Autofahrern auf der Autobahn zwischen Berlin und Potsdam blickt am ehemailigen Grenzübergang Dreilinden seit kurzem Erich Honecker entgegen. Er soll einen Mieter für das einstige Rasthaus anwerben. Der neue Besitzer will das Gebäude nun doch nicht selbst nutzen. Doch bislang meldeten sich nur Interessenten, die einen ungestörten Partyort suchen.

Seit 2002 steht das alte Rasthaus Dreilinden an der Avus leer. Im Herbst hieß es, der neue Besitzer wolle eine Diskothek daraus machen. Diese Pläne sind nun vom Tisch, und für das Gebäude wird ein Mieter gesucht – mit der Unterstützung von Erich Honecker.

Wer derzeit über die Avus fährt, den grüßt ein alter Bekannter: Das Gesicht von Erich Honecker prangt auf einem großen Werbeplakat am ehemaligen Rasthaus Dreilinden. „Ohne mich hätte es auch dieses Gebäude nicht gegeben“, lässt der ehemalige Staatsratsvorsitzende der DDR den Betrachter per Sprechblase wissen. Der dazugehörige Werbespruch macht klar, worum es geht: „Historischer Standort sucht geniale Idee“ .

Mit dieser provokanten Aktion sucht die Firma Dülk-Immobilien nach einem Mieter für das alte Rasthaus, das einst zur Grenzanlage zur ehemaligen DDR gehörte, seit 2002 aber leer steht. Im Oktober noch schien die Zukunft des denkmalgeschützten Gebäudes klar: Der Berliner Geschäftsmann Thomas Drechsel, der zuvor schon andere prominente Gebäude wie den S-Bahnhof Mexikoplatz gekauft und saniert hatte, erwarb das Haus vom Berliner Liegenschaftsfonds. Er kündigte an, aus dem 5000 qm großen Areal eine Diskothek zu machen. Für den dreigeschossigen Stahlbetonbau mit der abgerundeten roten Front an der Autobahn am ehemaligen Grenzkontrollpunkt Dreilinden ist eine gewerbliche Nutzung vorgeschrieben.

Nun hat Drechsel es sich aber offenbar anders überlegt und sucht über die Immobilienfirma nach einem Mieter. Die Idee mit Honecker hatte Drechsel selbst. „Ehrlich gesagt habe ich mich schon ein wenig gewundert, dass es bisher überhaupt keine negativen Reaktionen darauf gab“, sagt Makler Stephen von Bramann. Was sich der Besitzer dabei gedacht habe, wisse er nicht. Drechsel selbst wollte keine Erklärung abgeben, warum er ausgerechnet mit Erich Honecker wirbt, der immerhin wegen des Schießbefehls an der innerdeutschen Grenze angeklagt war.

Doch das Konzept mit der provokanten Werbung scheint aufzugehen, denn es hat bereits einige Anfragen gegeben. Nur: Bisher ist offenbar noch nicht das richtige Gewerbe dabei gewesen. „Wir hatten einige Anfragen aus dem Rotlichtmilieu, wir wollen dort aber etwas Seriöses etablieren“, sagt Bramann. Auch einige Interessenten für eine Diskothek habe es gegeben, die man ebenfalls abgewiesen habe. „Man kann sagen, dass die meisten Kunden bisher einen Ort suchten, an dem man am Wochenende ungestört die Sau raus lassen kann“, sagt Bramann.

Am liebsten, so Bramann, würde man an den Betreiber eines Restaurants vermieten. Bis der allerdings gefunden ist, wird es wohl noch etwas dauern. Daran wird auch Erich Honeckers Konterfei nichts ändern.