Die Polizei hat am Hotel Adlon ein verdächtiges Päckchen gefunden - das Luxushotel, in dem US-Präsidentschaftskandidat Barack Obama residiert, wurde abgesperrt. Inzwischen ist der Alarm aufgehoben. Das Päckchen war harmlos.
Das Adlon ist abgesperrt: Nach seinem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) checkte der US-Präsidentschaftsbewerber Barack Obama dort eingecheckt - dann wurde ein verdächtiges Päckchen entdeckt. Das Hotel wurde gesperrt, sagte Polizeisprecher Bernhard Schodrowski. Spezialisten der Polizei seien dabei, das Päckchen zu untersuchen. Es stellte sich heraus: Ein Obama-Anhänger hatte ein Obama-Buch abgegeben, das sollte der US-Präsidentschaftsbewerber signieren.
Als am Vormittag war Obamas Boeing 757 auf dem militärischen Teil des Flughafens Tegel gelandet war, war ebenfalls einen anonyme Drohung eingegangen, wonach sich am Flughafen ein Sprengsatz befinden sollte. Die gegen 10.30 Uhr eingegangene Drohung habe sich aber rasch als schlechter Scherz herausgestellt, so dass sie als nicht relevant eingestuft worden sei, sagte Polizeisprecher Michael Bengsch. „Aufgrund der Gesamtumstände konnten wir das schnell entkräften.“
In dem Luxushotel neben dem Brandenburger Tor bewohnt der 46 Jahre alte Demokrat eine Suite. Am Nachmittag will er dort auch Berlins Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) treffen. Zuvor steht aber noch gegen 14.00 Uhr ein Gespräch mit Außenminister Frank- Walter Steinmeier (SPD) im Auswärtigen Amt auf dem Programm.
Eine ursprünglich vom Wahlkampfteam ins Auge gefasste kleine Sightseeingtour durch Berlin, steht den neuesten Planungen nicht mehr auf dem Terminplan für seinen Aufenthalt. Nach der Aufregung der vergangenen Wochen über den Auftrittsort möchte Obama nicht weiteren Unmut hervorrufen, hieß es aus seinem Umfeld.
Gegen 16 Uhr steht ein kurzes Treffen mit Wowereit im Adlon an. Geplant ist ein kurzes Gespräch. Wowereit hat für den Besuch Obamas seinen Urlaub unterbrochen. Außerdem trägt sich der Gast in das Gästebuch der Stadt ein - das "Goldene Buch" der Stadt ist Staatsgästen vorbehalten. Einen offiziellen Gang durch das Brandenburger Tor wird es nicht geben. Möglicherweise wird Obama aber aber das Holocaust-Mahnmal besuchen.
Die Boeing 757 „Obama One“ landete um 10 Uhr
Kurz vor 10 Uhr landete der demokratische Präsidentschaftskandidat auf dem militärischen Teil des Flughafens Tegel landen. Obama fliegt mit seinem gerade fertig gestellten Wahlkampfjet, einer Boeing 757 mit dem Namen „Obama One“, deren Rumpf der Kampagnenslogan „Change we can believe“ ziert. Einen offiziellen Empfang auf dem Rollfeld gab es nicht. Danach ging es im Auto direkt ins Kanzleramt.
Am Abend will der designierte Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten vor der Siegessäule mit Blick auf das Brandenburger Tor seine Ansprache halten. Dabei soll es um die historischen Beziehungen zwischen den USA und Deutschland sowie um die Notwendigkeit der Stärkung der transatlantischen Beziehungen gehen, wie Obamas Büro in Chicago ankündigte.
Gary Smith, Direktor der American Academy, erwartet eine Veranstaltung mit historischen Dimensionen. Er gehe von mindestens 100.000 Zuschauern aus. Schätzungen reichen von 10.000 bis zu einer Million Besuchern. „Es werden viele Amerikaner da sein, aber auch viele Deutsche, vor allem junge Deutsche“, sagte er. „Ein wichtiger US-Kandidat hält eine einzige wichtige Rede in Europa, und das tut er nicht in London oder Paris, sondern in Berlin. Mit seiner Rede erkennt er die neue Rolle an, die Bundeskanzlerin Merkel für Deutschland im internationalen Gefüge übernommen hat.“ Smith: „Ich glaube, es wird eine historische Rede.“
Straße des 17. Juni wird zur Obama-Fanmeile
Die Rede soll gegen 19 Uhr beginnen und bis etwa 20 Uhr dauern. Einlass auf das Veranstaltungsgelände ist ab 16 Uhr. Ab 16 Uhr beginnt der Einlass zum Obama-Spektakel auf der Straße des 17. Juni. Für die Zuschauer, die weiter hinten stehen, wurden Großbildleinwände aufgebaut.
Um die Wartezeit bis zu der Rede des Präsidentschaftskandidaten zu verkürzen wurde eine zweite Bühne aufgebaut, auf der das musikalische Rahmenprogramm stattfinden soll. Der deutsche Reggeasänger Patrice und die deutsche Pop-Band Reamonn treten dort ab 17.30 auf. Davor und in den Pausen legt der britische Diskjockey Mantu auf. Imbiss- und Getränkestände sind ebenfalls aufgebaut - das Areal ist zur Obama-Fabnmeile umgerüstet worden.
Die Zuhörer an der Siegessäule müssen sich nach Angaben des Veranstalters auf Kontrollen durch Sicherheitsleute unmittelbar vor der Bühne einstellen. In einem Radius von rund 250 Metern um die Siegessäule waren am Mittwoch bereits mannshohe Zäune und Videoschirme aufgebaut. Ansonsten sei der Zugang zum Tiergarten offen, für den Straßenverkehr ist er aber nahezu komplett gesperrt. Am Abend werden auch Metalldetektoren auf der Straße des 17. Juni stehen, um die Zuschauer zu kontrollieren. Um die Sicherheit auf dem Veranstaltungsareal kümmern sich Sicherheitsleute Obamas.
Das Verbot von Transparenten und Plakaten bei der Rede Obamas stößt sogar bei seinen Landsleuten auf Kritik. „Es ist ein Anschlag auf die Meinungsfreiheit in Deutschland“, teilten die American Voices Abroad mit, eine Organisation in Deutschland lebender Amerikaner. Obamas Stab gehe es darum, Protest gegen den US-Einsatz in Afghanistan zu unterdrücken.
Die Berliner Polizei setzt zum Schutz des US-Senators während seines Aufenthalts rund 700 Beamte ein. Der Großteil davon wird rund um die Siegessäule zum Einsatz kommen. Der unmittelbare Personenschutz – auch im Hotel Adlon – wird wie bei amerikanischen Präsidenten vom Secret Service übernommen. Die Johanniter Unfallhilfe rät Besuchern, ausreichend nicht-alkoholische Getränke zu sich nehmen, dafür zu sorgen, dass die Kleidung dem Wetter angepasst ist und dass großes Gedränge vermieden wird.
Obama wird dann die Nacht im Adlon verbringen, wo er und sein Stab eine Reihe von Suiten gebucht haben. Gegen 10 Uhr am Freitag wird Obama dann seinen Berlin-Aufenthalt beenden und zunächst nach Paris abfliegen, bevor er seine Europareise in London abschließt.