Berlin droht eine seiner wichtigsten Messen zu verlieren. Nach Informationen von Morgenpost Online schaut sich der Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI) derzeit nach Alternativstandorten für die besucherstarke Ila um, die Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung. „Wir haben Kontakt zu anderen Messestädten aufgenommen“, bestätigt Verbandssprecher Christopher Bach. Grund für die Abwanderungsgedanken der Flugschau sind die stockenden Verhandlungen über einen neuen Standort im Süden des Großflughafens Berlin Brandenburg International (BBI).
Durch den Aus- und Umbau des Flughafens im Stadtteil Schönefeld muss die Messe im Jahr 2012 auf ein neues Areal umziehen. Schätzungen zufolge sind damit Investitionskosten in Höhe von rund 60 Millionen Euro verbunden, unter anderem für Ausstellungshallen und betonierte Vorfeldflächen. Bislang aber hat sich kein Finanzier für den notwendigen Umzug gefunden. „Wir arbeiten mit der Messe Berlin und den Ländern Berlin und Brandenburg weiter an einer Lösung“, sagt BDLI-Vertreter Bach. „Um die langfristigen Perspektiven der Messe aber nicht zu gefährden, müssen wir auch Alternativen entwickeln.“
Anfragen an andere Großstädte
Der Verband, dem die Markenrechte an der Branchenschau gehören, hat daher mehrere Messegesellschaften angesprochen, ob sie sich vorstellen können, die Ila ab dem Jahr 2012 auszurichten. Eine entsprechende Anfrage ist nach Recherchen von Morgenpost Online in Köln, Frankfurt, Hannover und Leipzig eingegangen. Bis Ende Februar müssen die Kandidaten einen umfangreichen und sehr detaillierten Fragenkatalog beantworten. Dabei geht es sowohl um messespezifische und flugbetriebliche als auch um politische Fragen. Anfang März will der BDLI dann entscheiden, ob und mit wem dann konkrete Verhandlungen aufgenommen werden.
Und das Interesse scheint bei einigen Messestandorten groß. „Die Ila wäre interessant für unsere Region“, sagt zum Beispiel Gerald Böse, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Kölnmesse. Zusammen mit dem Flughafen Köln-Bonn prüfe sein Unternehmen derzeit, ob die Voraussetzungen für eine Bewerbung gegeben sind. Unterstützung gibt es dabei offenbar auch von der Landesregierung.
In Hannover ist die Reaktion ähnlich. „Wir sind derzeit in der Detailprüfung“, sagt Hartwig von Sass, der Sprecher der Deutschen Messe AG. Und die Niedersachsen rechnen sich gute Chancen aus. Zumal Hannover bereits von 1957 bis 1990 Austragungsort der Ila war, die neben den Schauen im französischen Le Bourget und im englischen Farnborough zu den drei weltweit größten und wichtigsten Luftfahrtmessen gehört. Deutlich zurückhaltender gibt man sich in Leipzig. „Wir sind schon seit Jahren immer mal wieder für die Ila in der Diskussion. Zu konkreten Dingen können wir uns aber nicht äußern“, heißt es bei der Leipziger Messe. Branchenkenner rechnen aber fest mit einer Bewerbung.
Messe Berlin gibt sich gelassen
Am unwahrscheinlichsten scheint noch ein Wechsel nach Frankfurt am Main. Zwar wird die Anfrage des BDLI in Hessen bestätigt. Angesichts des ohnehin großen Wirbels um die geplante neue Landebahn sowie ein drittes Terminal am Frankfurter Flughafen soll das Interesse aber gegen null tendieren. Zudem ist man nicht vollends überzeugt, dass der BDLI seine Abwanderungspläne ernst meint. „Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Verband auf diese Weise Druck macht, um bessere Konditionen zu bekommen“, heißt es hinter vorgehaltener Hand.
Wohl auch deshalb gibt sich die Messe Berlin noch gelassen. „Wir sind sicher, dass die Ila auch 2012 in Berlin stattfinden wird“, sagt Sprecher Michael Hofer. Er sieht einen Hauptstadtbonus. „Die Ila ist ein Schaufenster für die Bundesrepublik Deutschland. Aus Gründen des nationalen Interesses gibt es daher keine Alternative zu Berlin“, meint Hofer. Seit 1992 ist die Hauptstadt alle zwei Jahre Austragungsort für die Flugschau mit regelmäßig über 1000 Ausstellern und fast 250.000 Besuchern.