsburger Bischof Walter Mixa kritisiert. „Wir dürfen Opfer nicht diskreditieren, wie er es tat“, sagte Mertes der Wochenzeitung „Die Zeit“. Gegen Mixa werden Vorwürfe erhoben, er habe in seiner Zeit als Pfarrer Heimkinder geschlagen. Der Bischof weist die Vorwürfe zurück. Er hatte den Opfern das Gespräch angeboten, hatte aber gegenüber der "Welt am Sonntag auch gesagt: ""Diese Leute können sich doch gar nicht mehr an mich erinnern.“ Auf die Frage, ob er selbst die Leute auf neuen Fotos in Zeitungen erkannt habe, fügte Mixa hinzu: "Ich erinnere mich auch nicht mehr an sie.“
Mertes hatte Anfang des Jahres öffentlich Missbrauchsfälle an der renommierten Berliner Jesuitenschule zwischen 1975 und 1983 eingeräumt. Ein Missbrauch durch einen Pfarrer sei schlimmer zu bewerten als etwa Taten eines Sportlehrers, sagte er der „Zeit". Da sei die „Fallhöhe“ größer: „Denn der Priester handelt nach katholischem Verständnis in persona Christi. Und damit ist natürlich das Verhältnis zu Christus berührt.“
Kritisch äußerte er sich im Zusammenhang mit der Welle vom Missbrauchsfällen in Einrichtungen der katholischen Kirche auch über die deutschen Bischöfe: Diejenigen, „die sich selbst als Opfer darstellen, diskreditieren die gesamte Kirche.“ Mertes bezeichnete die Kurie als ein „Raumschiff..., das den Bodenkontakt zu verlieren droht.“ Vor Papst Benedikt XVI. habe er dagegen „großen Respekt“, weil der in der Frage des Missbrauchs keine Angst vor der Wahrheit gezeigt habe. "Ich wünsche ihm, dass er in Kritik an der Kirche noch mehr auch Liebe zur Kirche entdecken kann", sagte Mertes. Der Papst neige jedoch dazu, die Moderne schlechtzureden. Er wirke manchmal wie von der Welt verletzt. "Das macht ihn schwerhörig dafür, dass Gott auch durch die säkulare Welt zur Kirche spricht."