Das Erzbistum Berlin ermittelt wegen eines Verdachtes auf sexuellen Missbrauchs Minderjähriger gegen einen Pfarrer in Tegel. Das teilte der Beauftragte des Erzbistums Berlin für Verdachtsfälle auf sexuellen Missbrauch an Minderjährigen durch Kleriker, Dompropst Stefan Dybowski, am Sonntag der Gemeinde Herz Jesu Tegel und der Öffentlichkeit mit. Der Verdacht richte sich gegen den bisherigen Pfarrer der Gemeinde und beziehe sich auf den Zeitraum der 1990er Jahre.
Eingegangen sei der Vorwurf bei der bundesweiten Telefon-Hotline „Hilfe für Opfer sexuellen Missbrauchs“ der Deutschen Bischofskonferenz. Gemeldet habe sich dort ein männlicher Anrufer, wie der Pressesprecher des Bistums, Stefan Förner, sagte. Der Mann sei namentlich nicht bekannt, fügte er hinzu. Nach Förners Worten hat das mutmaßliche Opfer auch keine Anzeige erstattet. Dybowski unterstrich, dass er versucht habe mit dem Mann, von dem die Beschuldigungen stammen, Kontakt aufzunehmen. Dies sei ihm bisher nicht möglich gewesen, da dieser anonym bleiben wolle.
Das Erzbistum hat den Angaben zufolge eine Untersuchungskommission eingesetzt und eine Voruntersuchung angeordnet. Zudem seien die Strafverfolgungsbehörden informiert worden. Die entspreche den Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz. Nach dem Bekanntwerden des Vorfalls habe der Pfarrer den Berliner Erzbischof Georg Kardinal Sterzinsky aus gesundheitlichen Gründen um eine Auszeit gebeten. Dem sei entsprochen worden. Der Pfarrer werde bis zum Abschluss der Untersuchungen nicht seelsorgerisch tätig sein.
Anfang November hatte das Erzbistum Berlin als Konsequenz aus den im Januar bekanntgewordenen Missbrauchsfällen am Canisius-Kolleg einen Beraterstab für die Opfer gegründet. Die Taten lagen zum großen Teil viele Jahre zurück. Sie lösten einen bundesweiten Skandal über sexuellen Missbrauch in kirchlichen Einrichtungen und auch an Schulen aus.