Der Druck und die Erwartungen lasten schwer. Das wissen auch Berlins Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) und Senatsbaudirektorin Regula Lüscher. Jetzt, wo der Flughafen Tempelhof geschlossen wird, ist es umso mehr ihre Aufgabe, tragfähige Konzepte für die Nachnutzung des Areals vorzulegen und auch umzusetzen.
Nach wie vor gilt das Grobkonzept von 1999: Randbebauung, historische Bezüge zur Luftfahrt und ein für das Stadtklima wichtiger Park in der Mitte.
Um das 389 Hektar große Flughafengelände mit seinem 1,2 Kilometer langen denkmalgeschützten Gebäude in den stadtplanerischen Griff zu bekommen, plant die Senatsbaudirektorin eine Internationale Bauausstellung (Iba) von 2010 bis 2020. Teil dieser Iba, die das riesige brachliegende Areal mit den angrenzenden bestehenden Quartieren in Neukölln und Kreuzberg "qualitätsvoll" verknüpfen soll, ist eine Internationale Gartenbauausstellung (Iga) 2017.
2009 könnte Gelände zugänglich werden
Für die Iga liegt der Senatsverwaltung bereits eine Machbarkeitsstudie vor, wonach sich 70 Hektar Fläche nördlich des Flughafengebäudes am Columbiadamm für eine einjährige Gartenbauausstellung eignen. Grob geschätzte Kosten: 60 Millionen Euro. Bis Jahresende muss der Senat über die Ausrichtung entscheiden, um den Weg für eine mögliche Bewerbung bei der Bundesgartenschaugesellschaft frei zu machen.
Über eine Internationale Bauausstellung wird der Senat erst im nächsten Jahr entscheiden. Erste Projektideen liegen der Senatsverwaltung vor. Danach geht es in erster Linie um ressourcenschonendes Bauen. "Angesichts der Klimadebatte und steigender Energiekosten könnte eine Iba aufzeigen, wie neue Gewerbe- und Wohnquartiere entwickelt werden können, die weniger Energie als heute verbrauchen", sagt Manfred Kühne, Abteilungsleiter für Städtebau und Projekte in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Eine weitere Aufgabe einer Iba könnte sein, Möglichkeiten aufzuzeigen, wie angesichts des Wegfalls öffentlich geförderten Wohnungsbaus dennoch Wohnraum für nicht wohlhabende Schichten geschaffen werden kann.
Überdies hat die Senatsverwaltung jetzt eine Diskussionsrunde mit Experten des Technikmuseums, der Universitäten, aus der Luftfahrtbranche sowie dem "Enthusiasten" und bekannten Architekten und Flieger Volkwin Marg einberufen. Ziel ist es, Nutzungskonzepte aus den Bereichen der Luftfahrttechnologie und Luftfahrtgeschichte zu sondieren. Eine Machbarkeitsstudie dazu erarbeitet derzeit das Architekturbüro Arnold und Gladisch, das bereits für den Bund und auch den US-amerikanischen Investor Ronald Lauder Wirtschaftlichkeitsberechnungen zu Tempelhof erarbeitete. Doch das ist Zukunftsmusik.
Unmittelbar nach der Schließung geht die Verwaltung für das Gebäude und das Areal zunächst von der Berliner Flughafengesellschaft auf die landeseigene Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) über. Für die Betreuung der künftigen Parkflächen ist die Grün Berlin GmbH, ebenfalls eine Landestochter, zuständig. Für die Berliner bleiben das Flughafengebäude und das Areal zunächst tabu. "Wir wollen das Gelände aber so schnell wie möglich öffentlich zugänglich machen", sagt Manfred Kühne. Derzeit würden dazu Konzepte zur Sicherheit und Pflege erarbeitet. Zunächst werde das Gelände nur zu "Events" wie zum Beispiel einem großen Feuerwerk geöffnet werden. Für das Gebäude wird die BIM Führungen anbieten. Kühne geht davon aus, dass 2009 das Gelände kontrolliert geöffnet werden kann. "Das könnte täglich zu den hellen Tagesstunden sein. Der Zaun aber bleibt erst einmal stehen."