Der denkmalgerecht sanierte alte Speicher prägt mit seiner leuchtend weißen Fassade, den weinroten Toren und Biberschwanzziegeln sowie Gauben und Gebälk das neue Bild des alten Hafens des Bezirks Tempelhof-Schöneberg. Die Arbeiten an dem neuen Dienstleistungs- und Handelszentrum direkt am Wasser befinden sich in der Endphase. Im Februar werden die ersten Mieter kommen, um sich in ihren Läden einzurichten.
Ende April soll das Ensemble, das mit vier Gebäuden das Hafenbecken in U-Form umschließt, eröffnet werden. Der genaue Tag stehe noch nicht fest, sagt Christian Diesen, Geschäftsführer des Bauherren, der Grundstücksgesellschaft Objekt Tempelhofer Hafen. Bis es so weit ist, bevölkern noch Hunderte Handwerker das Gelände. Ob in der Anlieferung, dem Parkdeck oder der überdachten Halle, die einen Neubau mit dem Speicher verbindet – überall sprühen Funken der Schweißbrenner und knattern Bohrmaschinen. Die einzelnen Ladenflächen zeichnen sich im Rohbau ab, noch fehlen Bodenbeläge, Türen und Anstriche.
Läden sind zu fast 100 Prozent vermietet
Etwa 110 Millionen Euro investiert der Bauherr in das neue Hafen-Center. 70 Geschäfte entstehen auf einer Verkaufsfläche von fast 20.000 Quadratmetern. „Die Läden sind fast zu 100 Prozent vermietet“, sagt Diesen. Mehr als die Hälfte der neuen Geschäfte sei bislang noch nicht in Tempelhof vertreten. Zu den großen Mieter gehören neben anderen C & A, Hennes & Mauritz und Edeka. Insgesamt 15 Gastronomiebetriebe werden sich in dem Komplex ansiedeln.
Allein in einem schneckenförmigen gläsernen Neubau direkt an der U-Bahn-Station Ullsteinstraße bieten vier Restaurants ihren Gästen freien Blick auf das Hafenbecken. Ein Kinderland und ein Ärztezentrum mit 20 Fachrichtungen komplettieren vom Herbst an das Hafengelände.
Künftig liegen zwei Schiffe fest im Hafen
Der alte Speicher – einst zu zwei Dritteln abgebrannt, dann notdürftig aufgebaut und bis zur Sanierung ein Lagerhaus – wurde in seinen Konturen aus dem Jahr 1908 erhalten. Vieles erinnert heute noch an die Zeit, als dort Waren umgeschlagen wurden. An der Front zum Hafen wurden die Ladeluken restauriert. Auch die alten Kräne stehen noch davor. Im Inneren ist die originale Tuffsteinfassade wieder freigelegt. Ein Teil der Ladenpassage wird mit dem historischen Pflaster und einem Schienenstrang der alten Güterzüge versehen.
Draußen, vor dem Speicher, liegen künftig zwei Schiffe fest im Hafen. Zum einen das Motorschiff Bea, das gerade in einer Werft umgebaut wird. Es soll als Restaurant und für verschiedene Veranstaltungen genutzt werden. Zum anderen geht ein Kutter vor Anker, mit einem Fischrestaurant und einem Verkaufsstand für frischen Fisch. Eine Vision hat Geschäftsführer Christian Diesen noch: Eines Tages sollen auch Ausflugsdampfer den Tempelhofer Hafen anlaufen. Noch ist unklar, ob sich diese Idee realisieren lässt. Gespräche mit Schifffahrtsgesellschaften laufen bereits.
Verlierer des neu gestalteten Tempelhofer Hafens ist der „Hafenimbiss“ auf der Brücke. Er muss dem Bauvorhaben weichen. „Wir haben dafür gekämpft, bleiben zu können“, sagt Mitarbeiterin Claudia Becker. Ohne Erfolg. Der Imbiss-Stand zieht jetzt zwei U-Bahn-Stationen weiter. Ab dem 16. März gibt es die beliebte Rostbratwurst vom Grill am Mariendorfer Damm 135. „Wir hoffen, dass unserer Kunden uns folgen werden“, sagt die Wurstverkäuferin.