Sie haben dann doch überrascht, die Zahlen. Schließlich weht im Handel derzeit ein sehr rauer Wettbewerbswind. Zalando hat sich aber offenbar richtig darauf vorbereitet, um im Rabattwirbel nicht unter Druck zu geraten. Das Geschäft des Berliner Online-Händlers jedenfalls lief in den ersten neun Monaten sehr gut, für das Gesamtjahr rechnet der Vorstand sogar mit schwarzen Zahlen – nach Steuern. Bisher war ein leichter Verlust einkalkuliert.
Rubin Ritter, im Vorstand zuständig für das operative Geschäft, sprach in Berlin von einem schwachen Marktumfeld. Das vierte Quartal sei eine Herausforderung, unter anderem wegen zahlreicher Rabattaktionen der Konkurrenz. Üblicherweise ist das letzte Vierteljahr für den Handel das wichtigste und umsatzstärkste. Trotz des Wettbewerbs ist Ritter aber zuversichtlich. „Wir denken, wir sind in guter Form“, sagte er. Er rechnet damit, dass das Gesamtjahr leicht profitabel wird. „Wir werden schneller als erwartet Anfang des Jahres in den schwarzen Zahlen sein.“ Es wäre das erste Mal, seit das Unternehmen 2008 gegründet wurde.
Loyale Käufergemeinde aufgebaut
Schon im dritten Quartal deutete sich an, dass die Berliner vieles richtig machen. Ritter sprach von sehr starken Zahlen und einem sehr starken Geschäft. Der Quartalsverlust sank von rund 51 Millionen Euro im Jahr 2013 auf 2,6 Millionen Euro. Traditionell läuft das Geschäft in diesen Monaten wegen zahlreicher Rabatte auf die Sommermode, die noch die Lager füllt, nicht so gut. Zalando legte beim Umsatz aber im Vergleich zum Vorjahresquartal von 404 auf 501 Millionen Euro zu.
Zalando schneidet aus Sicht Ritters besser als der Markt ab, weil „das Unternehmen unter anderem eine loyale Käufergemeinde aufgebaut hat“. Dazu trägt unter anderem bei, dass Zalando kostenlose Retouren garantiert. Für das Unternehmen ist das teuer, die Kunden lieben es aber offenbar. Ein Test im Sommer, die Kosten hier zu senken, hat die Bestellzahlen einbrechen lassen. Und Zalando kann sich die kostenlosen Retouren offenbar leisten.
Deutschsprachige Kernmärkte im Plus
In den ersten neun Monaten setzte der Konzern 1,55 (Vorjahreszeitraum: 1,21) Milliarden Euro um. Der Betriebsgewinn betrug rund eine Million Euro. Zum Vergleich: In den ersten neun Monaten 2013 war noch ein Verlust von 126 Millionen Euro angefallen. In den Kernmärkten Deutschland, Österreich und Schweiz wies Zalando von Januar bis September sogar einen Gewinn von 29,9 Millionen Euro vor Zinsen und Steuern aus. Geld verliert das Unternehmen noch in den nicht-deutschsprachigen Ländern ein. Allerdings sinken die Verluste deutlich.
In den vergangenen Wochen entwickelte sich das Geschäft mit Produkten der britischen Marke Topshop, die Zalando seit dem Herbst vertreibt, offenbar sehr erfreulich. Diesen Effekt erhofft sich das Unternehmen auch von einer anderen Zusammenarbeit: Vom kommenden Jahr an verkaufen die Berliner Mode der US-Kette Gap, die sich vor zehn Jahren aus Deutschland verabschiedet hatte. Zum guten Geschäft bisher habe auch beigetragen, dass jetzt überall Express-Zustellung möglich sei, sagte Ritter. Zalando liefert aus seinen drei zentralen Logistikzentren in Brieselang westlich Berlins, Erfurt und Mönchengladbach in 15 Länder. Neben Deutschland zum Beispiel nach Frankreich, Italien und Polen.
Für das kommende Jahr rechnet Ritter mit profitablem Wachstum. Neue Logistikzentren sind erst einmal nicht geplant. Die bestehenden seien so ausgelegt, dass Zalando auch die doppelte Menge an Waren bewältigen könne, sagte er. Geld will das Unternehmen vor allem in Technik stecken. Auch das Mobilangebot soll ausgebaut werden. Rund 40 Prozent aller Interessenten steuern die Zalando-Seiten über Smartphones oder Tabletcomputer an. Derzeit hat der Konzern 14,1 Millionen Kunden. Den Markt in Europa beziffert er auf 420 Milliarden Euro.
Aktienkurs übertrifft endlich Erstnotierung
Der Aktienkurs Zalandos, der seit dem Börsengang Anfang Oktober gelitten hatte, legte nach Bekanntgabe der Zahlen kräftig zu und übertraf erstmals den Ausgabekurs. Zalando ist jetzt an der Börse rund 4,93 Milliarden Euro wert, mehr als der Berliner Medienkonzern Axel Springer (4,68 Milliarden Euro), aber weniger als der größte börsennotierte Berliner Konzern, das Internetunternehmen Rocket Internet (7,28 Milliarden Euro).
Zalando war am 1. Oktober mit einem Preis von 21,50 Euro an die Börse gegangen. Derzeit befinden sich zehn Prozent der Aktien in Streubesitz. Größter Anteilseigner ist die schwedische Investmentfirma Kinnevik mit rund 32 Prozent. Gut 15 Prozent gehören Global Founders Capital, eine Risikokapitalgesellschaft, hinter der die drei Brüder Alexander, Marc und Oliver Samwer stehen. Dem Unternehmer Andres Holch Povlsen gehören rund 9,4 Prozent. Der Däne ist Eigentümer des Modekonzerns Bestseller, der unter anderem die Marken Jack&Jones, Vero Moda und Name it besitzt.
Robert Gentz und David Schneider hatten Zalando 2008 gegründet. Sie kopierten den US-Schuhhändler Zappos. Geld kam von Rocket Internet und den Samwer-Brüdern. Zunächst verkaufte das Unternehmen Flipflops. Inzwischen bietet der Konzern auch Kleidung und Accessoires an. Ritter ist seit 2010 dabei. Zalando beschäftigte Ende September 7176 (6592) Mitarbeiter, rund 4000 davon in der Region Berlin.